Substanzgebrauchsstörungen/Fachartikel: Unterschied zwischen den Versionen

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Sensation Seeking, das bei Jungen und Männern im Allgemeinen höher ausgeprägt ist, wird oft als Mediatorvariable für den Zusammenhang zwischen pubertärer Entwicklung und frühem Substanzkonsum bzw. -missbrauch genannt. Bei Mädchen ergibt sich eine erhöhte Inzidenz von [[Depression/Fachartikel | Depression]] und [[Angststörungen/Fachartikel | Ängstlichkeit]] während der Pubertät. Diese Erkrankungen korrelieren mit (erhöhtem) Substanzkonsum.<ref name= "Kuhn"/>
 
Sensation Seeking, das bei Jungen und Männern im Allgemeinen höher ausgeprägt ist, wird oft als Mediatorvariable für den Zusammenhang zwischen pubertärer Entwicklung und frühem Substanzkonsum bzw. -missbrauch genannt. Bei Mädchen ergibt sich eine erhöhte Inzidenz von [[Depression/Fachartikel | Depression]] und [[Angststörungen/Fachartikel | Ängstlichkeit]] während der Pubertät. Diese Erkrankungen korrelieren mit (erhöhtem) Substanzkonsum.<ref name= "Kuhn"/>
  
Insgesamt gestaltet sich die Pubertät als kritische Phase, da Jugendliche einerseits empfänglicher für Belohnungseffekte von Substanzen sind, andererseits aversive Effekte (z. B. Nebenwirkungen) weniger stark empfunden werden.<ref name= "Carroll/> Beide Merkmale können zu einer positiven Verzerrung gegenüber der Drogenerfahrung führen. Erschwerend kommt hinzu, dass während der Pubertät auf neuronaler Ebene viele Veränderungen stattfinden, sodass ein erhöhter Substanzkonsum im Jugendalter schwerwiegende Folgen haben kann. Beispielsweise kann die Funktionalität im präfrontalen Kortex sich so verändern (abgeschwächte Top-down-Kontrolle) , dass das impulsive Verhalten zunimmt, worin ein Risikofaktor für Substanzmissbrauch liegen könnte.<ref name= "Carroll/>
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Insgesamt gestaltet sich die Pubertät als kritische Phase, da Jugendliche einerseits empfänglicher für Belohnungseffekte von Substanzen sind, andererseits aversive Effekte (z. B. Nebenwirkungen) weniger stark empfunden werden.<ref name= "Carroll/> Beide Merkmale können zu einer positiven Verzerrung gegenüber der Drogenerfahrung führen. Erschwerend kommt hinzu, dass während der Pubertät auf neuronaler Ebene viele Veränderungen stattfinden, sodass ein erhöhter Substanzkonsum im Jugendalter schwerwiegende Folgen haben kann. Beispielsweise kann die Funktionalität im präfrontalen Kortex sich so verändern (abgeschwächte Top-down-Kontrolle), dass das impulsive Verhalten zunimmt, worin ein Risikofaktor für Substanzmissbrauch liegen könnte.<ref name= "Carroll/>
  
 
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Version vom 2. März 2017, 13:21 Uhr


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Epidemiologie[Bearbeiten]

Inzidenz/Prävalenz[Bearbeiten]

Einer Studie von 2013 zufolge sind in Deutschland 31.2 Prozent der Männer und 15.2 Prozent der Frauen in ihrem Leben mindestens einmal von irgendeiner Substanz abhängig.[1] Die deutlich höhere Prävalenz an jemals betroffenen männlichen Personen ergibt sich für verschiedene aktuelle Erhebungen: So ist die Prävalenz des allgemeinen, riskanten oder abhängigkeitsinduzierten Konsums für die meisten Substanzen bei Männern höher als bei Frauen, wobei sich für einige Substanzen Angleichungstendenzen zeigen.[2] Die höhere Prävalenz des männlichen Geschlechtes hinsichtlich der meisten Substanzen äußert sich i. d. R. erst in Kohorten des jungen Erwachsenenalters. Darüber hinaus konsumieren Männer meist eine größere Menge derselben Substanz. So zeigen sich Geschlechtsunterschiede in dem Bereich des höchsten angegebenen Konsums am deutlichsten. Dennoch gibt es Hinweise darauf, dass sich die Prävalenzen beider Geschlechter (insbesondere beim Rauchen) annähern, d. h. in jüngeren Kohorten sind die Geschlechtsunterschiede am geringsten, in älteren Kohorten am höchsten. Vermutet werden kann, dass diese Kohorteneffekte einen kulturellen Wandel widerspiegeln. War Rauchen bei Frauen früher nicht gut angesehen, ist es heutzutage gesellschaftlich akzeptiert. Zu überprüfen gilt, ob es sich tatsächlich um ein kulturelles Phänomen handelt oder ob die Unterschiede in den Kohorten stabile Werte über verschiedene Lebensabschnitte darstellen. Weitere Forschung ist diesbezüglich nötig.[3]

Die 12-Monats-Prävalenzen der Abhängigkeit (nach DSM-IV) von legalen und illegaler Substanzen sind Grafik 1 und 2 zu entnehmen. Substanzspezifische epidemiologische Daten erhalten Sie unter nachfolgenden Links:


Grafik 1. 12-Monats-Prävalenz der Abhängigkeit von Alkohol und Nikotin (nach DSM-IV); n = 9084, Alter: 18-64 [Quelle: GenderMed-Wiki, nach Pabst et al. (2013)]


Grafik 2. 12-Monats-Prävalenz der Abhängigkeit von Cannabis, Kokain und Amphetaminen (nach DSM-IV); n = 9084, Alter: 18-64 [Quelle: GenderMed-Wiki, nach Pabst et al. (2013)]


Amphetamine[Bearbeiten]

Orientierend an einer Erhebung von Papst et al. (2013), haben in Deutschland in einem Ein-Jahres-Zeitraum mehr Männer als Frauen Amphetamine konsumiert (12 Monats-Prävalenz von 1.2 Prozent versus 0.3 Prozent, Selbstangabe). Unter Männern liegt die Prävalenz von Amphetamin-Missbrauch bei etwa 0.3 Prozent und für Amphetamin-Abhängigkeit bei 0.2 Prozent (nach DSM-IV), bei Frauen konnte weder Missbrauch noch Abhängigkeit identifiziert werden. Betrachtet nach Altersgruppen folgt die Prävalenz von Amphetamin-Missbrauch keiner Tendenz (weder mit dem Alter zunehmend noch abnehmend). Die meisten Personen mit Amphemtamin-Abhängigkeit befanden sich in der Altersgruppe von 25 bis 29 Jahren (ein Prozent), gefolgt von 18 bis 20 Jahren (0.4 Prozent) und 21 bis 24 Jahren (0.1 Prozent). In allen anderen Altersgruppen konnten keine Abhängigkeiten identifiziert werden.[2]

Medikamente[Bearbeiten]

Die geschlechterspezifischen 12-Monats-Prävalenzen der Abhängigkeit von Schmerzmitteln, Schlafmitteln und Beruhigungsmitteln sind Grafik 3 zu entnehmen. Wichtig ist, dass die Medikamenteneinnahme weniger zu Genuss- und Rauschzwecken, sondern in erster Linie aufgrund ihrer therapeutischen Wirkung und nach ärztlicher Verordnung erfolgt. Ein klarer Geschlechterunterschied zeigt sich nur bezüglich der Abhängigkeit von Schmerzmitteln (höhere Prävalenz bei Frauen).

Grafik 3. 12-Monats-Prävalenz der Medikamentenabhängigkeit (nach DSM-IV); n= 9084, Alter: 18-64 [Quelle: GenderMed-Wiki, nach Pabst et al. (2013)]

Schmerzmittel
In Deutschland nehmen mehr Frauen als Männer innerhalb eines Jahres Schmerzmittel ein (68 Prozent versus 56.1 Prozent) und konsumieren diese häufiger auch täglich (Ein-Monats-Prävalenz von 4.6 Prozent versus 3.8 Prozent). Auch waren die DSM-IV-Kriterien für Missbrauch (8.8 Prozent versus 8.5 Prozent) und Abhängigkeit (3.7 Prozent versus 3 Prozent) bei Frauen öfter als bei Männern erfüllt.[2]
Schlafmittel
Die 12-Monats-Prävalenz von Schlafmittel-Konsum in Deutschland ist bei Frauen mit 6.8 Prozent höher als bei Männern mit 4.2 Prozent. Die Rate des täglichen Konsums liegt bei Frauen mit 0.8 Prozent etwas über der von Männern mit 0.7 Prozent. Bezüglich Schlafmittel-Missbrauch (nach DSM-IV) ergibt sich kein Geschlechterunterschied (jeweils 0.8 Prozent). Dagegen leiden Frauen mit 0.9 Prozent etwas häufiger an Schlafmittel-Abhängigkeit (auch nach DSM-IV) als Männer mit 0.8 Prozent. Die Häufigkeit der Einnahme sowie die tägliche Einnahme steigt tendenziell über die Altersgruppen hiweg an, während Missbrauch und Abhängigkeit über diese relativ gleich verteilt sind.[2]
Beruhigungsmittel
In Deutschland nehmen 6.2 Prozent der Frauen, aber nur 4.6 Prozent der Männer innerhalb eines Jahres irgendein Beruhigungsmittel zu sich. Bei Frauen ergibt sich zudem eine etwas höhere tägliche Einnahme (1.3 Prozent versus 1.1 Prozent). Geschlechterunterschiede bezüglich Missbrauch bestehen nicht (jeweils 0.8 Prozent, nach DSM-IV), jedoch sind Männer etwas häufiger abhängig (1.4 Prozent versus 1.3 Prozent, nach DSM-IV). Für alle genannten Einnahmemerkmale ist ein Trend zu höheren Werten im Alter zu erkennen.[2]
Weitere Medikamente
Anregungsmittel (Psychostimulanzien, z. B. bei ADHS oder Narkolepsie) werden in Deutschland häufiger von Männern konsumiert (12-Monats-Prävalenz von 1.2 Prozent versus 0.7 Prozent; täglich 0.3 Prozent versus 0.2 Prozent). Der Konsum fand besonders in jüngeren bis mittleren Kohorten statt (18 bis 39 Jahre). Frauen nehmen in Deutschland innerhalb eines Jahres mit höherer Wahrscheinlichkeit Appetitzügler ein (0.6 Prozent versus 0.2 Prozent), aber Männer tun dies häufiger täglich (0.2 Prozent versus 0.1 Prozent). In jüngeren bis mittleren Kohorten ist der Konsum am stärksten ausgeprägt.[2]

Weitere Substanzen in Kurzform[Bearbeiten]

Die 12-Monats-Prävalenz des Konsums der folgenden (illegalen) Substanzen war in Deutschland bei Männern jeweils höher als bei Frauen: Ecstasy (0.7 Prozent versus 0.1 Prozent), LSD (0.5 Prozent versus 0.1 Prozent), Heroin (0.3 Prozent versus 0.1 Prozent), Crack (0.2 Prozent versus <0.0 Prozent), Pilze (0.5 Prozent vs. 0.1 Prozent), Spice (0.3 Prozent versus <0.0 Prozent) sowie andere Opiate (0.4 Prozent versus 0.3 Prozent).[2]

Risikofaktoren und protektive Faktoren[Bearbeiten]

Die meisten Risikofaktoren für die Entwicklung einer Abhängigkeitserkrankung unterscheiden sich nicht zwischen Männer und Frauen. Dennoch gibt es auch einige geschlechtsspezifische Risikofaktoren, die im Folgenden erläutert werden.

Impulsivität, Sensation Seeking, Selbstregulation[Bearbeiten]

Impulsivität, Sensation Seeking sowie Selbstregulation gelten als essenzielle Prädiktoren für das Entwickeln einer Abhängigkeit, die von beiden Geschlechtern geteilt werden.[3] Wichtig dabei ist, dass inhibitorische Kontrolle und Substanzkonsum sich gegenseitig beeinflussen (so schwächt Substanzkonsum seinerseits die Fähigkeit zur Verhaltenskontrolle).[4]

Werte für Sensation Seeking sowie Impulskontrolle (Selbsteinschätzung) sind zwischen Männern und Frauen unterschiedlich und stehen im Zusammenhang mit der pubertären Entwicklung:[5]Auch wenn während der Pubertät beide Geschlechter erhöhte Werte erreichen, so zeigen heranwachsende Frauen generell geringere Ausprägungen als heranwachsende Männer hinsichtlich beider Persönlichkeitsmerkmale. Dieser Unterschied erreicht nach der Pubertät seinen Höhepunkt. Typischerweise setzt die Pubertät bei Mädchen früher ein, sodass sie aufgrund der damit zusammenhängenden Veränderungen schon in jüngeren Jahren vulnerabel für Substanzkonsum werden.

Impulsivität wird oft in zwei Varianten unterteilt:[6] Impulsive Auswahl ("impulsive choice") beschreibt dabei ein Verhalten, das ohne Bedenken zukünftiger Konsequenzen geschieht, was sich in experimentellen Studien meist durch die Präferenz einer kleinen, aber direkten Belohnung statt einer größeren, aber späteren Belohnung zeigt. Impulsives Handeln ("impulsive action") beschreibt hingegen das Unvermögen, eine Reaktion zurückzuhalten, bis eine gewisse Zeit signalisiert wird (z. B. operationalisiert durch ein Stoppsignal, nach dessen Darbietung keine vorher zu drückende Taste mehr betätigt werden soll). Während beide Formen der Impulsivität mit Substanzmissbrauch assoziiert werden, korrelieren vor allem höhere Ausprägungen der Impulsivitätsvariante impulsive Auswahl mit einer diagnostizierten Abhängigkeit.[7] Auch wenn es nur wenige Studien gibt, in denen die Impulsivitätsvariante impulsive Auswahl an Tieren untersucht wurde, deuten diese auf moderat höhere Werte zugunsten weiblicher Tiere hin.[8] Geschlechtsspezifische Differenzen bezüglich der Ausprägung der Impulsivitätsvariante impulsive Auswahl sind bei Menschen weniger eindeutig; konsistente Ergebnisse bestehen nicht. Dennoch wurden einige Trends gefunden:[8]
Hinsichtlich impulsiver Auswahl zeigen Frauen bei hypothetischen Belohnungen höhere Werte, Männer hingegen bei tatsächlichen Belohnungen. Bezüglich impulsiven Handelns weisen männliche Labortiere insbesondere unter Berücksichtigung von Geschlechtshormonen höhere Werte auf, während Unterschiede bei Menschen in mäßigem Umfang und aufgabenspezifisch (d. h. bei Continuous Performance Tasks und Go/No-go Tasks sind Männer impulsiver, bei Stoppsignalaufgaben Frauen) zu beobachten sind.[9]

Es hat sich in einigen Studien gezeigt, dass Frauen während des Substanzkonsums impulsiver handeln als Männer. Dagegen handeln in den Kontrollgruppen (also ohne zu konsumieren) männliche Versuchspersonen ebenso impulsiv oder impulsiver als weibliche Versuchspersonen. Daraus kann geschlossen werden, dass eine geschlechtsspezifische Kovarianz zwischen impulsivem Handeln und Substanzmissbrauch besteht.[6] Impulsives Verhalten bei Frauen ist zudem zyklusabhängig:[10] Frauen sind während der Follikelphase am wenigsten impulsiv, womit sich eventuell auch entscheidende Unterschiede zwischen Studien erklären lassen. Zurückgeführt werden kann die geschlechtsspezifische Ausprägung der intentionalen Kontrolle eventuell auf Unterschiede des orbitofrontalen Cortex (OFC), dessen Wirkung bei impulsiven Entscheidungen gut dokumentiert ist:[4] Der OFC ist bei Frauen größer, weist einen geringeren Glukoseverbrauch auf, die Rezeptoren für Östrogene und Androgene sind dort dichter besiedelt und die Konnektivität mit dem präfrontalen Cortex sowie dem dorsalen Striatum ist höher. Darüber hinaus ist das Volumen des präfrontalen Cortex bei jungen Alkoholkonsumentinnen im Vergleich zu jungen Alkoholkonsumenten (jeweils 15 bis 17 Jahre) und gleichgeschlechtlichen Kontrollen geringer. Daraus lässt sich schließen, dass das biologische Geschlecht den Einfluss von Substanzen auf die Morphologie und die Aktivierung kortikaler Bereiche, die mit Impulsivität in Verbindung stehen, modulieren könnte.[11]

Mesolimbisches System[Bearbeiten]

Das mesolimbische System mit seinen dopaminergen Pfaden spielt eine entscheidende Rolle bei Prozessen, welche einem Abhängigkeitssyndrom zugrunde liegen.[4] Dabei könnte eine veränderte Funktionsweise von Arealen im mesolimbischen System sowohl eine der Ursachen für die Entwicklung einer Abhängigkeit als auch Konsequenz dieser sein. Geschlechtsunterschiede finden sich in Tierstudien unter anderem hinsichtlich der Dopaminkonzentration im Striatum, wo zudem Östrogene (nur bei weiblichen Tieren) einen geschlechtsspezifischen Effekt auf die Bindung von dopaminergen D2-Rezeptoren bei kastrierten Nagern hatten.[12] Bei Nagern zeigen sich zudem hinsichtlich der Eigenschaften und Plastizität der mesolimbischen dopaminergen Neuronen geschlechtsbedingte Unterschiede, welche möglicherweise dazu beitragen können, das schnellere Lernen des Substanzkonsums bei weiblichen Nagern (das auch bei Frauen beobachtet wird) zu erklären.[13]

Beginn der Pubertät und ihr Verlauf[Bearbeiten]

Während der Pubertät finden Entwicklungsprozesse auf biologischer, sozialer und umweltbezogener Ebene statt, deren Interaktionen es schwierig machen, eindeutige Zusammenhänge herauszustellen. Das Eintrittsalter der Pubertät, erhöhte Werte in Persönlichkeitsmerkmalen wie Sensation Seeking und Impulsivität sowie Komorbiditäten (z. B. ADHS, Depression) gelten als wichtige Risikofaktoren bei Heranwachsenden beider Geschlechter. Dennoch bestehen bei allen Faktoren bezüglich der Effektstärke geschlechtsspezifische Unterschiede, die sich während der Pubertät entwickeln und im Erwachsenenalter meist am stärksten ausgeprägt sind.[3] Somit sind diese Veränderungen nur in einem zeitlichen, entwicklungsbezogenen Zusammenhang zu verstehen und werden nachfolgend einzeln beschrieben.

In einer Längsschnittstudie hatten Heranwachsende, die angaben, weiter als Gleichaltrige in der pubertären Entwicklung zu sein, in den letzten drei Monaten mit höherer Wahrscheinlichkeit Zigaretten, Alkohol sowie Marihuana konsumiert, was größtenteils auf Unterschiede des Konsums im Alter von elf Jahren zurückgeführt werden kann.[14] Da Mädchen die Pubertät früher erreichen (und schon mit elf Jahren klare Zusammenhänge zwischen Substanzkonsum und der eigenen Angabe der pubertären Entwicklung bestehen) sind Mädchen während der Pubertät womöglich vulnerabler für einen Ersteinstieg als Jungen. Sensation Seeking, das bei Jungen und Männern im Allgemeinen höher ausgeprägt ist, wird oft als Mediatorvariable für den Zusammenhang zwischen pubertärer Entwicklung und frühem Substanzkonsum bzw. -missbrauch genannt. Bei Mädchen ergibt sich eine erhöhte Inzidenz von Depression und Ängstlichkeit während der Pubertät. Diese Erkrankungen korrelieren mit (erhöhtem) Substanzkonsum.[3]

Insgesamt gestaltet sich die Pubertät als kritische Phase, da Jugendliche einerseits empfänglicher für Belohnungseffekte von Substanzen sind, andererseits aversive Effekte (z. B. Nebenwirkungen) weniger stark empfunden werden.[6] Beide Merkmale können zu einer positiven Verzerrung gegenüber der Drogenerfahrung führen. Erschwerend kommt hinzu, dass während der Pubertät auf neuronaler Ebene viele Veränderungen stattfinden, sodass ein erhöhter Substanzkonsum im Jugendalter schwerwiegende Folgen haben kann. Beispielsweise kann die Funktionalität im präfrontalen Kortex sich so verändern (abgeschwächte Top-down-Kontrolle), dass das impulsive Verhalten zunimmt, worin ein Risikofaktor für Substanzmissbrauch liegen könnte.[6]

Komorbiditäten[Bearbeiten]

Eine Substanzgebrauchsstörung geht oft mit einer komorbiden psychischen Störung einher, welche das Fortschreiten des Substanzgebrauchs beschleunigen kann.[3] Zu diesen psychischen Erkrankungen gehören Ängstlichkeit, Depression, bipolare Störung, Verhaltensstörungen und die Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung (ADHS). Geschlechtsunterschiede, die sich meist während der Jugend ausprägen, bestehen dabei für jede dieser Erkrankungen:[3] Bei Männern sind komorbide Verhaltensstörungen und ADHS höher. Bei männlichen Jugendlichen erweisen sich diese Erkrankungen zudem als Risikofaktoren für Substanzmissbrauch. Eine hohe Quote von Verhaltensstörungen wurde auch bei weiblichen Jugendlichen festgestellt, die problematischen Substanzkonsum aufweisen. Depression, Ängstlichkeit und bipolare Störung werden bei Frauen öfter komorbid beobachtet. Folge dieser Erkrankungen ist dann häufig der Konsum von Alkohol, um manische Symptome zu bekämpfen bzw. depressive Symptome zu lindern. Dabei war bei substanzmissbrauchenden weiblichen Jugendlichen nur die Prävalenz einer Major Depression höher, während das Verhältnis bei Dysthymie und einer doppelten Depression zwischen den Geschlechtern gleich war.

Traumatische Erfahrungen (insbesondere während der Kindheit) stehen im Zusammenhang mit Substanzmissbrauch. Dabei werden deutlich mehr Frauen Opfer sexuellen Missbrauchs als Männer (Prävalenz bei Frauen c.a. 26.5 Prozent, bei Männern c.a. 4 Prozent).[15] Außerdem konnte festgestellt werden, dass sexuelle Missbrauchserfahrungen nur bei Frauen mit problematischem Substanzmissbrauch assoziiert wurden.

In einer weiteren Studie wurde die Verbindung zwischen fünf Formen von Kindesmisshandlung (physischer, sexueller und emotionaler Missbrauch sowie physische und emotionale Vernachlässigung) und verschiedenen Substanzgebrauchsstörungen untersucht.[16] Dabei wurde herausgefunden, dass alle fünf Formen mit einer erhöhten Wahrscheinlichkeit für Substanzmissbrauch bei Frauen einhergingen, bei Männern jedoch einige Formen (physische und emotionale Vernachlässigung) keinen Zusammenhang mit Missbrauch bestimmter Substanzen (Heroin, Amphetamine und Kokain) aufwiesen. Nachdem in einem weiteren Analyseschritt mentale Störungen des DSM (Achse I und II) berücksichtigt wurden, wurde die Stärke des Zusammenhangs zwischen Kindesmisshandlung und Substanzgebrauchsstörungen nach unten korrigiert, wobei viele ihre statistische Signifikanz behielten. Das Vorliegen von Kindesmisshandlung erweist sich zwar bei beiden Geschlechtern als Prädiktor für das Einstiegsalter und die Heftigkeit des Substanzmissbrauchs, jedoch sind diese Zusammenhänge bei Frauen stärker ausgeprägt.[17] Insgesamt sind Frauen häufiger Opfer von Misshandlung, was häufiger zu Substanzmissbrauch führt. Aber auch für Männer stellt Misshandlung unter Umständen einen Risikofaktor dar.

Geschlechtshormone[Bearbeiten]

Eine isolierte Betrachtung des Einflusses von Geschlechtshormonen auf Substanzkonsum gestaltet sich als schwierig, da dabei stets eine Interaktion mit relevanten sozialen und biologischen Systemen und Entwicklungsprozessen stattfindet.[18] Für das Verständnis von Abhängigkeiten hat sich dennoch als fundamentaler Geschlechtsunterschied herausgestellt, dass Östradiol bei weiblichen Versuchstieren sowie bei Probandinnen sowohl das Aufsuchen von Substanzen als auch die belohnenden Effekte des Substanzkonsums erhöht, während dies bei männlichen Versuchstieren und männlichen Probanden nicht der Fall ist.[6][19] Der weibliche Zyklus stellt sich damit als ein wichtiger Faktor dar: In der ersten Zyklusphase (Follikelphase) steigt Östradiol stark an, womit auch das Craving (Verlangen nach einer bestimmten Substanz) stärker wird, während in der zweiten Zyklusphase (Lutealphase) der Anstieg von Progesteron diesen Geschlechtsunterschied ausgleicht. Auf vergleichbare Weise stellt der chronische Gebrauch von oralen Kontrazeptiva, die auf den natürlichen Hormonkreislauf einwirken, einen Risikofaktor für Frauen dar.[18]

Bezüglich der männlichen Geschlechtshormone hat sich insbesondere das Testosteron-Level beider Geschlechter als prädiktiv für Alkoholkonsum erwiesen.[20] Dabei ist zu beachten, dass Alkoholkonsum zunächst das Testosteron-Level bei beiden Geschlechtern erhöht, allerdings führt chronischer Alkoholkonsum bei Männern dann zu einem niedrigeren Testosteron-Level, was bei Frauen nicht der Fall ist. Studien legen nahe, dass die Wirkung von Testosteron auf Substanzkonsum durch ein erhöhtes impulsives Verhalten oder Sensation Seeking vermittelt wird.[3]

Soziale Beziehungen[Bearbeiten]

Dass sozialer Kontakt zu Personen, die Drogen konsumieren, die Wahrscheinlichkeit erhöht, selbst Drogen zu nehmen, wird allgemein vertreten, wenngleich die dafür eingesetzten Untersuchungsparadigmen schwierig zu realisieren oder uneindeutig zu interpretieren sind.[21] In Tierversuchen mit jugendlichen Ratten hat sich bei beiden Geschlechtern mit vergleichbaren Effektstärken für soziale Settings herausgestellt, dass zumindest Alkohol, Nikotin und Kokain soziale Interaktionen oder Belohnungen erhöhen, was den Substanzkonsum in einer Gruppe fördert.[3] Allerdings blieb bei diesen Studien innerhalb von Dyaden das Geschlecht des Partners oder der Partnerin meist unberücksichtigt. Dabei kann das Geschlecht sehr wohl einen Unterschied bewirken, wie in einer weiteren Tierstudie verdeutlicht wurde. Hier moderierte das Geschlecht die Höhe des Zusammenhangs zwischen sozialer Interaktion und Alkoholkonsum.[22]

Bei Menschen scheint für Jungen früher (im Alter von zehn bis zwölf Jahren) ein höheres Risiko für Drogeneinstieg durch Drogen konsumierende Gleichaltrige zu bestehen.[23] In derselben Studie zeigten Mädchen erst im Alter von 16 Jahren den durch das Verhalten Gleichaltriger vermittelten Zusammenhang zwischen Enthemmung und dem Gebrauch illegaler Substanzen. Andererseits zeigt sich bereits ab der Jugend, dass Mädchen und Frauen in höherem Umfang durch den Substanzkonsum (zumindest nachgewiesen für Alkohol und Zigaretten) des romantischen Partners beeinflusst werden als Jungen und Männer.[3]

Pathophysiologie[Bearbeiten]

Bezüglich der geschlechtsspezifischen Aspekten der Pathophysiologie gilt es einige methodische Besonderheiten der Forschung zu berücksichtigen:[6] Zumeist basiert die Forschung auf Paradigmen, die substanznaive Tiere, niedrige bis moderate Dosen und/oder vergleichsweise anspruchsvolle Zeitpläne der Verstärkung einsetzen. Festgehalten werden kann, dass Geschlechtsunterschiede weniger wahrscheinlich unter Einsatz hoher Dosen oder bei einem sehr einfachen Zugang zur Substanz gefunden werden, da Ceiling-Effekte auftreten können. In Studien am Menschen sind die Teilnehmenden nicht substanznaiv. Zudem gibt es verschiedene, beeinflussende Umweltfaktoren und aktuell verfügbare, konkurrierende Belohnungen können die Angabe von Belohnungseffekten bei Selbsteinschätzung beeinflussen. Auch besteht ein wichtiger Unterschied darin, dass das Ausmaß des Substanzmissbrauchs bei Tieren durch den tatsächlichen Konsum der Substanz operationalisiert wird, bei Menschen hingegen Selbsteinschätzungen oder hypothetische Entscheidungen verwendet werden müssen.

Obwohl Männer fast alle Substanzen mehr konsumieren und höhere Prävalenzen für Substanzgebrauchsstörungen aufweisen, entwickeln Frauen eine Abhängigkeit schneller und durchlaufen typische Phasen des Substanzkonsums früher bzw. schneller (d. h. geringeres Einstiegsalter, früherer Eintritt in Rehabilitation, kürzere Zeit der Substanzabstinenz).[24] Auch bei weiblichen Nagetieren kann ein schnelleres Aneignen von Substanzkonsum und -abhängigkeit für Nikotin, Kokain, Amphetamine und Alkohol beobachtet werden. Zudem gibt es Hinweise darauf, dass ein erhöhter Konsum mit geschlechtsspezifischen Neuroadaptationen in Verbindung steht.[3] Dieser Geschlechtsunterschied wird darauf zurückgeführt, dass Frauen aufgrund der Aktivität von Östrogen empfänglicher für Belohnungseffekte psychoaktiver Substanzen sind.[25] Damit zusammenhängend variiert die subjektive Wirkung von Substanzen bei Frauen je nach Zyklus. D. h. in der Follikelphase sind die Verstärkungsmechanismen bei Frauen aufgrund des ausgeschütteten Östradiols stärker, während Progesteron in der zweiten Phase eine inhibitorische Wirkung entfaltet.[26] In einer fMRT-Studie konnte bestätigt werden, dass das Belohnungssystem während der mittleren Follikelphase stärker als sonst auf psychoaktive Substanzen reagiert.[27]

Der Umstand, dass Frauen einen beschleunigten Verlauf vom Initialkonsum bis zur Abhängigkeit und zum Beginn der ersten Behandlung haben, hat sich für Opioid-, Cannabis- und Alkoholabhängigkeit bewährt und wird in der Literatur als telescoping effect bezeichnet.[28] Mit dem telescoping effect ist dabei nicht nur ein schnellerer Verlauf der Abhängigkeit assoziiert, sondern Frauen weisen zudem bei ihrer ersten Behandlung stärkere medizinische, behaviorale oder soziale Probleme als Männer auf, obwohl sie eine bestimmte Substanz durchschnittlich weniger und über eine geringere Zeitspanne konsumiert haben.[29] Damit werden grundlegende Geschlechtsunterschiede bezüglich der Pharmakokinetik und Pharmakodynamik nahegelegt (siehe hierzu auch Pharmakologische Grundlagen).

Substanzspezifische Daten zur Pathophysiologie erhalten Sie unter nachfolgenden Links:

Klinik[Bearbeiten]

Symptome[Bearbeiten]

Bedingt durch den telescoping effect zeigen Frauen, die eine Behandlung aufsuchen, häufig eine stärkere Abhängigkeit sowie eine höhere Prävalenz komorbider psychischer Störungen.[30] Sowohl Craving als auch Entzugserscheinungen sind bei Frauen stärker ausgeprägt.[30] Zudem können sich die Auslöser des Cravings zwischen den Geschlechtern unterscheiden: Gründe für das Rauchen sind bei Männern öfter Verstärkungseffekte, während bei Frauen Emotionsregulation und Reaktivität auf Hinweisreize häufiger vertreten sind.[19] Bei Alkohol geben Frauen öfter Coping als Grund für den Konsum an, während Männer häufiger Spaß als Motivation nennen.[3] Frauen mit sehr hohem Alkoholkonsum reagieren zudem auf Stress und soziale Probleme sensibler mit Craving und Rückfall, während Männer sensibler für substanzassoziierte Reize sind. Verhaltensanalogien zeigen sich auch in Tierversuchen mit weiblichen und männlichen Nagern.[31]

Diagnostik[Bearbeiten]

Für eine valide und umfassende Diagnostik sind grundsätzlich folgende geschlechtsspezifischen Aspekte zu beachten: Abhängige Frauen suchen weniger häufig spezifische Einrichtungen auf, sondern bitten eher in allgemeinmedizinischen Praxen um Unterstützung, was u. a. mit dem sozialen Stigma, Abhängigkeit wäre eine „männliche Störung“, zusammenzuhängen scheint.[32] Da Frauen darüber hinaus häufiger an komorbiden Störungen leiden, erhöht sich die Wahrscheinlichkeit einer Diagnose, in welcher die Abhängigkeit womöglich nicht richtig berücksichtigt wird. Beispielsweise wird häufig die Einzeldiagnose einer Depression gestellt, wobei die Betroffene zusätzlich versucht, Symptome durch Substanzmissbrauch zu bewältigen. Diesbezüglich ist auch der umgekehrte Fall zu berücksichtigen: Bei Männern besteht in der Psychiatrie das Phänomen der sogenannten Depressionsblindheit, was dazu führt, dass trotz gleicher Symptomausprägung bei Frauen eher eine Depression diagnostiziert wird als bei Männern.[33] Es kann somit dazu kommen, dass lediglich eine Abhängigkeitsstörung erkannt wird, die komorbiden depressiven Symptome dagegen vernachlässigt werden. Insgesamt muss für beide Geschlechter bezüglich der psychiatrischen Komorbiditäten, aber auch bezüglich der Anreizmotivation mehr Aufmerksamkeit bestehen.

Management von Patienten und Patientinnen[Bearbeiten]

Therapie[Bearbeiten]

Interaktion zwischen Arzt/Ärztin und Patient/Patientin[Bearbeiten]

Der behandelnde Arzt bzw. die behandelnde Ärztin muss insbesondere bei betroffenen Frauen ein Verständnis für ihre spezifischen Bedürfnisse entwickeln, da sich diese von den typischen Merkmalen männlicher Betroffener zum Teil erheblich unterscheiden und andere bzw. stärkere Konsequenzen nach sich ziehen können. Tatsächlich wird die Abhängigkeit bei Frauen oft als schwerwiegender angesehen, da die typisch "männliche" Abhängigkeit als Vergleichswert herangezogen wird.[32]

Frauen suchen zudem bei Abhängigkeit eher allgemeinärztliche Praxen auf, weswegen es wichtig ist, ihren genauen physischen und psychischen Zustand zu erfassen und eine bestimmte Therapie bzw. Überweisung unter Berücksichtigung geschlechtsspezifischer Differenzen zu verordnen.[34] Darunter fallen zum Beispiel das Ansprechen auf traumatische Ereignisse (wie sexueller Missbrauch), nach deren Bejahung eine Vermittlung in Gruppentherapien mit Männern vermieden werden sollte, oder auch das Berücksichtigen von Kindern, für die sich Frauen häufiger verantwortlich fühlen und deshalb eine Therapie abbrechen.

Behandlungserfolg/Outcome[Bearbeiten]

Bezüglich aller Therapieformen bei Substanzgebrauchsstörung besteht womöglich eine höhere Behandlungserfolgsquote für Frauen, wie ein Review belegt, in dem 280 zwischen 1975 und 2005 durchgeführte Studien untersucht wurden.[34] Allerdings stellte die Variable Geschlecht keinen signifikanten Prädiktor von Behandlungslaufzeit, -abbruch oder -erfolg dar.

Pharmakotherapie[Bearbeiten]

Viele pharmakotherapeutische Konzepte zur Behandlung von Abhängigkeiten basieren auf Tierversuchen. Dabei ist ein relativ stabiler Befund, dass viele Substanzen bei weiblichen Tieren effektiver wirken als bei männlichen. Auf den Menschen übertragen zeigen die meisten Substanzen entweder keine Wirkung oder aber Nebenwirkungen.[6]

Dennoch gibt es einige Medikamente, deren Einsatz sich hinsichtlich der Reduzierung des Cravings oder des absoluten Konsums als effektiv erweisen. Dabei hat sich für viele dieser Medikamente herausgestellt, dass eine geschlechtsspezifische Wirkung besteht. Trotzdem ist es im Bereich der pharmakologischen Therapie nicht üblich, geschlechtsangepasste Dosen zu verabreichen. Nichtsdestotrotz gibt es hinreichend Indikation (z. B. geringere oder gar keine Effekte sowie stärkere Nebenwirkungen), dass insbesondere Frauen von Dosierungen, die das Geschlecht oder zumindest das Körpergewicht berücksichtigen, profitieren würden. [19]

Naltrexon
Für Naltrexon ergibt sich eine unklare Studienlage, ob Effektivitätsunterschiede zwischen den Geschlechtern bestehen:[35]

• Wenngleich es in der Literatur Hinweise darauf gibt, dass kombinierte Therapien höhere Erfolgsquoten aufweisen, zeigte sich in einer großen Stichprobe alkoholkranker Personen weder ein Zugewinn (aber auch keine Verringerung) an Effektivität durch eine behaviorale Therapie neben der Verabreichung von Naltrexon (100 mg/Tag), noch Unterschiede zwischen den Geschlechtern.[36] Naltrexon entfaltete seine Wirkung bei beiden Geschlechtern gleichermaßen im Sinne einer Reduktion des Cravings.

• Eine Dosis von 50 mg am Tag zog bei alkoholabhängigen Frauen im Vergleich mit einem Placebo keinen signifikanten Vorteil hinsichtlich des Trinkverhaltens nach sich, wenn zusätzlich eine Cognitive Behavioral Coping Skills Therapy (CBCST) durchgeführt wurde.[37]

• Eine Applikation von 50 mg Naltrexon am Tag bewirkte in einer weiteren Studie bei beiden Geschlechter einen geringeren Alkoholkonsum sowie geringeres Craving.[38]

• Häufig werden mehrere Substanzen, die miteinander interagieren, parallel konsumiert. Diese Interaktion kann geschlechtsspezifisch sein und sollte während einer Pharmakotherapie berücksichtigt werden.[39] In einer Studie mit Personen, die sowohl alkohol- als auch kokainabhängig waren, reduzierten nur Männer ihren Substanzkonsum nach Verabreichung von Naltrexon, Frauen steigerten ihn hingegen.[40] Die Autoren und Autorinnen erklärten dies mit der hohen Dosis (150 mg/Tag), welche bei Frauen womöglich stärkere Nebenwirkungen auslöse. Passend zu dieser Annahme wurde in einer anderen Studie herausgestellt, das Nebenwirkungen (wie z. B. Übelkeit) bei Frauen in Behandlung von Naltrexon im Vergleich zu Männern und Kontrollen häufiger auftreten.[41] Zudem wiesen nur Frauen einen erhöhten Kortisol-Spiegel auf und waren zudem stärker von Nebenwirkungen betroffen, wenn sie sich in der Lutealphase statt der frühen Follikelphase befanden.

• Bisher wurde vor allem die orale Einnahme von Naltrexon untersucht, zudem existiert auch eine langzeitwirkende, injizierbare Variante von Naltrexon, deren Effektivität sich bei alkoholkranken Männern zu bewähren scheint, bei alkoholkranken Frauen jedoch weniger.[42]

Insgesamt besteht für Naltrexon also eine Tendenz, dass Geschlechtsunterschiede möglicherweise durch unterschiedliche Dosierungen zustande kommen, wobei die Effektivität bei Frauen durch das vermehrte Auftreten von Nebenwirkungen unterminiert werden kann.

Weitere Medikamente bei Alkoholabhängigkeit und Alkoholentzugssyndrom
In einer Übersichtsarbeit zeigte sich, dass einige der für die Behandlung einer Alkoholabhängigkeit sowie des Alkoholentzugssyndroms eingesetzten Medikamente Unklarheiten bezüglich geschlechtsspezifischer Wirkungen aufweisen:[35] Aufgrund zu geringer Anzahl von Frauen (außer bei Gamma-Hydroxybuttersäure, bei welcher die Gesamtanzahl zu gering war) in klinischen Testungen können keine sicheren Aussagen über die geschlechtsspezifische Effektivität und Sicherheit von Disulfiram, Antikonvulsiva, Gamma-Hydroxybuttersäure und Benzodiazepine getroffen werden. Für Nalmefen und Acomprosat gab es genug Probandinnen, sodass hier festgestellt wurde, dass keine Geschlechtsunterschiede vorliegen.

Fluoxetin
Sequentielles Fluoxetin verringerte acht Wochen vor dem Rauchstopp nur bei Frauen depressive Symptome, den Entzug betreffenden negativen Affekt und Craving.[43] Dabei stehen für Frauen depressive Symptome, die vor dem Rauchstopp auftreten sowie Craving im Zusammenhang mit der Abstinenzdauer, während bei Männern mit dem Entzug verbundener negativer Affekt mit der Abstinenzdauer assoziiert werden.

Pregabalin
Im direkten Vergleich mit einer täglichen Applikation von 50 mg Naltrexon zeigte Pregabalin einen noch größeren Erfolg im Sinne einer stärkeren Reduktion von Alkoholkonsum.[38] Allerdings hängt dies möglicherweise mit der anxiolytischen Wirkung von Pregabalin zusammen, da komorbide psychiatrische Symptomatiken (z. B. Ängstlichkeit) oft mit Alkoholabhängigkeit einhergehen. Diese Studie kann somit als Hinweis gedeutet werden, dass eine Drogentherapie erfolgreicher verläuft, wenn dabei komorbide psychische Störungen berücksichtigt werden.

Nikotinersatztherapie
Männer scheinen mehr von Nikotin-Pflastern oder Nikotin-Kaugummi zu profitieren. Bezüglich der Nutzung von Nikotin-Pflastern konnte festgestellt werden, dass mehr Frauen als Männer die Behandlung aufgrund von Hautirritationen abbrechen.[19] Insgesamt ist die Befundlage uneindeutig.

Bupropion
Bupropion scheint bei Frauen effektiver zu sein, um Abstinenz vom Rauchen aufrechtzuerhalten. Dies kann damit zusammenhängen, dass es die Gewichtszunahme bei einem Rauchstopp verringert.[19]

Methadon
Männer sind womöglich anfälliger für die QT-Verlängerung bei geringen Dosen von Methadon, auch wenn das allgemeine Risiko bei Frauen, eine QT-Verlängerung zu entwickeln, höher ist.[19]

Buprenorphin
Nach Applikation der gleichen Dosis erreichen Frauen signifikant höhere Plasmakonzentrationen von Buprenorphin. Im Vergleich zu Methadon ist es bei Frauen effektiver, und auch schwangeren Frauen kann es ohne Bedenken verschrieben werden (wegen eines geringeren neonatalen Entzugssyndroms ist es gegenüber Methadon vorzuziehen).[19]

Progesteron
Wegen der inhibitorischen Rolle (bezüglich Substanzgebrauchs und subjektiver Effekte) des weiblichen Geschlechtshormons Progesteron während des Zyklus, wurde untersucht, ob sich eine exogene Verabreichung als effektiv erweist. In Tierversuchen reduziert verabreichtes Progesteron den Kokainkonsum. Auch bei Menschen lässt sich eine Wirkung im Sinne verringerter physiologischer und subjektiver Belohnungseffekte von Kokain oder durch geringeres Craving nach Darbietung eines Hinweisreizes nachweisen.[6] Diese Effekte zeigen sich vor allem bei weiblichen Tieren oder Probandinnen. Auch bei Frauen, die gerade ein Kind geboren haben, konnte der Kokainkonsum durch Progesteron-Verabreichung verringert werden.[44] In einer Studie, an der allerdings nur zehn Personen teilnahmen, wurde für Männer und Frauen nachgewiesen, dass sich die Einnahme von Progesteron abschwächend auf subjektive und physiologische Reaktionen nach Kokainkonsum auswirkt.[45]

Weitere therapeutische Möglichkeiten[Bearbeiten]

Berücksichtigung komorbider Störungen
Eine Studie mit alkoholkranken Personen zeigt, dass traumatische Erfahrungen und derzeitige Symptome, die mit einem Trauma einhergehen, bei Frauen signifikant mit einem Rückfall assoziiert sind, bei Männern hingegen nicht.[46] Auch der Schweregrad eines Traumas während der Kindheit zeigt sich nur bei Frauen als signifikanter Prädiktor für einen Rückfall bei Kokainabhängigkeit.[47] Bei Frauen, bei denen eine Depression therapiert wurde, ist die Wahrscheinlichkeit einer erfolgreichen Drogentherapie höher als für unbehandelte Frauen. [48] Diese Ergebnisse weisen darauf hin, dass insbesondere bei Frauen während oder vor dem Verordnen einer speziellen Therapie gegen Abhängigkeit eventuelle psychische Komorbiditäten zu behandeln sind.

Gruppentherapien
Männer scheinen mehr durch klare Strukturen, wie sie z. B. bei den Anonymen Alkoholikern herrschen, zu profitieren.[48] In diesen Gruppen wird die Einflussmöglichkeit auf die Abhängigkeit eher abgelehnt. Frauen benötigen für einen Behandlungserfolg eher Gruppen, in denen Emotionen bearbeitet und Fähigkeiten wie Selbstbewusstsein oder Selbstwirksamkeit geübt werden. Für Frauen empfehlen sich meist geschlechtshomogene Gruppen, da sie sich unter Frauen sicherer fühlen und relevante Thematiken besser angesprochen werden können.[48]

Kognitive Verhaltenstherapie als Paar
Für Frauen ist soziale Unterstützung ein Faktor, der stärker als bei Männern sowohl die Aufnahme einer Therapie als auch den Behandlungserfolg beeinflusst.[34] Zudem wirkt der Substanzkonsum ihres Partners steigernd auf den eigenen Konsum.[3] Diese Aspekte können bei Frauen durch eine gemeinsame kognitive Verhaltenstherapie angegangen werden. Insgesamt ergibt die Befundlage, dass sich eine Drogentherapie gemeinsam mit dem Partner als positiv für das Ziel des reduzierten Alkoholkonsums bzw. der Abstinenz herausstellt. Einzelne Sitzungen als Ergänzung haben einen noch größeren Effekt, der durch den Wunsch der Frau, neben Paarsitzungen auch eine individuelle Therapie vorzunehmen, vermittelt wird.[49]

Der weibliche Zyklus
Der weibliche Zyklus beeinflusst den subjektiven Effekt von Substanzen sowie physiologische Reaktionen und Entzugserscheinungen.[19] Insbesondere bei Frauen mit Nikotinabhängigkeit wurde versucht, sich die inhibitorische Wirkung von Progesteron zunutze zu machen, indem ein Rauchstopp in der Lutealphase (in welcher der Progesteron-Spiegel am höchsten ist) initiiert wurde. Die Befundlage sieht dabei gemischt aus: In einigen Studien wurde Erfolg im Sinne einer längeren Zeit bis zu einem Rückfall berichtet, in anderen wurde hingegen kein Effekt der Zyklusphase auf den Behandlungserfolg festgestellt oder die Entzugserscheinungen waren in der Follikelphase sogar geringer.[19]
Impulsivität und inhibitorische Kontrollfunktionen
Impulsivität (hier insbesondere impulsive Auswahl) stellt einen Prädiktor für den Behandlungserfolg beider Geschlechter dar, wobei höhere Werte bei Frauen ein Faktor dafür sein könnten, dass sie häufiger als Männer rückfällig werden.[6] Eine Drogentherapie sollte damit zum Ziel haben, Impulsivität zu verringern bzw. Selbstregulation zu fördern, um so der Substanzeinnahme entgegenzuwirken. Dabei können Frauen und Männer von unterschiedlichen Paradigmen zur Stärkung ihrer Selbstkontrolle profitieren:[50] Frauen scheinen mehr von früheren Kontakten und von Übung, welche die exekutive Kontrolle betreffen, zu profitieren. Musik wurde dabei als geschlechtsspezifisch wirkender Faktor (d. h. nur bei Frauen effektiv) herausgestellt, der exekutive Kontrollfunktionen beeinflusst und womöglich zur Bereicherung von Rehabilitationen und zum besseren Umgang mit Zwangsstörungen oder weiteren neuropsychologischen Störungen (worunter auch Abhängigkeitserkrankungen fallen) genutzt werden kann.
Körperliche Betätigung
Ein Review von 2015 ergibt, dass sich körperliche Betätigung womöglich zur Behandlung von Abhängigkeiten eignet. Erste Versuche an Nagetieren legen diese Möglichkeit nahe.[6] Dieser Effekt war bei weiblichen und jugendlichen Tieren öfter zu beobachten und stärker ausgeprägt.[3]

Psychosoziale Faktoren[Bearbeiten]

Dass gesellschaftliche Faktoren den geschlechtsspezifischen Umgang mit Drogen beeinflussen, zeigt sich zum Beispiel darin, dass die Prävalenz von Substanzmissbrauch vom 18. bis zum 19. Jahrhundert bei Frauen höher war, Männer erst ab dem 19. Jahrhundert zunehmend Frauen überholten und sich heutzutage für viele Substanzen die Tendenz zeigt, dass sich die Geschlechter wieder angleichen.[6] Es gibt Hinweise, dass Frauen empfindlicher auf Faktoren wie Substanzverfügbarkeit und soziale Konventionen reagieren. Es wird angenommen, dass die stärkere soziale Verurteilung des Substanzgebrauchs bei Frauen lange als protektiver Faktor wirkte, der nun aber lockerer wird, sodass sich die Prävalenzen angleichen.[32]

Frauen nehmen viel seltener als Männer Behandlungen bei Substanzmissbrauch in Anspruch, was unter anderem mit folgenden sozialen Faktoren in Verbindung gebracht wird:[34] Frauen sind durchschnittlich ökonomisch schlechter gestellt, ihre Bildung ist im Durchschnitt geringer und sie bekommen weniger soziale Unterstützung, wenn sie als abhängig gelten. Um diese Barrieren für Frauen zu überwinden, können zum Beispiel Dienste im Sinne von Kinderbetreuung, perinataler Behandlung oder Familiendienste eingerichtet werden. Das gesellschaftliche Bild der Abhängigkeit als typisch „männliche“ Störung muss sich zudem wandeln.

Prävention[Bearbeiten]

Die Pubertät ist eine kritische Phase für den Beginn von Substanzkonsum und entscheidend für die spätere Entwicklung einer Abhängigkeit beider Geschlechter, sodass während oder bereits vor der Pubertät mit präventiven Programmen angesetzt werden sollte.[3] Mädchen treten typischerweise früher in die Pubertät ein, womit auch ihr früherer Initialkonsum erklärt werden kann. Bei Mädchen sollte deshalb möglicherweise früher als bei Jungen Aufklärung geleistet werden. Auch wenn Persönlichkeitseigenschaften wie Sensation Seeking und Impulsivität beide Geschlechter anfälliger für Substanzkonsum machen, sollten womöglich spezielle Programme für Jungen entworfen werden. Bei Jungen sind die Werte in beiden Bereichen ab der Pubertät höher und es wird davon ausgegangen, dass hierin eine Ursache für die höhere Prävalenz von Substanzabhängigkeit bei Männern liegt. Insbesondere bei Mädchen sollten Symptome von Depression oder Ängstlichkeit frühestmöglich erkannt und behandelt werden, da diese stark mit der Einnahme von Substanzen zusammenhängen.

Grundsätzlich kann zur Prävention an der Motivation, Substanzen zu konsumieren, angesetzt werden, die zwischen den Geschlechtern variiert: Männer konsumieren Drogen eher aus Vergnügen, Frauen hingegen eher, um negative Affekte (z. B. Ängstlichkeit, Depression oder Stress) zu verdrängen.[3] Demgemäß empfehlen sich für Jungen/Männer Aufklärungen, in welchen sinnvolle Alternativen zur Gewinnung von Vergnügen vorgeschlagen und Konsequenzen des Substanzgebrauchs hervorgehoben werden, während Mädchen/Frauen vermehrt an gesunde, effektive Coping-Strategien herangeführt werden sollten.

Insgesamt ist es notwendig, in der Gesellschaft ein Bewusstsein dafür zu schaffen, dass Abhängigkeit auch Frauen betrifft und sich Abhängigkeit bei Frauen anders auswirken kann. Ziel sollte sein, dass Frauen Drogentherapien häufiger aufnehmen, ohne sich schämen zu müssen oder verurteilt zu werden.[34] Auf diese Weise könnte die Prävalenz bei Frauen reduziert werden.

Das Büro der Vereinten Nationen für Drogen- und Verbrechensbekämpfung hält fest, dass es derzeit an Literatur mangelt, die geschlechtsspezifische Unterschiede von Präventionsprogrammen untersucht. Die vorhandenen Ergebnisse indizieren eine gleiche Wirkung von Familien-basierten Strategien zwischen den Geschlechtern, während Gemeinschaftsprogramme für Mädchen nicht effektiv scheinen.[51]

Integration in die klinische Versorgung[Bearbeiten]

Offene Forschungsfragen[Bearbeiten]

Bisher wurde das Geschlecht in der Abhängigkeitsforschung wenig berücksichtigt, auch wenn jüngst erschienene Reviews versuchen, auf diese Lücke in der Literatur aufmerksam zu machen und geschlechtsspezifische Tendenzen herauszustellen. Es wird sich zukünftig zeigen, ob berichtete Geschlechtsunterschiede bezüglich des Verlaufs, der Konsequenzen oder auch der Therapieform Einzug in den klinischen Alltag finden. Bisherige Ergebnisse legen nahe, dass beide Geschlechter davon profitieren würden.

Externe Links[Bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten]

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Ein Teilgebiet der Medizin, das die Verteilung von Krankheiten in einer Bevölkerung und die damit zusammenhängenden Variablen untersucht.

Die Anzahl neu aufgetretener Krankheitsfälle innerhalb einer definierten Population in einem bestimmten Zeitraum.

Die Häufigkeit einer Krankheit oder eines Symptoms in einer definierten Population zu einem bestimmten Zeitpunkt.

Zwanghaftes Bedürfnis bzw. unwiderstehlicher Drang nach einem bestimmten Stimulus (Reiz), z. B. einer chemischen Substanz (Droge).

Persönlichkeitskonstrukt: Für jeden Menschen gibt es ein optimales Erregungsniveau, durch das Aufsuchen/Vermeiden von stimulierenden Reizen kann die Erregung reguliert werden. Menschen mit einem geringen initialen Erregungsniveau suchen eher aufregende Reize, sie werden als Sensation Seeker bezeichnet (Suchen nach neuen Erlebnissen, um ständige Spannung zu erleben).

(Substanzabusus) Missbräuchliche und medizinisch nicht indizierte (daher in den meisten Fällen falsch dosierte Anwendung) von Substanzen (Drogen, Medikamente).

Maß für den linearen Zusammenhang zweier Variablen. Eine standardisierte Kovarianz ist eine Korrelation.

Die erste Hälfte des Menstruationszyklus (erster bis c. a. vierzehnter Tag), während der die Follikel im Eierstock heranwachsen und vermehrt Östrogene produzieren, wodurch sich die Gebärmutterschleimhaut wieder aufbaut.

Hormone, die die Entwicklung der männlichen Geschlechtsmerkmale steuern.

(Corpus striatum) Teil der Basalganglien, die zum Großhirn gehören, und wichtige Schaltstelle im extrapyramidalmotorischen System. Hauptaufgabe des Striatums liegt in der Hemmung von Bewegungsabläufen.

("Belohnungssystem") System aus Neuronen, die Dopamin als Botenstoff verwenden. Trägt maßgeblich an der Entstehung positiver Gefühle bei. Die Zellkörper liegen im unteren Tegmentum und ziehen u. a. in die Amygdala, den Hippocampus und v. a. in den Nucleus accumbens.

Vermittelt die Beziehung/Wirkung zwischen zwei oder mehr Variablen.

(Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung) Gehört zur Gruppe der Verhaltens- und emotionalen Störungen mit Beginn in der Kindheit und Jugend und äußert sich durch Probleme mit Aufmerksamkeit, Impulsivität und Selbstregulation sowie eventuell durch ausgeprägte körperliche Unruhe.

Chronische leichte depressive Verstimmung, über mindestens zwei Jahre an den meisten Tagen der Woche.

(engl.: craving = Verlangen) Starkes Verlangen nach einer bestimmten Substanzwirkung.

(oder Sekretionsphase) Die zweite Phase des weiblichen Zyklus, die unmittelbar auf den Eisprung folgt und mit dem Beginn der nächsten Menstruation endet (c. a. 15. bis 24. Zyklustag).

Die Lehre von krankhaft veränderten Körperfunktionen sowie ihrer Entstehung und Entwicklung.

Beschreibt den beschleunigten Verlauf vom Initialkonsum einer Substanz über das Einsetzen der Abhängigkeit bis zur ersten Behandlung bei Frauen im Vergleich zu Männern. Ursächlich scheinen verschiedene biologische, sozioökonomische, psychologische und kulturelle Einflussfaktoren.

Die Einwirkung des Organismus auf ein eingenommenes Arzneimittel in Abhängigkeit von der Zeit.

Die Effekte des Arzneimittels am Zielort.

(engl.: to cope with = bewältigen) Bewältigungsverhalten in einer als bedeutsam oder belastend empfundenen Lebenssituationen.

(lat. applicare = anwenden) Verabreichung von Medikamenten

(lat.: deprimere = herunterdrücken) Psychische Erkrankung, die durch die Hauptsymptome gedrückte Stimmung, Verlust an Interessen bzw. an Freude und deutliche Antriebsminderung gekennzeichnet ist.

Zwanghaftes Bedürfnis bzw. unwiderstehlicher Drang nach einem bestimmen Stimulus (Reiz), z. B. einer chemischen Substanz (Droge).

Biologisches Geschlecht

Soziales Geschlecht