Modul 1: Geschlecht und Medizin: Unterschied zwischen den Versionen

 
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== Gendermedizin – Was ist das? ==
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* [[Geschlechtersensible Medizin - politischer und wissenschaftlicher Diskurs]]
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* [[Geschlechtersensible Kommunikation in der Palliativversorgung]]
  
Lange Zeit bestand in der medizinischen Forschung der breite Konsens, dass Krankheitsprozesse keiner geschlechtersensiblen Betrachtung bedürfen und Studien mit männlichen Probanden eine Generalisierung auf das weibliche Geschlecht durchaus zulassen. Diese Perspektive gilt gegenwärtig als obsolet. Vielmehr ergibt sich  aufgrund des zunehmenden geschlechterspezifischen Forschungsinteresses eine steigende Evidenzlage bezüglich der Notwendigkeit, biologisches und soziales Geschlecht in der Medizin zu berücksichtigen (1). Dank der Erkenntnisse individualisierter Medizin werden Patienten nicht weiter als homogene Behandlungsmasse wahrgenommen, vielmehr gilt es, genetische und soziale Besonderheiten zu berücksichtigen, um eine „maßgeschneiderte“ Diagnostik und Intervention möglich zu machen. Grundkonsens dabei ist: Krankheiten sind so verschieden wie die Menschen, die darunter leiden. Für eine adäquate Behandlung notwendig sind systematisierte Untersuchungen zwischen und innerhalb von Populationen (2). Im Zuge dieses individuengerechten Behandlungskonzeptes ergibt sich auch theoretische und praktische Relevanz für den Begriff der Gendermedizin: Geschlecht wird dabei nicht nur als ein individueller Risikofaktor für Entstehung und Verlauf von Krankheiten eingeordnet, sondern nimmt zudem entscheidenden Einfluss auf den gesamten Behandlungsprozess. Dabei ist der Begriff der Gendermedizin weniger eine eigene Fachdisziplin, als eine interdisziplinäre Perspektive, die den meisten Fachgebieten eine neue Dimension eröffnen kann und muss. Die geschlechtersensible Sichtweise dahinter ist eigentlich selbstverständlich: Frauen und Männer unterscheiden sich in vielem. Wichtig ist, dass diese Unterschiede bei weitem nicht auf anatomische und physiologische Primärmerkmale zu beschränken sind. Vielmehr gilt es, biologische und soziale Unterschiede von Geschlecht bezüglich Aspekten wie Disposition, Prävalenz oder auch Copingstrategien und Therapieadhärenz zu berücksichtigen, um adäquate Behandlungsmaßnahmen zu gewährleisten (3). Die englische Sprache ermöglicht (anders als der deutsche Ausdruck „Geschlecht“) eine begrifflich genaue Unterscheidung zwischen sozialem und biologischem Geschlecht. Der Begriff „Gender“ beschreibt alle sozialen Aspekte von Geschlecht und nimmt damit Bezug auf geschlechterspezifische Rollenverteilung, die beeinflusst wird von Umweltfaktoren wie soziokulturelle und Erwartungen und Erziehungsstrukturen. Dagegen werden biologische Faktoren von Geschlecht (u.a. Genetik, Hormone oder metabolisches Profil) dem Begriff „Sex“ zugeordnet. Entscheidend ist, Sex und Gender keinesfalls als separierte Dimensionen zu begreifen. Vielmehr ergibt sich eine lebenslange Interaktion auf biologischer und sozialer Ebene, die für fast alle Krankheitsbilder eine Rolle spielt. Die Medizin steht vor der anspruchsvollen Aufgabe diese Interaktion biologischer und sozialer Geschlechtermerkmale in den Behandlungsprozess zu integrieren und dabei zusätzlich die Wechselwirkung zwischen Geschlechteraspekten und Krankheitsverlauf zu berücksichtigen. Zum Beispiel kann das jeweilige hormonelle Level, die individuelle Stimmung und Wahrnehmung beeinflussen und depressive oder ängstliche Symptome fördern. Andererseits kann auch der emotionale Zustand Wahrnehmungsprozesse beeinflussen: Angst und Depression senken die individuelle Schmerzschwelle und erhöhen damit die subjektive Schmerzwahrnehmung (4).  
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Dieser Artikel ist unter der Creative Commons Lizenz veröffentlicht. Den vollen Lizenzinhalt finden Sie hier: https://creativecommons.org/licenses/by/3.0/legalcode
  
Folglich wirken geschlechtsspezifische biologische und soziale Faktoren in einer komplexen Weise zusammen und beeinflussen dabei Prävalenz, Schweregrad, Verlauf und Behandlungserfolg von Erkrankungen. Geschlecht sollte deshalb Grundlage einer modernen personalisierten Gesundheitsversorgung mit multidisziplinärer Zusammenarbeit sein (2). Angesichts der hohen Gesundheitskosten sollte das Gesundheitssystem ein so offensichtliches Merkmal wie das Geschlecht von Patienten oder Behandelnden bei Diagnose und Therapie nicht außenvorlassen. Leider achten Ärzte und Ärztinnen in ihrem Behandlungsalltag immer noch zu wenig auf geschlechterspezifische Unterschiede. Folge ist, dass bei einer Vielzahl von Erkrankungen falsche Diagnosen gestellt werden und damit geeignete Therapien nicht eingeleitet werden können. Gravierende Konsequenz kann dann eine erhöhte Sterblichkeit sein (3). Geschlechterspezifisches Wissen sollte demnach baldigst in das medizinische Lehrangebot, die ärztliche Praxis sowie die staatliche Gesundheitspolitik integriert werden (2).
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==Autoren==
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Julia Schreitmüller
  
=== Sexueller Dimorphismus ===
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Zuletzt geändert: 2021-10-23 12:38:44
Sexueller Dimorphismus umfasst das Auftreten von zwei deutlich verschiedenen Erscheinungsformen des gleichen Merkmales in männlichen und weiblichen Individuen der gleichen Art. Die Unterschiede beziehen sich auf die Erscheinung (z. B. Körpergröße oder Körperbehaarung), Körperfunktionen (z. B. Stoffwechsel oder Immunfunktion) oder das Verhalten, nicht aber auf die Geschlechtsorgane (3). Den Schlüssel für den sexuellen Dimorphismus stellt dabei das Y-Chromosom dar, auf dem der Hoden-determinierende Faktor (testis determining factor, TDF) in der SRY-Region lokalisiert ist (5).
 
 
 
Test<ref name="Popular Science">''Popular Science'', Ausgabe vom Dezember 2005, Seite 12</ref>
 
 
 
=== Das soziale Geschlecht („Gender“) ===
 
=== Das biologische Geschlecht („Sex“) ===
 
==== XX und XY ====
 
==== Sexualhormone ====
 
==== Stoffwechsel ====
 
==== Immunsystem ====
 
== Geschlechterspezifische Gesundheitsaspekte ==
 
=== „Frauengesundheit“ ===
 
==== Epidemiologie ====
 
==== Ursachen ====
 
==== Prävention ====
 
==== Behandlung ====
 
=== „Männergesundheit“ ===
 
 
 
<references />
 

Aktuelle Version vom 23. Oktober 2021, 12:38 Uhr

Zusammenfassung Lange Zeit bestand in biomedizinischer Forschung und klinischer Medizin der Konsens, dass Krankheitsprozesse keiner geschlechtersensiblen Betrachtung bedürfen und Studien mit männlichen Probanden eine Generalisierung auf beide Geschlechter durchaus zulassen. Initial wurden geschlechtersensible Unterschiede vor allem in der Kardiologie untersucht: Mit der Diskussion um das sogenannten Yentl-Syndrom (1991) wurde hervorgehoben, dass Frauen aufgrund einer differenten kardiovaskulären Symptomatik eine weniger adäquate Versorgung erhalten als Männer. Inzwischen besteht wissenschaftliche Übereinkunft darüber, dass die Inzidenz, die Symptome und der Verlauf vieler Erkrankungen geschlechterabhängig sind. Es ergibt sich ein zunehmendes Interesse daran, das biologische und soziokulturelle Geschlecht in der Medizin zu berücksichtigen und damit einen wichtigen ersten Schritt in Richtung der individualisierten Medizin zu vollziehen. Durch individualisierte Behandlung sollen Patienten und Patientinnen nicht weiter als homogene Population wahrgenommen werden. Genetische und soziale Besonderheiten sind zu berücksichtigen, um eine „maßgeschneiderte“ Diagnostik und Intervention möglich zu machen. Die geschlechtersensible Medizin beschreibtdabei eine interdisziplinäre Betrachtungsweise der Humanmedizin, die den Einfluss des biologischen und psychosozialen/soziokulturellen Geschlechts auf Gesundheit und Krankheit berücksichtigt

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Lizenz[Bearbeiten]

Dieser Artikel ist unter der Creative Commons Lizenz veröffentlicht. Den vollen Lizenzinhalt finden Sie hier: https://creativecommons.org/licenses/by/3.0/legalcode

Autoren[Bearbeiten]

Julia Schreitmüller

Zuletzt geändert: 2021-10-23 12:38:44

Die Anzahl neu aufgetretener Krankheitsfälle innerhalb einer definierten Population in einem bestimmten Zeitraum.