Medikamentöse Behandlung und Nebenwirkungen

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Männer und Frauen unterscheiden sich auf vielfache Weise hinsichtlich des Gebrauchs und der Wirkung medikamentöser Behandlungen. Frauen befinden sich nicht nur häufiger in medikamentöser Behandlung, sondern leiden auch öfter als Männer und deren Nebenwirkungen.[1] Zum Beispiel können Medikamente, die möglicherweise die QT-Zeit des Herzens verlängern (wie Antiarrhythmika, Antipsychotika, Antihistaminika und Antibiotika) vor allem bei Frauen zu Arrhythmien führen. In der Behandlung berücksichtigt wird dies meist nicht.[2] Bis zum letzten Jahrhundert wurden Frauen (und weibliche Versuchstiere) systematisch aus medikamentösen Forschungsbedingungen ausgeschlossen.[3] Grund war die Annahme, die Studienergebnisse würden durch den weiblichen Hormonzyklus oder die Einnahme von Kontrazeptiva beeinflusst werden. Zudem befürchtete man einen frühzeitigen Drop-out aufgrund von Schwangerschaft während des Untersuchungszeitraums. Inzwischen besteht die Erkenntnis, dass genau diese hormonellen Einflüsse auf Medikamenteneinnahmen notwendig sind zu untersuchen. Genauso sollte das Risiko einer Medikamenteneinnahme während der Schwangerschaft konkreter erforscht werden (zu bestimmten Medikamenten wie Antidepressiva liegen bereits Studienergebnisse vor).[4]

Obwohl die Pharmakokinetik neuer Substanzen in der Regel für Männer und Frauen separat beschrieben wird, werden die Behandlungseffekte (pharmakodynamische Effekte) fast nie geschlechtersensibel untersucht.[5] Der spezifische Effekt von Frauen auf eine hohe Anzahl existierender Medikamente ist schlichtweg nicht bekannt. Patienteninformation unterscheidet zwischen Kindern und Erwachsenen, aber nicht zwischen Männern und Frauen. Geschlechtsbedingte physiologische Unterschiede bedeuten, dass Medikamente vom Körper auf verschiedene Weise und in unterschiedlichem Tempo absorbiert und ausgeschieden werden.[6] Dabei sind Faktoren wie Körpergröße, Fettanteil und Stoffwechsel ausschlaggebend. Körpergewicht spielt sicherlich eine Schlüsselrolle: Frauen tendieren dazu leichter zu sein als Männer, was jedoch in der jeweiligen Dosierung unberücksichtigt bleibt.[7]

Die multiple Einnahme von Medikamenten bei Frauen im Vergleich zu Männern kann nicht allein durch den Gebrauch von Kontrazeptiva erklärt werden. Auch nach der Menopause nehmen Frauen mehr und häufiger Medikamente ein. Aktuell ist zu wenig darüber bekannt, was für spezifische Effekte gewisse Medikamente und Medikamentenkombinationen auf Frauen in unterschiedlichen hormonellen Phasen haben. Weitere Forschungen bezüglich Sex und Gender könnten deutliche Gesundheitsgewinne sowie Kosteneinsparungen ermöglichen. Sinnvoll wäre, zu diskutieren und zu erforschen, ob Geschlechterunterschiede bei der Legalisierung von neuen Medikamenten berücksichtigt werden sollten und müssten.[8]

Literatur[Bearbeiten]

  1. Merens A, van den Brakel, M. Emancipatiemonitor 2014. Den Haag: SCP/CBS; 2014 Dec 16.
  2. Drici M, Clément N. Is Gender a Risk Factor for Adverse Drug Reactions? Drug Safety 2001; 24(8):575–85.
  3. Merkatz RB, Junod SW. Historical background of changes in FDA policy on the study and evaluation of drugs in women. Academic medicine : journal of the Association of American Medical Colleges 1994; 69(9):703–7.
  4. Macklin R. Enrolling pregnant women in biomedical research. The Lancet 2010; 375(9715):632–3.
  5. Yang Y, Carlin AS, Faustino PJ, Motta, Mónica I Pagán, Hamad ML, He R et al. Participation of women in clinical trials for new drugs approved by the food and drug administration in 2000-2002. Journal of women's health (2002) 2009; 18(3):303–10.
  6. Soldin OP, Mattison DR. Sex differences in pharmacokinetics and pharmacodynamics. Clinical pharmacokinetics 2009; 48(3):143–57.
  7. Tran C, Knowles SR, Liu BA, Shear NH. Gender differences in adverse drug reactions. Journal of clinical pharmacology 1998; 38(11):1003–9.
  8. The Netherlands Organisation for Health Research and Development. Gender and Health: Knowledge Agenda. Den Haag; 2015.

Die Einwirkung des Organismus auf ein eingenommenes Arzneimittel in Abhängigkeit von der Zeit.

Biologisches Geschlecht