Kokainabhängigkeit: Unterschied zwischen den Versionen

 
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|Fach=Psychiatrie und Psychotherapie, Psychologie und Soziologie, Psychosomatische Medizin und Psychotherapie,
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|Symptom=Craving, Entzugssymptome, Toleranzentwicklung, Anhaltender Konsum, Vernachlässigung anderer Aktivitäten,
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|Zusammenfassung=Die 12-Monats-Prävalenz für Kokaingebrauch liegt in Deutschland bei Männern bei 1.3 Prozent, bei Frauen bei 0.3 Prozent. Die Abhängigkeit nach den Kriterien des DSM-IV liegt bei Männern bei 0.3 % Prozent und bei Frauen bei 0.1 Prozent. Die meisten kokainabhängigen Personen befinden sich im Alter zwischen 25 und 29 Jahren (0.6 Prozent), gefolgt von der Gruppe der 18- bis 20-Jährigen sowie der Gruppe der 30- bis 39-Jährigen mit jeweils 0.3 Prozent.
  
== Epidemiologie ==
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* [[Substanzgebrauchsstörungen]]
=== Inzidenz/Prävalenz===
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* [[Alkoholabhängigkeit]]
 
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* [[Nikotinabhängigkeit]]
Die 12-Monats-Prävalenz von Kokainkonsum liegt in Deutschland bei Männern bei 1.3 Prozent, bei Frauen bei 0.3 Prozent. 0.3 Prozent der Männer und 0.1 Prozent der Frauen sind nach DSM-IV-Kriterien kokainabhängig. Die meisten kokainabhängigen Personen befinden sich im Alter zwischen 25 und 29 Jahren (0.6 Prozent), gefolgt von der Gruppe der 18- bis 20-Jährigen sowie der Gruppe der 30- bis 39-Jährigen mit jeweils 0.3 Prozent.<ref>Pabst, A., Kraus, L., De Matos, E. G., & Piontek, D. (2013). Substanzkonsum und substanzbezogene Störungen in Deutschland im Jahr 2012. Sucht, 59(6), 321–331.</ref> Grafik 1 stellt die geschlechterspezifische 12-Monatsprävalenz von Kokainkonsum und -abhängigkeit dar.  <br>
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* [[Cannabisabhängigkeit]]
<div><b><span style="box-sizing: inherit; font-family: Lato, Helvetica, Arial, sans-serif; font-size: 13.6px;"><br></span></b></div><div>[[File:58d378258ee12.png|600px|class=img-responsive]]<b><span style="box-sizing: inherit; font-family: Lato, Helvetica, Arial, sans-serif; font-size: 13.6px;"><br></span></b></div><div><b><span style="box-sizing: inherit; font-family: Lato, Helvetica, Arial, sans-serif; font-size: 13.6px;">Grafik 1. 12-Monats-<span class="mw-lingo-tooltip " data-hasqtip="5" style="box-sizing: inherit; position: relative;"><span class="mw-lingo-tooltip-abbr" style="box-sizing: inherit; border-bottom: 1px dotted rgb(187, 187, 255); cursor: default;">Prävalenz</span></span> von Kokainkonsum und -abhängigkeit nach DSM-IV. </span><span style="font-family: Lato, Helvetica, Arial, sans-serif; font-size: 13.6px;">[Quelle: GenderMed-Wiki, nach Pabst et al. (2013)]</span></b><br></div>
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=== Risikofaktoren und protektive Faktoren===
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Informationen zu Riskofaktoren und protektiven Faktoren von Substanzgebrauchsstörungen finden Sie [[Substanzgebrauchsstörungen/Fachartikel|hier]].
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== Pathophysiologie==
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|style="background:#b5c691; border: 2px #556B2F solid;" | [[/Fachartikel |<big><big><span style="color:#556B2F"><u>Weiter zum Fachartikel</u></span></big></big>]]
 
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In einer Studie, mit jedoch sehr geringer Versuchspersonenanzahl (jeweils sieben Frauen und Männer), wurde Folgendes herausgefunden:<ref>Lukas, S. E., Sholar, M., Lundahl, L. H., Lamas, X., Kouri, E., Wines, J. D., … Mendelson, J. H. (1996). Sex differences in plasma cocaine levels and subjective effects after acute cocaine administration in human volunteers. Psychopharmacology, 125(4), 346–354.</ref> Nach einer intranasalen Applikation derselben Dosis erreichten Männer höhere Plasmaspitzenwerte, bemerkten subjektive Effekte des Kokains schneller und gaben mehr (positive und negative) Empfindungen an. Die Werte der Frauen differierten je nach Zyklus. In der Follikelphase wurden höhere Plasmaspitzenwerte erreicht, die sich aber nicht auf den Beginn der subjektiver Effekte auswirkte.
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In einer weiteren Studie wurden nach einer intravenösen Verabreichung von Kokain unter Berücksichtigung des Körpergewichts keine Geschlechtsunterschiede hinsichtlich der Plasmaspitzenwerte, subjektiven Effekte oder kardiovaskulären Effekte festgestellt. Auch die weiblichen Zyklusphasen hatten keinen Einfluss.<ref>Mendelson, J. (1999). Cocaine Pharmacokinetics in Men and in Women During the Follicular and Luteal Phases of the Menstrual Cycle. Neuropsychopharmacology, 21(2), 294–303.</ref><br>
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|style="border: 2px #003399 solid;" | [https://gendermedwiki.uni-muenster.de/editorial-board/education.php?articleId=100 <big><big><span><u>Lehrmaterial</u></span></big></big>]
 
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Womöglich spielt Testosteron eine Rolle bei der Vulnerabilität für kokainbedingte negative Effekte. Nach Applikation des Antiandrogens Flutamid reduzierten sich die Plasmaspitzenwerte bei Männern.<ref>Yamamoto, R. T., Teter, C. J., Barros, T. L., McCarthy, E., Mileti, C., Juliano, T., … Kaufman, M. J. (2007). Antiandrogen pretreatment alters cocaine pharmacokinetics in men. Journal of Addiction Medicine, 1(4), 198–204.</ref> Allerdings gab es in der entsprechenden Studie nur acht Versuchspersonen, weitere Untersuchungen sind nowendig.<br>
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Abstinente kokainabhängige Personen wurden mit gesunden Kontrollen verglichen und wiesen dabei ein geschlechtsspezifisch verändertes Volumen grauer Substanz auf:<ref>Rando, K., Tuit, K., Hannestad, J., Guarnaccia, J., & Sinha, R. (2013). Sex differences in decreased limbic and cortical grey matter volume in cocaine dependence: a voxel-based morphometric study. Addiction Biology, 18(1), 147–60.</ref> Kokainabhängige Frauen hatten ein geringeres Volumen in temporalen, parietalen und okzipitalen Bereichen, während kokainabhängige Männer über einen großen superioren Bereich des frontalen Kortex (inklusive Gyrus praecentralis und medialer Gyrus cinguli) geringere Volumina aufwiesen. 
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|style="border: 2px #003399 solid;" | [[/Quiz |<big><big><span><u>Quiz</u></span></big></big>]]
 
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Geschlechterunterschiede bezüglich psychotischer Symptome bei kokainabhängigen Personen bleibt unklar: In einer Studie äußerten Frauen häufiger psychotische Erlebnisse, während in einer anderen Studie keine Geschlechtsunterschiede nachgewiesen werden konnten.<ref>Mahoney, J. J., Hawkins, R. Y., De La Garza, R., Kalechstein, A. D., & Newton, T. F. (2010). Relationship between gender and psychotic symptoms in cocaine-dependent and methamphetamine-dependent participants. Gender Medicine, 7(5), 414–421.</ref> <ref>Vergara-Moragues, E., Araos Gómez, P., González-Saiz, F., & Rodríguez-Fonseca, F. (2014). Cocaine-induced psychotic symptoms in clinical setting. Psychiatry Research, 217(1-2), 115–120.</ref>
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Insgesamt ist das Risiko, an den Folgen ihres Konsums zu sterben, für kokainabhängige Frauen höher und der Abstand zwischen dem Beginn des Kokainkonsums und dem Tod ist kürzer als bei Männern.<ref>de la Fuente, L., Molist, G., Espelt, A., Barrio, G., Guitart, A., Bravo, M. J., & Brugal, M. T. (2014). Mortality risk factors and excess mortality in a cohort of cocaine users admitted to drug treatment in Spain. Journal of Substance Abuse Treatment, 46(2), 219–226.</ref> <ref>Origer, A., Lopes da Costa, S., & Baumann, M. (2014). Opiate- and cocaine-related fatal overdoses in Luxembourg from 1985 to 2011: a study on gender differences. European Addiction Research, 20(2), 87–93.</ref>
 
 
 
== Klinik ==
 
 
 
=== Symptome===
 
 
 
Informationen zu den Symptomen von Substanzgebrauchsstörungen erhalten Sie [[Substanzgebrauchsstörungen/Fachartikel|hier]].<br>
 
 
 
=== Diagnostik===
 
 
 
Informationen zur Diagnostik von Substanzgebrauchsstörungen erhalten Sie [[Substanzgebrauchsstörungen/Fachartikel|hier]].<br>
 
 
 
== Management von Patienten und Patientinnen ==
 
 
 
=== Therapie ===
 
 
 
=== Interaktion zwischen Arzt/Ärztin und Patient/Patientin===
 
 
 
Informationen zur Interaktion zwischen ärztlichem Personal und Patienten sowie Patientinnen bei Substanzgebrauchsstörungen erhalten Sie [[Substanzgebrauchsstörungen/Fachartikel|hier]]<br>
 
 
 
===Behandlungserfolg/Outcome===
 
 
 
Wegen der inhibitorischen Rolle des weiblichen Geschlechtshormons Progesteron während des Zyklus, die sich auf den Substanzgebrauch und subjektive Effekte auswirkt, wurde auch untersucht, ob sich eine exogene Verabreichung als effektiv erweisen kann. In Tierversuchen reduziert verabreichtes Progesteron den Kokainkonsum, und auch bei Menschen lässt sich diese Wirkung im Sinne verringerter physiologischer und subjektiver Belohnungseffekte von Kokain oder durch geringeres Craving nach Darbietung eines Hinweisreizes nachweisen.<ref>Carroll, M. E., & Smethells, J. R. (2016). Sex Differences in Behavioral Dyscontrol: Role in Drug Addiction and Novel Treatments. Frontiers in Psychiatry, 6:175.</ref> Diese Effekte zeigen sich vor allem bei Frauen bzw. weiblichen Versuchstieren. Auch bei Frauen, die gerade entbunden hatten, konnte der Kokainkonsum durch Progesteron-Verabreichung verringert werden.<ref>Yonkers, K. A., Forray, A., Nich, C., Carroll, K. M., Hine, C., Merry, B. C., … Sofuoglu, M. (2014). Progesterone for the reduction of cocaine use in post-partum women with a cocaine use disorder: a randomised, double-blind, placebo-controlled, pilot study. The Lancet Psychiatry, 1(5), 360–367.</ref> In einer Studie, an der allerdings nur zehn Personen teilnahmen, wurde für Männer und Frauen nachgewiesen, dass sich die Einnahme von Progesteron abschwächend auf subjektive und physiologische Reaktionen nach Kokainkonsum auswirkt.<ref>Sofuoglu, M., Mitchell, E., & Kosten, T. R. (2004). Effects of progesterone treatment on cocaine responses in male and female cocaine users. Pharmacology, Biochemistry, and Behavior, 78(4), 699–705.</ref>
 
 
 
=== Psychosoziale Faktoren===
 
 
 
Informationen zu psychosozial wirksamen Faktoren bei Substanzgebrauchsstörungen erhalten Sie [[Substanzgebrauchsstörungen/Fachartikel|hier]].<br>
 
 
 
===Prävention===
 
 
 
Informationen zur Prävention von Substanzgebrauchsstörungen erhalten Sie [[Substanzgebrauchsstörungen/Fachartikel|hier]].
 
 
 
== Translation in die klinische Versorgung==
 
 
 
== Offene Forschungsfragen ==
 
 
 
== Externe Links ==
 
 
 
== Literatur ==
 
<div class="toccolours mw-collapsible mw-collapsed">Klicken Sie auf "Ausklappen" um die Literaturverweise anzuzeigen.<div class="mw-collapsible-content"> <references/></div></div>
 
 
==Lizenz==
 
==Lizenz==
 
Dieser Artikel ist unter der Creative Commons Lizenz veröffentlicht. Den vollen Lizenzinhalt finden Sie hier: https://creativecommons.org/licenses/by/3.0/legalcode
 
Dieser Artikel ist unter der Creative Commons Lizenz veröffentlicht. Den vollen Lizenzinhalt finden Sie hier: https://creativecommons.org/licenses/by/3.0/legalcode
  
Zuletzt geändert: 2017-03-22 14:52:57
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==Autoren==
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Julia Schreitmüller
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Zuletzt geändert: 2017-10-06 10:38:00

Aktuelle Version vom 6. Oktober 2017, 10:38 Uhr

Fächer Psychiatrie und Psychotherapie, Psychologie und Soziologie, Psychosomatische Medizin und Psychotherapie
Organsysteme Psyche
Hauptsymptome Craving, Entzugssymptome, Toleranzentwicklung, Anhaltender Konsum, Vernachlässigung anderer Aktivitäten
Zusammenfassung Die 12-Monats-Prävalenz für Kokaingebrauch liegt in Deutschland bei Männern bei 1.3 Prozent, bei Frauen bei 0.3 Prozent. Die Abhängigkeit nach den Kriterien des DSM-IV liegt bei Männern bei 0.3 % Prozent und bei Frauen bei 0.1 Prozent. Die meisten kokainabhängigen Personen befinden sich im Alter zwischen 25 und 29 Jahren (0.6 Prozent), gefolgt von der Gruppe der 18- bis 20-Jährigen sowie der Gruppe der 30- bis 39-Jährigen mit jeweils 0.3 Prozent.

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Lizenz[Bearbeiten]

Dieser Artikel ist unter der Creative Commons Lizenz veröffentlicht. Den vollen Lizenzinhalt finden Sie hier: https://creativecommons.org/licenses/by/3.0/legalcode

Autoren[Bearbeiten]

Julia Schreitmüller

Zuletzt geändert: 2017-10-06 10:38:00

Die Häufigkeit einer Krankheit oder eines Symptoms in einer definierten Population zu einem bestimmten Zeitpunkt.

Zwanghaftes Bedürfnis bzw. unwiderstehlicher Drang nach einem bestimmten Stimulus (Reiz), z. B. einer chemischen Substanz (Droge).