Essstörungen: Unterschied zwischen den Versionen

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Nur sehr wenige medizinische und psychiatrische Störungen weisen einen so enormen Geschlechterunterschied auf, wie er bei Anorexia nervosa und Bulimia nervosa zu beobachten ist. Dabei entwickelt sich diese Geschlechterdifferenz erst mit Beginn der Pubertät. Während im Alter von elf Jahren Mädchen und Jungen noch nahezu gleich häufig vom Verdacht einer Essstörung betroffen sind (ca. 20 Prozent), steigt der Anteil der Mädchen mit problematischem Essverhalten bis 17 Jahre auf 30.1 Prozent, während er bei Jungen auf 12.8 Prozent absinkt (vergleiche Grafik 1).
 
Nur sehr wenige medizinische und psychiatrische Störungen weisen einen so enormen Geschlechterunterschied auf, wie er bei Anorexia nervosa und Bulimia nervosa zu beobachten ist. Dabei entwickelt sich diese Geschlechterdifferenz erst mit Beginn der Pubertät. Während im Alter von elf Jahren Mädchen und Jungen noch nahezu gleich häufig vom Verdacht einer Essstörung betroffen sind (ca. 20 Prozent), steigt der Anteil der Mädchen mit problematischem Essverhalten bis 17 Jahre auf 30.1 Prozent, während er bei Jungen auf 12.8 Prozent absinkt (vergleiche Grafik 1).
  
[[Datei:Prävalenz Essstörungen Jungen Mädchen.png|links|mini|500px| <small> ""Grafik 1. Prävalenz des Verdachts auf Essstörungen im Kinder- und Jugendalter (Selbstbericht via SCOFF)''' <br />
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[Quelle: GenderMed-Wiki, nach Hölling und Schlack, 2007] </small>]]
 
[Quelle: GenderMed-Wiki, nach Hölling und Schlack, 2007] </small>]]
  

Version vom 20. April 2016, 12:59 Uhr

Fächer Psychiatrie
Organsysteme
Hauptsymptome Körperschemastörung
Zusammenfassung In jüngster Zeit sind Essstörungen zunehmend Inhalt gesundheitspolitischer Diskussionen geworden. Wichtig ist, gestörtes Essverhalten nicht auf eine "Lifestyle-Problematik" zu reduzieren, sondern als Erkrankung einzuordnen, die (nach ICD-10) zu den psychischen und Verhaltensstörungen gerechnet wird. Störungen im Essverhalten umfassen nicht nur Anorexia nervosa und Bulimia nervosa, sondern auch psychische Störungen im Zusammenhang mit Fettleibigkeit (Binge Eating Disorder). Dabei gehören bis zu 90 Prozent der Personen mit der Diagnose Anorexie oder Bulimie dem weiblichen Geschlecht an.[1] Dieser Geschlechterunterschied führt zu einer deutlich ungleichen Aufmerksamkeitsverteilung nicht nur im öffentlichen Diskurs, sondern auch bei wissenschaftlichen Publikationen. Erst in den letzten Jahrzehnten haben Essstörungen bei Männern allmählich Forschungsinteresse gewonnen. Bezüglich Verlauf und Prognose von erkrankten Männern liegen jedoch immer noch kaum wissenschaftliche Erkenntnisse vor.[2] Obgleich Essstörungen bei Männern im Vergleich zu Frauen deutlich seltener auftreten, ist die Zahl derjenigen Männer, die sich aufgrund einer Essstörung in professionelle Behandlung begeben, bereits angestiegen.[3]

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Epidemiologie[Bearbeiten]

Inzidenz/Prävalenz[Bearbeiten]

Nur sehr wenige medizinische und psychiatrische Störungen weisen einen so enormen Geschlechterunterschied auf, wie er bei Anorexia nervosa und Bulimia nervosa zu beobachten ist. Dabei entwickelt sich diese Geschlechterdifferenz erst mit Beginn der Pubertät. Während im Alter von elf Jahren Mädchen und Jungen noch nahezu gleich häufig vom Verdacht einer Essstörung betroffen sind (ca. 20 Prozent), steigt der Anteil der Mädchen mit problematischem Essverhalten bis 17 Jahre auf 30.1 Prozent, während er bei Jungen auf 12.8 Prozent absinkt (vergleiche Grafik 1).

'"Grafik 1. Prävalenz des Verdachts auf Essstörungen im Kinder- und Jugendalter (Selbstbericht via SCOFF)
[Quelle: GenderMed-Wiki, nach Hölling und Schlack, 2007]

Im Erwachsenenalter ist schließlich davon auszugehen, dass bis zu 90 Prozent der von Anorexie oder Bulimie betroffenen dem weiblichen Geschlecht angehören. Dabei leiden nach einer repräsentativen Studie zur Gesundheit Erwachsener in Deutschland (DEGS1) 1.1 Prozent der Frauen und 0.3 Prozent der Männer unter einer Anorexie.[4] In unterschiedlichen westlichen Ländern ergibt sich eine Prävalenz von Bulimie bei Frauen zwischen ein bis zwei Prozent und bei Männern zwischen 0.2 und 0.3 Prozent.[5] Dagegen verhält sich die Geschlechteraufteilung bei der Binge Eating Disorder (Craving und Binging von Nahrung ohne gegensteuerndes Verhalten) deutlich anders: Je nach Studie ist von einem Geschlechterverhältnis von eins zu eins [6] oder drei zu eins[7] (weiblich:männlich) bei einer Prävalenz von meist zwei bis fünf Prozent auszugehen. Angaben zu Prävalenz und Geschlechterverhältnis sind der nachfolgenden Tabelle zu entnehmen (orientierend an den Angaben des Wissenschaftlichen Kuratoriums der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen e.V.).[8]

Störungsbild Anorexia nervosa Bulimia nervosa Binge Eating Disorder
Prävalenz 0.2-0.8 % ca. 1.5 % 2-5 % (bis zu 9 % der Personen mit Adipositas)
Geschlechterverhältnis (w:m) 11:1 11:1 1:1 bis 3:1

Während bereits eine hohe Anzahl an Studien über den Krankheitsverlauf von Anorexie und Bulimie bei Frauen veröffentlicht wurde,[9] [10] liegen bisher kaum wissenschaftliche Belege zu Beginn und Verlauf dieser Störungen bei Männern vor. Trotz des weiter bestehenden hohen Prävalenzunterschiedes zwischen den Geschlechtern, ist zu beobachten, dass die Anzahl derjenigen Männer, die sich wegen einer Essstörung in professionelle Behandlung begeben, zunimmt.[11] Aktuell bleibt unklar, ob von dieser vermehrten Inanspruchnahme tatsächlich auf einen Prävalenzanstieg beim männlichen Geschlecht gefolgert werden kann, oder ob die steigende thematische Präsenz in Wissenschaft und Medien ursächlich ist.[12]

Risikofaktoren und protektive Faktoren[Bearbeiten]

Pathophysiologie[Bearbeiten]

Klinik[Bearbeiten]

Symptome[Bearbeiten]

Diagnostik[Bearbeiten]

Management von Patienten und Patientinnen[Bearbeiten]

Therapie[Bearbeiten]

Interaktion zwischen Arzt/Ärztin und Patient/Patientin[Bearbeiten]

Behandlungserfolg/Outcome[Bearbeiten]

Psychosoziale Faktoren[Bearbeiten]

Prävention[Bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten]

  1. Wissenschaftliches Kuratorium der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen e. V. Suchtmedizinische Reihe, Band 3: Essstörungen. Hamm: 2004.
  2. Heidelinde Krenn. Eßstörungen bei Männern: Charakteristika des Verlaufs von Anorexia nervosa und Bulimia nervosa bei Männern und Vergleich mit einer weiblichen Stichprobe [Dissertation]. Marburg: Philipps-Universität; 2003.
  3. Braun DL, Sunday SR, Huang A, Halmi KA. More males seek treatment for eating disorders. Int. J. Eat. Disord. 1999; 25(4):415–24.
  4. Jacobi F, Höfler M, Strehle J, Mack S, Gerschler A, Scholl L et al. Psychische Störungen in der Allgemeinbevölkerung: Studie zur Gesundheit Erwachsener in Deutschland und ihr Zusatzmodul Psychische Gesundheit (DEGS1-MH) (Originalien). Der Nervenarzt 2014; 85(1):77–87.
  5. Hoek HW. Incidence, prevalence and mortality of anorexia nervosa and other eating disorders. Current Opinion in Psychiatry 2006; 19(4):389–94.
  6. Jacobi F, Höfler M, Strehle J, Mack S, Gerschler A, Scholl L et al. Psychische Störungen in der Allgemeinbevölkerung: Studie zur Gesundheit Erwachsener in Deutschland und ihr Zusatzmodul Psychische Gesundheit (DEGS1-MH) (Originalien). Der Nervenarzt 2014; 85(1):77–87.
  7. Wissenschaftliches Kuratorium der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen e. V. Suchtmedizinische Reihe, Band 3: Essstörungen. Hamm: 2004.
  8. Wissenschaftliches Kuratorium der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen e. V. Suchtmedizinische Reihe, Band 3: Essstörungen. Hamm: 2004.
  9. Steinhausen H. The Outcome of Anorexia Nervosa in the 20th Century. AJP 2002; 159(8):1284–93.
  10. Quadflieg N, Fichter MM. The course and outcome of bulimia nervosa. European Child & Adolescent Psychiatry; 12(1):i99.
  11. Braun DL, Sunday SR, Huang A, Halmi KA. More males seek treatment for eating disorders. Int. J. Eat. Disord. 1999; 25(4):415–24.
  12. Carlat DJ, Camargo CA. Review of bulimia nervosa in males. The American journal of psychiatry 1991; 148(7):831–43.

Lehrmaterialien[Bearbeiten]

Fallstudien[Bearbeiten]

Dias[Bearbeiten]

Videos[Bearbeiten]

Störungen der Nahrungsaufnahme oder des Körpergewichts, die nicht in organischen Ursachen begründet sind. Essstörungen können sich dabei in verschiedenen Krankheitsbildern manifestieren.

Ein Teilgebiet der Medizin, das die Verteilung von Krankheiten in einer Bevölkerung und die damit zusammenhängenden Variablen untersucht.

Die Anzahl neu aufgetretener Krankheitsfälle innerhalb einer definierten Population in einem bestimmten Zeitraum.

Die Häufigkeit einer Krankheit oder eines Symptoms in einer definierten Population zu einem bestimmten Zeitpunkt.

(engl.: craving = Verlangen) Starkes Verlangen nach einer bestimmten Substanzwirkung.

Die Lehre von krankhaft veränderten Körperfunktionen sowie ihrer Entstehung und Entwicklung.