Angststörungen: Unterschied zwischen den Versionen

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Notwendig erscheinen vor allem Studien, die effektive geschlechterspezifische Therapien untersuchen und den weiblichen Hormonstatus stärker fokussieren (Zyklusphasen, Kontrazeption, Substitutionsbehandlung, Menopause, etc.). Der Einfluss der Sexualhormone auf die Pharmakokinetik scheint Relevanz für die Effektivität medikamentöser Therapien zu haben und damit auch die Störungsprognose zu bedingen. In diesem Zusammenhang sind weitere Analysen zu Pathogenese und Behandlung von Angsterkrankungen während der Schwangerschaft oder auch postpartal sowie in der Stillzeit dringend anzuraten.<ref>Arolt V, Rohde A. Geschlechtsspezifische Psychiatrie und Psychotherapie: ein Handbuch: Kohlhammer; 2007. Available from: URL: https://books.google.de/books?id=Nuz_6Ln-UHMC.</ref>
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Notwendig erscheinen vor allem Studien, die effektive geschlechterspezifische Therapien erforschen und den weiblichen Hormonstatus stärker fokussieren (Zyklusphasen, Kontrazeption, Substitutionsbehandlung, Menopause, etc.). Der Einfluss der Sexualhormone auf die Pharmakokinetik scheint Relevanz für die Effektivität medikamentöser Therapien zu haben und damit auch die Störungsprognose zu bedingen. In diesem Zusammenhang sind weitere Analysen zu Pathogenese und Behandlung von Angsterkrankungen während der Schwangerschaft oder auch postpartal sowie in der Stillzeit dringend anzuraten.<ref>Arolt V, Rohde A. Geschlechtsspezifische Psychiatrie und Psychotherapie: ein Handbuch: Kohlhammer; 2007. Available from: URL: https://books.google.de/books?id=Nuz_6Ln-UHMC.</ref>
  
 
== Literatur ==
 
== Literatur ==

Version vom 6. Juni 2016, 16:12 Uhr

Fächer Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Psychologie, Soziologie
Organsysteme Endokrines System, Nervensystem
Hauptsymptome vegetative Übererregbarkeit, Vermeidung, Fehlinterpretation von Körpersignalen
Zusammenfassung test

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Interessenkonflikt Nein
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Epidemiologie[Bearbeiten]

Inzidenz/Prävalenz[Bearbeiten]

Es ist davon auszugehen, dass ungefähr 14 Prozent der deutschen Wohnbevölkerung (zwischen 18 und 65 Jahren) in einem Zeitraum von einem Jahr unter einer klinisch relevanten Angststörung leidet. Dabei erkranken Frauen in etwa doppelt so häufig wie Männer an den verschiedenen Angststörungen (vergleiche Grafik 1).[1]

Grafik 1. Prävalenz von Angststörungen bei Männern und Frauen, diagnostiziert nach DSM-IV
[Quelle: GenderMed-Wiki, nach Wittchen & Jacobi (2007). Aus: BGS 1998]</small]


Ergebnisse eines niederländischen Gesundheitsberichtes (1998) weisen auf eine relativ geringfügige Differenz zwischen 12-Monats- und Lebenszeitprävalenz hin und verdeutlichen damit den häufig chronischen Verlauf von Angststörungen.[2] Nachfolgende Tabelle (Tabelle 1) gibt einen Überblick zu Lebenszeitprävalenz und geschlechterspezifischer Verteilung verschiedener Angststörungen.[3]


Tabelle 1. Lebenszeitprävalenz und Geschlechterverhältnis [modifiziert nach Voderholzer & Hohagen (2013)]

Krankheitsbild Panikstörung/
Agoraphobie
Generalisierte
Angststörung
Soziale Phobie Spezifische Phobie
Lebenszeitprävalenz 6.1 % 5.7 % 12.1 % 12.5 %
Geschlechterverhältnis (weiblich : männlich) 2.2 : 1 2 : 1 1.4 : 1 2.3 : 1


Grafik 2. Durchschnittsalter der Erstmanifestation einer Angststörung bei Männern und Frauen
[Quelle: GenderMed-Wiki, nach Wittchen & Jacobi (2007). Aus: BGS 1998]

Risikofaktoren und präventive Faktoren[Bearbeiten]

Pathophysiologie[Bearbeiten]

Klinik[Bearbeiten]

Symptome[Bearbeiten]

Diagnostik[Bearbeiten]

Management von Patienten und Patientinnen[Bearbeiten]

Therapie[Bearbeiten]

Im Bundesgesundheitssurvey von 1998 ergab sich, dass nur 44 Prozent der an einer Angststörung Erkrankten aufgrund ihrer Beschwerden eine medizinische oder nicht-medizinische Versorgungseinrichtung aufsuchten. Trotz der Verfügbarkeit effektiver Therapiestrategien nehmen damit weniger als die Hälfte der Erkrankten professionelle Hilfe in Anspruch.[4] Grafik 3 stellt die Inanspruchnahme von Versorgungseinrichtungen bei Männern und Frauen mit Angststörungen dar.

Grafik 3. Inanspruchnahme professioneller Hilfe bei Männern und Frauen mit Angsterkrankungen
[Quelle: GenderMed-Wiki, nach Wittchen & Jacobi (2007). Aus: BGS 1998]

Orientierend an den Daten der Gesundheitsberichterstattung des Bundes (2004) ergeben sich Geschlechterunterschiede in der Art der (ambulanten) Behandlung (vergleiche Grafik 4). Erklärt werden kann dieser Unterschied teilweise damit, dass Frauen Angebote des Gesundheitssystems generell öfter in Anspruch nehmen als Männer. Außerdem berichten sie deutlich häufiger von emotionalen Beschwerden, was einen Grund für die höhere Anzahl an Diagnosen und Behandlungen von Angststörungen darstellt. Grafik 3 stellt die obere Abschätzung der Behandlungsquote in einem 12-Monats-Zeitraum dar. Dabei ist zu berücksichtigen, dass nur 14 Prozent aller aktuell Erkrankten sich in diesem Zeitfenster tatsächlich in Therapie befanden.[5]


Grafik 4. Behandlungsart bei Angsterkrankungen (Männer und Frauen)
[Quelle: GenderMed-Wiki, nach Wittchen & Jacobi (2007). Aus: BGS 1998]


Interaktion zwischen Arzt/Ärztin und Patient/Patientin[Bearbeiten]

Behandlungserfolg/Outcome[Bearbeiten]

Nachfolgende Übersicht gibt Auskunft über verschiedene Behandlungsoptionen sowie über eventuelle Geschlechterdifferenzen in der Wirksamkeit einer Behandlung.[6]


Krankheitsbild Therapieoptionen Wirksamkeit - Frauen Wirksamkeit - Männer
Panikstörung und Agoraphobie
  • Selektive Serotoninwiederaufnahmehemmer, serotonerge trizyklische Antidepressiva, selektive Noradrenalin- und Serotoninwiederaufnahmehemmer, bestimmte Benzodiazepine und Antikonvulsiva
  • Kognitive Verhaltenstherapie, Kombination von Psycho- und Pharmakotherapie
Östrogene modulieren serotonerge Funktionen und können damit den Effekt serotonerger Pharmaka beeinflussen.


Die Benzodiazepinrezeptoren werden durch Sexualhormone moduliert.


Geschlechterspezifische Unterschiede bei der Kognitiven Verhaltenstherapie sind bisher nicht bekannt.

Soziale Phobie
  • Selektive Serotoninwiederaufnahmehemmer, Monoaminooxidasehemmer, bestimmte Benzodiazepine und Antikonvulsiva
  • Kognitive Verhaltenstherapie, Kombination von Psycho- und Pharmakotherapie
Frauen zeigen eventuell mehr Wirksamkeit beim Sozialen Kompetenztraining.


Östrogene modulieren serotonerge Funktionen und können damit den Effekt serotonerger Pharmaka beeinflussen.


Die Benzodiazepinrezeptoren werden durch Sexualhormone moduliert.

Männer haben eventuell Vorteile bei der kognitiven Verhaltenstherapie.
Spezifische Phobien
  • Medikamentöse Therapie nur in sehr schweren Fällen
  • Expositionstherapie, Kognitive Verhaltenstherapie
Frauen zeigen u.U. eine bessere Wirksamkeit bei Expositionstherapien. Männer reagieren eventuell positiver auf Kognitive Verhaltenstherapie.
Generalisierte Angststörung
  • Selektive Serotoninwiederaufnahmehemmer, selektive Noradrenalin- und Serotoninwiederaufnahmehemmer, trizyklische Antidepressiva, Benzodiazepine und Azapirone
  • Kognitive Verhaltenstherapie, Kombination von Psycho- und Pharmakotherapie
Östrogene modulieren serotonerge Funktionen und können damit den Effekt serotonerger Pharmaka beeinflussen.


Die Benzodiazepinrezeptoren werden durch Sexualhormone moduliert.

Psychosoziale Faktoren[Bearbeiten]

Prävention[Bearbeiten]

Ausblick[Bearbeiten]

Notwendig erscheinen vor allem Studien, die effektive geschlechterspezifische Therapien erforschen und den weiblichen Hormonstatus stärker fokussieren (Zyklusphasen, Kontrazeption, Substitutionsbehandlung, Menopause, etc.). Der Einfluss der Sexualhormone auf die Pharmakokinetik scheint Relevanz für die Effektivität medikamentöser Therapien zu haben und damit auch die Störungsprognose zu bedingen. In diesem Zusammenhang sind weitere Analysen zu Pathogenese und Behandlung von Angsterkrankungen während der Schwangerschaft oder auch postpartal sowie in der Stillzeit dringend anzuraten.[7]

Literatur[Bearbeiten]

Klicken Sie auf "Ausklappen" um die Literaturverweise anzuzeigen.

  1. Wittchen H, Jacobi F. Angststörungen. Nachdr. Berlin: Robert Koch-Inst; 2007. (Gesundheitsberichterstattung des Bundes; vol 21).
  2. Bijl RV, Ravelli A, van Zessen G. Prevalence of psychiatric disorder in the general population: Results of the Netherlands Mental Health Survey and Incidence Study (NEMESIS). Social Psychiatry and Psychiatric Epidemiology 1998; 33(12):587–95.
  3. Voderholzer U, Hohagen F. Therapie psychischer Erkrankungen: Elsevier Health Sciences Germany; 2013. Available from: URL: https://books.google.de/books?id=_BBACwAAQBAJ.
  4. Wittchen H, Jacobi F. Angststörungen. Nachdr. Berlin: Robert Koch-Inst; 2007. (Gesundheitsberichterstattung des Bundes; vol 21).
  5. Wittchen H, Jacobi F. Angststörungen. Nachdr. Berlin: Robert Koch-Inst; 2007. (Gesundheitsberichterstattung des Bundes; vol 21).
  6. Arolt V, Rohde A. Geschlechtsspezifische Psychiatrie und Psychotherapie: ein Handbuch: Kohlhammer; 2007. Available from: URL: https://books.google.de/books?id=Nuz_6Ln-UHMC.
  7. Arolt V, Rohde A. Geschlechtsspezifische Psychiatrie und Psychotherapie: ein Handbuch: Kohlhammer; 2007. Available from: URL: https://books.google.de/books?id=Nuz_6Ln-UHMC.

Lehrmaterialien[Bearbeiten]

Fallstudien[Bearbeiten]

Dias[Bearbeiten]

Videos[Bearbeiten]

Ein Teilgebiet der Medizin, das die Verteilung von Krankheiten in einer Bevölkerung und die damit zusammenhängenden Variablen untersucht.

Die Anzahl neu aufgetretener Krankheitsfälle innerhalb einer definierten Population in einem bestimmten Zeitraum.

Die Häufigkeit einer Krankheit oder eines Symptoms in einer definierten Population zu einem bestimmten Zeitpunkt.

Die Lehre von krankhaft veränderten Körperfunktionen sowie ihrer Entstehung und Entwicklung.

Die Einwirkung des Organismus auf ein eingenommenes Arzneimittel in Abhängigkeit von der Zeit.

Die Entstehung einer Erkrankung oder der Verlauf eines krankhaften Prozesses bis zu einer Erkrankung.