Pharmakologische Grundlagen

Fächer Pharmakologie und Toxikologie
Artikelart Fachartikel
Zusammenfassung Häufig gebrauchte Arzneimittel wirken bei Frauen und Männern unterschiedlich. Die individuelle Ansprechbarkeit hängt von pharmakokinetischen und pharmakodynamischen Faktoren ab. Bioverfügbarkeit, Verteilung, Metabolisierung und Elimination spielen eine wesentliche Rolle. Relevante geschlechtsspezifische Unterschiede bestehen im Wesentlichen beim Arzneimittelmetabolismus. Die geschlechtsspezifische Variabilität der Funktion einiger CYP450-Enzyme ist Ursache dafür, dass bei gleicher Dosierung eines Medikaments Intensität und Dauer von Wirkungen und Nebenwirkungen sehr unterschiedlich sein können, so wie es für einige Beta-Blocker und Diuretika beschreiben ist. Auch Phase-II-Metabolisierungsreaktionen variieren geschlechtsspezifisch. So scheint die Aktivität glukuronidierender Enzyme bei Frauen geringer zu sein als bei Männern. Das würde erklären, warum Acetylsalicylsäure bei Frauen etwa 30–40% langsamer metabolisiert wird als bei Männern. Ähnliche Befunde wurden für Paracetamol, Clofibrat und Phenprocoumon erhoben, die alle durch Glukuronidierung ausscheidungsfähig gemacht werden. Unter den methylierenden Enzymen scheint vor allem die Aktivität der Thiopurin S-Methyltransferase bei Frauen geringen zu sein als bei Männern. Dies könnte die Ursache für die höhere Toxizität der Thiopurine Azathioprin und 6-Mercaptopurin bei Patientinnen sein. Im Vergleich zur Pharmakokinetik gibt es weniger Erkenntnisse zu geschlechtsspezifischen Unterschieden in der Pharmakodynamik. Grund dafür ist, dass pharmakodynamische Effekte sehr viel schwerer zu untersuchen sind. Einige Arzneimittel haben allerdings trotz identischer Plasmakonzentrationen geschlechtsspezifische unterschiedliche Wirkungen. Besonders bei psychischen Erkrankungen sind diese Unterschiede von zunehmend großer Bedeutung, da hier die Geschlechtshormone die Ansprechbarkeit der Rezeptoren beeinflussen. Pharmakologische Aspekte sollten zukünftig stärker berücksichtigt werden, sodass sowohl Frauen als auch Männer individuell die bestmögliche Arzneimitteltherapie erhalten.

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Lehrmaterial

Eine Messgröße dafür, wie schnell und in welchem Umfang ein Arzneimittel resorbiert wird und am Wirkort zur Verfügung steht.

(griech.: toxikón = Gift) Giftigkeit einer Substanz.

Die Einwirkung des Organismus auf ein eingenommenes Arzneimittel in Abhängigkeit von der Zeit.

Die Effekte des Arzneimittels am Zielort.