Modul 1: Geschlecht und Medizin: Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 20. Juni 2016, 09:38 Uhr

Artikelart ExpertInnenartikel„ExpertInnenartikel“ befindet sich nicht in der Liste (Einführungsartikel, Fachartikel) zulässiger Werte für das Attribut „Artikelart“.
Zusammenfassung Lange Zeit bestand in biomedizinischer Forschung und klinischer Medizin der Konsens, dass Krankheitsprozesse keiner geschlechtersensiblen Betrachtung bedürfen und Studien mit männlichen Probanden eine Generalisierung auf beide Geschlechter durchaus zulassen. Neuere Untersuchungen zeigen, dass die Inzidenz, die Symptome und der Verlauf vieler Erkrankungen geschlechtsabhängig sind und dass damit diese Perspektive obsolet ist. Daraus ergibt sich ein zunehmendes Interesse, das biologische und soziokulturelle Geschlecht in der Medizin zu berücksichtigen und damit einen wichtigen ersten Schritt in Richtung der individualisierten Medizin zu vollziehen.[1] Durch individualisierte Behandlung sollen Patienten und Patientinnen nicht weiter als homogene Population wahrgenommen werden. Genetische und soziale Besonderheiten sind zu berücksichtigen, um eine „maßgeschneiderte“ Diagnostik und Intervention möglich zu machen. Grundkonsens dabei ist: Krankheiten sind so verschieden wie die Menschen, die darunter leiden. [2]


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Gendermedizin – Was ist das?[Bearbeiten]

Im Zuge eines individuengerechten Behandlungskonzeptes ergibt sich auch theoretische und praktische Relevanz für den Begriff der Gendermedizin: Geschlecht wird dabei nicht nur als ein individueller Risikofaktor für die Entstehung und den Verlauf von Krankheiten eingeordnet, sondern nimmt zudem entscheidenden Einfluss auf den gesamten Behandlungsprozess. Der Begriff der Gendermedizin umfasst weniger eine eigene Fachdisziplin, als eine interdisziplinäre Perspektive, die den meisten Fachgebieten eine neue Dimension eröffnen kann und muss. Die geschlechtersensible Sichtweise dahinter ist eigentlich selbstverständlich: Frauen und Männer unterscheiden sich in vielem. Wichtig ist, dass diese Unterschiede bei weitem nicht auf anatomische und physiologische Primärmerkmale zu beschränken sind. Vielmehr gilt es, biologische und soziale Unterschiede von Geschlecht bezüglich Aspekten wie Disposition, Prävalenz oder auch Copingstrategien und Therapieadhärenz zu berücksichtigen, um adäquate Behandlungsmaßnahmen zu gewährleisten. Dabei kann sowohl das Geschlecht der Patientinnen und Patienten als auch des medizinischen Fachpersonals Einfluss auf den Versorgungsprozess nehmen.[3]

Die englische Sprache ermöglicht (anders als der deutsche Ausdruck „Geschlecht“) eine begrifflich genaue Unterscheidung zwischen sozialem und biologischem Geschlecht. Der Begriff „Gender“ beschreibt alle sozialen Aspekte von Geschlecht und nimmt damit Bezug auf geschlechterspezifische Rollenverteilung, die beeinflusst wird von Umweltfaktoren wie soziokulturelle Erwartungen und Erziehungsstrukturen. Dagegen werden biologische Faktoren von Geschlecht (u. a. Chromosomale Grundlage, Sexualhormone oder Stoffwechsel) dem Begriff „Sex“ zugeordnet. Sexueller Dimorphismus umfasst dann das Auftreten von zwei deutlich verschiedenen Erscheinungsformen des gleichen Merkmales in männlichen und weiblichen Individuen der gleichen Art.[4]

Sex und Gender.png
691px-Interaktion_Sex_Gender.png
Grafik 1. Interaktion von Sex und Gender
[Quelle: GenderMed-Wiki, nach: Kindler-Röhrborn & Pfleiderer (2012)]

Entscheidend ist, Sex und Gender keinesfalls als separierte Dimensionen zu begreifen. Vielmehr ergibt sich eine lebenslange Interaktion auf biologischer und sozialer Ebene, die für fast alle Krankheitsbilder eine Rolle spielt (vergleiche Grafik 1). Die Medizin steht vor der anspruchsvollen Aufgabe diese Interaktion biologischer und sozialer Geschlechtermerkmale in den Behandlungsprozess zu integrieren und dabei zusätzlich die Wechselwirkung zwischen Geschlechteraspekten und Krankheitsverlauf zu berücksichtigen. Zum Beispiel kann das jeweilige hormonelle Level die individuelle Stimmung und Wahrnehmung beeinflussen und depressive oder ängstliche Symptome fördern. Andererseits kann auch der emotionale Zustand Wahrnehmungsprozesse beeinflussen: Angst und Depression senken die individuelle Schmerzschwelle und erhöhen damit die subjektive Schmerzwahrnehmung.[5] Folglich wirken geschlechtsspezifische biologische und soziale Faktoren in einer komplexen Weise zusammen und beeinflussen dabei Prävalenz, Schweregrad, Verlauf und Behandlungserfolg von Erkrankungen. Geschlecht sollte deshalb Grundlage einer modernen personalisierten Gesundheitsversorgung mit multidisziplinärer Zusammenarbeit sein.[6]

Gendermedizin über die Lebensspanne[Bearbeiten]

Eine patientInnenorientierte Versorgung beinhaltet, dass Symptome und Beschwerden in Relation zur individuellen Lebenssituation betrachtet werden müssen. Die jeweilige Lebenssituation unterscheidet sich nicht nur zwischen den einzelnen Individuen, sondern auch intraindividuell hinsichtlich der einzelnen Lebensphasen. Über die Lebensspanne hinweg unterscheiden sich Männer und Frauen bezüglich ihrer biologischen und sozialen Entwicklung und stehen nicht selten vor differenten gesundheitlichen Herausforderungen. In der Kindheit und Jugend sind vor allem Aspekte wie Heranwachsen, Lernen und Identitätssuche entscheidend. Dabei verläuft das körperliche Wachstum bei Jungen langsamer und irregulärer als bei Mädchen. Jungen haben häufig Wachstumsschübe, während Mädchen stetiger wachsen. Ähnlich verläuft die emotionale und kognitive Entwicklung bei Jungen langsamer und irregulärer als bei Mädchen. Bezüglich der Sprachentwicklung liegen Jungen zwölf bis 18 Monate hinter Mädchen. Ein höher entwickelter Frontalkortex ermöglicht Mädchen eine bessere Impulskontrolle als Jungen.[7] Das Erwachsenenalter ist geprägt von Beziehungen, (eventuell) Familiengründung und der Partizipation am Berufsleben. Viele (geschlechterspezifischen) Gesundheitsprobleme können sich im Erwachsenenalter manifestieren. Dabei besteht ein Zusammenhang zwischen sozialer Integration und Gesundheit. Beispielsweise hat die Tatsache, dass Frauen eher unter gesundheitlichen Einschränkungen leiden und geringere subjektive Gesundheitswerte haben als Männer, einen negativen Einfluss auf die Teilhabe am Arbeitsmarkt und anderen sozialen Gebieten.[8] Im Alter nehmen Gesundheit und Alltagsfunktionalität zunehmend ab und die Teilhabe an der Gesellschaft verändert sich. Obwohl Frauen durchschnittlich länger leben, verbringen sie genauso viele Jahre in guter Gesundheit wie Männer. Das heißt, während der Jahre, die Frauen länger leben, leiden sie häufig unter chronischen Krankheiten und berichten von einer geringen krankheitsbezogene Lebensqualität mit deutlichen Funktionseinschränkungen (siehe auch: Lebenserwartung).[9]

Geschlechterrelevanz in der Gesundheitsversorgung[Bearbeiten]

Schon angesichts der hohen Gesundheitskosten sollte das Gesundheitssystem ein so offensichtliches Merkmal wie das Geschlecht von Patient oder Patientin sowie Arzt oder Ärztin bei Diagnose und Therapie nicht außenvorlassen. Leider achten Ärzte und Ärztinnen in ihrem Behandlungsalltag immer noch zu wenig auf geschlechterspezifische Unterschiede. Folge ist, dass bei einer Vielzahl von Erkrankungen falsche Diagnosen gestellt werden und damit geeignete Therapien nicht eingeleitet werden können. Gravierende Konsequenz kann dann eine erhöhte Sterblichkeit sein.[10] Geschlechterspezifisches Wissen sollte baldigst in das medizinische Lehrangebot, die ärztliche Praxis sowie die staatliche Gesundheitspolitik integriert werden und sich nicht nur auf frauenspezifische Gesundheitsaspekte oder männerspezifische Gesundheitsaspekte begrenzen.[11] Medizinische Versorgung ist nicht geschlechterneutral. Dabei nimmt nicht nur das Geschlecht der zu behandelnden Person Einfluss auf den Versorgungsprozess. Entscheidend kann auch sein, ob das jeweilige Fachpersonal weiblich oder männlich ist (siehe auch Geschlecht des Fachpersonals). Studien erkennen und bestätigen einen oft unbewussten „Gender Bias“, der sich auf das Geschlecht des Patienten/der Patientin und das Geschlecht des Arztes/der Ärztin sowie auf das Geschlechterverhältnis in der Behandlungssituation beziehen kann: Zum Beispiel scheinen Patienten mit Typ-2-Diabetes signifikant seltener eine optimale Behandlung zur Vermeidung von möglichen Folgekomplikationen zu erhalten als Patientinnen. Zudem betreuen Ärztinnen Patienten und Patientinnen mit Typ-2-Diabetes besser und betreiben intensiver prognostisch wichtiges Präventionsmanagement als Ärzte. Ärztinnen gelingt es besser als ihren männlichen Kollegen, den Blutzuckerspiegel und den Blutlipidspiegel zu senken.[12]

Gesundheitsverhalten[Bearbeiten]

Ein gesunder Lebensstil kann das Risiko zu erkranken reduzieren und deutlichen Einfluss auf die Ergebnisse einer Behandlung nehmen. Beeinflussende Faktoren sind dabei vor allem Rauchen, sportliche Betätigung, sicherer Sex, Alkoholkonsum und gesunde Ernährung.

Grafik 2. Gesundheitsverhalten von Männern und Frauen
[Quelle: GenderMed-Wiki, nach: DAK-Gesundheitsreport (2016)]

Damit können sowohl Männer als auch Frauen aufgrund von bewussten Gesundheitsentscheidungen enormen Einfluss auf ihren gesundheitlichen Zustand ausüben und damit das Risiko senken, von Erkrankungen wie Diabetes mellitus, kardiovaskulären Erkrankungen oder Krebs betroffen zu sein. Lebensstil und gesundheitsbezogenes Verhalten unterscheiden sich zwischen den Geschlechtern. Einer niederländischen Studie von 2013 zufolge, konsumieren Männer mehr Alkohol als Frauen, rauchen häufiger und sind deutlich öfter opioidabhängig. Hintergrund ist ein divergenter Umgang mit Genussmitteln.[13] Orientierend am aktuellen DAK-Gesundheitsreport (2016), stellt Grafik 2 Unterschiede im Gesundheitsverhalten zwischen den Geschlechtern dar.[14]

Männer und Frauen unterscheiden sich auch in ihren Einschätzungen bezüglich Gesundheit und Krankheit. Frauen berichten häufiger von Gesundheitsproblemen als Männer. Grund dafür scheint zu sein, dass Männer und Frauen ihre Körperfunktionen unterschiedlich wahrnehmen und interpretieren. Zudem besteht ein Geschlechterunterschied bezüglich der Bewältigung von Problemen (gesundheitsbezogenen und anderen). Daraus ergeben sich divergente Verhaltensweise bezüglich des Aufsuchens und der Inanspruchnahme professioneller Hilfe.

Männer und Frauen kommunizieren in unterschiedlicher Weise und präsentieren bzw. erklären somit auch ihre Symptome verschiedenartig (oder versäumen dies). Zum Beispiel sind Männer mehr als Frauen geneigt dazu, gesundheitliche Beschwerden (einschließlich psychologischer Probleme) zu verleugnen oder eigene Lösungsversuche zu finden. Dagegen berichten Frauen eher über ihre Gesundheitsprobleme.[15] Unklar bleibt, ob Frauen zuweilen „überflüssigen“ Gebrauch von Gesundheitsangeboten machen (Frauen verursachen höhere Gesundheitskosten) oder ob Männer diese „ungenügend“ nutzen. Patienten mit onkologischen Erkrankungen sind am stärksten beunruhigt bezüglich der Expertise sowie des Verhaltens, der Maßnahmen und des Auftretens von medizinischem Fachpersonal. Dabei finden Frauen und Männer unterschiedliche Aspekte für sich von Bedeutung. Frauen sind eher besorgt bezüglich der Wartezeiten, des Verhaltens vom Pflegepersonal, der Unterstützung und Beratung sowie der Kontinuierlichkeit der Betreuung. Sie sind aufmerksamer hinsichtlich ihres Krankheitszustandes und unterziehen sich eher notwendigen Untersuchungen. Außerdem sind sie eher bereit Nachforschungen bezüglich potentieller onkologischer Symptome anzustellen.[16] Zum Beispiel nutzen 15.5 Millionen weibliche, aber nur 3.5 Millionen männliche Versicherte in Deutschland Angebote zur Krebsfrüherkennung. Die Einführung geschlechterspezifischer Präventionsprogramme erweist sich als dringend notwendig, um die Zielgruppe der Männer erreichen zu können. Unter anderen erweisen sich die in Arztpraxen ausgelegten Informationen über Vorsorgeuntersuchungen als problematisch. Aufgrund von sprachlichen Formulierungen und Bildmaterial scheinen sich Männer häufig nicht angesprochen zu fühlen. Zudem besuchen Männer im Vergleich zu Frauen seltener Arztpraxen. Nötig sind offenbar andere Anreize, um Männer für ihre Gesundheit stärker zu sensibilisieren.

Letztlich sollten Vertreter des Gesundheitssystems berücksichtigen, auf welche Weise Frauen und Männer physische Beschwerden wahrnehmen, interpretieren und präsentieren. Dementsprechend lässt sich dann das medizinische Verhalten so ausrichten, dass die aktuell erforderliche (individuelle) Betreuung gewährleistet werden kann.[17]

Arthrose der Kniegelenke ist eher weiblich? Und Herzkreislauferkrankungen eher männlich? Stereotype Zuordnungen können eine adäquate Behandlung verhindern. [Quelle: GenderMed-Wiki]

Symptomatik[Bearbeiten]

Das weibliche Geschlecht bildet einen Risikofaktor bezüglich der (zu) späten Diagnose bestimmter Erkrankungen.[18] Beispielsweise werden Diagnosen für einen Herzinfarkt[19] oder eine HIV-Erkrankung[20] bei Frauen erst zu einem sehr späten Zeitpunkt gestellt. Grund dafür ist unter anderen, dass diese Erkrankungen als „untypisch“ für das weibliche Geschlecht eingeordnet werden und Frauen deshalb nicht als wahrscheinliche Kandidaten gelten. Herzinfarkte werden immer noch häufig als „Männerkrankheit“ charakterisiert. Dabei ist oft nicht bekannt, dass sich die Symptome eines Herzinfarktes zwischen den Geschlechtern deutlich unterscheiden können. Während bei Männern die bekannten Symptome wie ausstrahlender Schmerz in den Armen auftreten, können sich Symptome bei Frauen als Kiefergelenk- oder Rückenschmerzen zeigen.[21] Auch AIDS gilt immer noch häufig als typische Krankheit homosexueller Männer oder Drogensüchtiger. Dabei sind gegenwärtig über 50 Prozent der AIDS-Erkrankten weiblich. Dem entgegen werden stereotyp weibliche Krankheiten wie Osteoporose (oft sind postmenopausale Frauen betroffen) bei Männern häufig übersehen.[22]



Intervention und Rehabilitation[Bearbeiten]

Immer noch häufig werden Frauen unter Berücksichtigung von Richtlinien, die auf Forschungen mit ausschließlich männlichen Probanden basieren, behandelt. Eine systematische Integration von Sex und Gender erfolgt bisher in keinem adäquaten Umfang. Aufgrund der Annahme, die Ergebnisse von Gesundheitsforschung seien geschlechterneutral, werden weibliche Versuchstiere häufig von grundlegenden Forschungen ausgeschlossen. Verzerrungen infolge von hormonellen Unterschieden (z. B. Menstruationszyklus) sollen vermieden werden. In der täglichen medizinischen Praxis können aus einer solchen Forschungsweise Konsequenzen wie späte oder inkorrekte Diagnosestellung, enormer Leidensdruck oder inadäquate medikamentöse Behandlung für weibliche Patienten entstehen. Damit zusammenhängend entstehen Folgen wie unnötige Erkrankungen, steigende Gesundheitskosten und (im Extremfall) vermeidbare Todesfälle.[23] Rehabilitationsmaßnahmen bieten zuweilen geschlechtergetrennte Behandlungsprogramme an. Zum Beispiel fühlen sich adipöse Frauen gehemmt gemeinsam mit Männern Sport zu treiben und bevorzugen gleichgeschlechtliche Sportangebote. Männer haben durchschnittlich weniger Vorwissen bezüglich Ernährung und Gesundheit und brauchen daher eine basalere und ausführlichere Aufklärung als Frauen. Zudem können Männer sich bei psychologischen Gruppentherapien in der Gegenwart von ausschließlich Männern leichter und in höherem Maß öffnen als in geschlechtergemischten Gruppen.[24]

Gendermedizinische Forschung[Bearbeiten]

Die Entwicklung einer geschlechtersensiblen Gesundheitsvorsorge erfordert ein Umdenken bezüglich wissenschaftlich-medizinischer Forschung. Aktuell beruht unser medizinisches Wissen noch hauptsächlich auf Basis des männlichen Organismus (männliche Probanden sowie männliche Versuchstiere). Dies gilt nicht nur für Medikamentenstudien, sondern für die gesamte Bandbreite der Gesundheitsforschung (Ausnahme bilden frauenspezifische Gesundheitsaspekte). Aufgrund dessen kam und kommt es zu Fehldiagnosen und inkorrekter medikamentöser Dosierungen bei Frauen (basierend u. a. auf Unterschieden in Pharmakokinetik und Pharmakodynamik) mit zwangsläufig negativen Konsequenzen. Verstärkt geschlechterspezifische Forschung am Menschen und in Tierstudien ist somit dringend notwendig und scheint im Zuge individualisierter Medizin zunehmend in den wissenschaftlichen Fokus zu gelangen. Methodisches Vorgehen muss dabei Sex und Gender nicht nur separat von einander, sondern auch deren Interaktion berücksichtigen.[25]

Literatur[Bearbeiten]

Klicken Sie auf "Ausklappen" um die Literaturverweise anzuzeigen.

  1. Norton R, Peters S, Jha V, Kennedy S, Woodward M. Women's Health: A New Global Agenda. Oxford: Oxford Martin School; 2016.
  2. Kindler-Röhrborn A, Pfleiderer B. Gendermedizin - Modewort oder Notwendigkeit?: - Die Rolle des Geschlechts in der Medizin. XX 2012; 1(03):146–52
  3. Kindler-Röhrborn A, Pfleiderer B. Gendermedizin - Modewort oder Notwendigkeit?: - Die Rolle des Geschlechts in der Medizin. XX 2012; 1(03):146–52
  4. Kindler-Röhrborn A, Pfleiderer B. Gendermedizin - Modewort oder Notwendigkeit?: - Die Rolle des Geschlechts in der Medizin. XX 2012; 1(03):146–52
  5. Pfleiderer B, Ritzkat A, Pogatzki Zahn E. Sex and Gender effects in pain: Universitätsklinikum Münster, Institut für klinische Radiologie (AG "Cognition and Gender"), Klinik für Anästhesiologie, operative Intensivmedizin und Schmerztherapie; 2015
  6. The Netherlands Organisation for Health Research and Development. Gender and Health: Knowledge Agenda. Den Haag; 2015
  7. The Netherlands Organisation for Health Research and Development. Gender and Health: Knowledge Agenda. Den Haag; 2015
  8. Merens A, van den Brakel, M. Emancipatiemonitor 2014. Den Haag: SCP/CBS; 2014 Dec 16
  9. The Netherlands Organisation for Health Research and Development. Gender and Health: Knowledge Agenda. Den Haag; 2015
  10. Kindler-Röhrborn A, Pfleiderer B. Gendermedizin - Modewort oder Notwendigkeit?: - Die Rolle des Geschlechts in der Medizin. XX 2012; 1(03):146–52
  11. The Netherlands Organisation for Health Research and Development. Gender and Health: Knowledge Agenda. Den Haag; 2015
  12. Gouni-Berthold I, Berthold HK, Mantzoros CS, Böhm M, Krone W. Sex disparities in the treatment and control of cardiovascular risk factors in type 2 diabetes. Diabetes care 2008; 31(7):1389–91.
  13. Visscher TL, Am Bakel, van Zantinge EM. Overgewicht samengevat. Volksgezondheid Toekomst Verkenning, Nationaal Kompas Volksgezondheid. Bilthoven: RIVM, Bilthoven: RIVM, http://www. nationaalkompas. nl (accessed 8 May 2014) 2013.
  14. DAK-Gesundheitsreport 2016: Warum Frauen und Männer anders krank sind; 2016. Available from: URL: http://www.dak.de/dak/gesundheit/DAK-Gesundheitsreport_2016-1783254.html.
  15. Gijsbers van Wijk, C M, Kolk AM. Sekseverschillen in gezondheidsbeleving. Nederlands tijdschrift voor geneeskunde 1997; 141(6):283–7.
  16. Wessels H, Graeff A de, Wynia K, Heus M de, Kruitwagen, Cas L J J, Woltjer, Gerda T G J et al. Gender-related needs and preferences in cancer care indicate the need for an individualized approach to cancer patients. The oncologist 2010; 15(6):648–55
  17. The Netherlands Organisation for Health Research and Development. Gender and Health: Knowledge Agenda. Den Haag; 2015
  18. Mosca L, Banka CL, Benjamin EJ, Berra K, Bushnell C, Dolor RJ et al. Evidence-based guidelines for cardiovascular disease prevention in women: 2007 update. Journal of the American College of Cardiology 2007; 49(11):1230–50.
  19. Mosca L, Banka CL, Benjamin EJ, Berra K, Bushnell C, Dolor RJ et al. Evidence-based guidelines for cardiovascular disease prevention in women: 2007 update. Journal of the American College of Cardiology 2007; 49(11):1230–50.
  20. Sordo del Castillo, Luis, Ruiz-Pérez I, Olry de Labry Lima, Antonio. Biological, psychosocial, therapeutic and quality of life inequalities between HIV-positive men and women - a review from a gender perspective. AIDS reviews 2010; 12(2):113–20.
  21. Saner H. Manifestation und Verläufe der koronaren Herzkrankheit bei Männern und Frauen--Konsequenzen für Diagnose und Therapie. Therapeutische Umschau. Revue thérapeutique 2007; 64(6):305–10.
  22. Orwig DL, Chiles N, Jones M, Hochberg MC. Osteoporosis in men: update 2011. Rheumatic diseases clinics of North America 2011; 37(3):401-14, vi.
  23. Schiebinger L. Scientific research must take gender into account. Nature 2014; 507(7490):9.
  24. Kindler-Röhrborn A, Pfleiderer B. Gendermedizin - Modewort oder Notwendigkeit?: - Die Rolle des Geschlechts in der Medizin. XX 2012; 1(03):146–52
  25. The Netherlands Organisation for Health Research and Development. Gender and Health: Knowledge Agenda. Den Haag; 2015

Die Anzahl neu aufgetretener Krankheitsfälle innerhalb einer definierten Population in einem bestimmten Zeitraum.

Veranlagung bzw. Anfälligkeit, an einer bestimmten Krankheit zu erkranken.

Die Häufigkeit einer Krankheit oder eines Symptoms in einer definierten Population zu einem bestimmten Zeitpunkt.

Biologisches Geschlecht

Soziales Geschlecht

(lat.: deprimere = herunterdrücken) Psychische Erkrankung, die durch die Hauptsymptome gedrückte Stimmung, Verlust an Interessen bzw. an Freude und deutliche Antriebsminderung gekennzeichnet ist.

Die Einwirkung des Organismus auf ein eingenommenes Arzneimittel in Abhängigkeit von der Zeit.

Die Effekte des Arzneimittels am Zielort.