Männerspezifische Gesundheitsaspekte: Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 20. Dezember 2016, 09:43 Uhr

Männer gelten vor allem dann als krank, wenn ihr Körper krank ist. Psychische Beschwerden wie Angst oder Depression werden besonders bei Männern immer noch häufig stigmatisiert und tabuisiert. Das zeigt der Männergesundheitsbericht, den die Stiftung Männergesundheit zusammen mit der Deutschen Krankenversicherung (DKV) 2013 veröffentlichte.[1] Dabei steigt aktuell die Zahl der psychisch Erkrankten vor allem unter Männer an: So hat sich bei Männern der Anteil der aufgrund psychischer Probleme bedingten Fehltage am Arbeitsplatz in den letzten zehn Jahren nahezu verdoppelt (14.7 Prozent in 2014). Obwohl die Prävalenzzahlen bei Depression und Angst einen deutlich höheren Frauenanteil ergeben,[2] suizidieren sich Männer dreimal so häufig wie Frauen. Die Folgerung liegt nahe, dass die Zahl unerkannter psychischer Erkrankungen bei Männern deutlich höher ist als bei Frauen. Damit scheinen aktuell klare Defizite in Diagnostik und Versorgung psychischer Erkrankungen bei Männern zu bestehen. Entscheidend ist, diesem Thema möglichst bald verstärkt gesellschaftliche, gesundheitsökonomische und gesundheitspolitische Relevanz zuzusprechen.[3]

Autoren und Autorinnen sprechen von einer „Depressionsblindheit“ bei Männern, die verschiedene Ursachen zu haben scheint. Dabei ist ein entscheidender Aspekt, dass sich depressive Symptome bei Männern häufig in anderer Form äußern können als bei Frauen. Zum Beispiel reagieren Männer bei einer Depression eher aggressiv, risikofreudig und greifen öfter zu Alkohol und Drogen. Diese externalen Symptome können dann die „klassisch“ internalen Symptome wie Niedergeschlagenheit, Verlust an Freude oder Selbstwertverlust überdecken. Desweiteren zeigen Patienten beim Arztkontakt häufig einen stereotyp männlichen Kommunikationsstil. Psychische Beschwerden werden dabei oft nicht kommuniziert, sondern gelten immer noch häufig als Ausdruck persönlichen Versagens. Ebenso agieren Ärzte im Vergleich zu Ärztinnen gegenüber Patienten eher autoritär und weniger einfühlsam als gegenüber Patientinnen. Ähnlich werden psychische Belastungen aufgrund von beruflichem Stress bei Männern häufig übersehen. Dabei ergibt der Männergesundheitsbericht 2013, dass Männer aufgrund ihres Berufes deutlich stärker psychisch belastet sind als dies bei Frauen der Fall ist. Zudem werden Männer öfter in ihrem Leben mit Gewalt konfrontiert (sowohl als Täter als auch als Opfer). Beispielsweise können sich auch Angststörungen bei Männern in Form von Gewaltausbrüchen äußern und werden ähnlich wie Depressionen häufig nicht erkannt. Auch gilt es, den Zusammenhang zwischen körperlichen Erkrankungen und psychischem Leid stärker zu berücksichtigen. Psychische Betreuung bei chronisch oder akut schwer Erkrankten ist besonders bei Männern immer noch keine Selbstverständlichkeit. Die Folge ist gravierend: Männer die sowohl psychisch als auch körperlich erkrankt sind, verlieren im Vergleich zu rein körperlich Erkrankten durchschnittlich 20 Lebensjahre.[4]


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Literatur[Bearbeiten]

  1. Weißbach L, Stiehler M. Männergesundheitsbericht 2013: Im Fokus: Psychische Gesundheit. Bern: Hans Huber; 2013.
  2. Wittchen H, Jacobi F. Size and burden of mental disorders in Europe--a critical review and appraisal of 27 studies. European neuropsychopharmacology: the journal of the European College of Neuropsychopharmacology 2005; 15(4):357–76.
  3. Weißbach L, Stiehler M. Männergesundheitsbericht 2013: Im Fokus: Psychische Gesundheit. Bern: Hans Huber; 2013.
  4. Weißbach L, Stiehler M. Männergesundheitsbericht 2013: Im Fokus: Psychische Gesundheit. Bern: Hans Huber; 2013.

(lat.: deprimere = herunterdrücken) Psychische Erkrankung, die durch die Hauptsymptome gedrückte Stimmung, Verlust an Interessen bzw. an Freude und deutliche Antriebsminderung gekennzeichnet ist.