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Lange Zeit wurde in der Medizin die Strategie One size fits all verfolgt, die inzwischen als nicht hinreichend bewertet wird. Gegenwärtig gilt es integrative Faktoren wie Alter oder Ethnizität in Forschung und Praxis zu berücksichtigen und Behandlungsstrategien um diese Aspekte zu erweitern. Idealerweise sollte die Betreuung jedes Individuums mit Hilfe zielgerichteter Untersuchungs- und Behandlungsmöglichkeiten gewährleistet werden. Dabei spielen nicht nur persönliche Gegebenheiten auf sozio-psychologischer Ebene eine Rolle (z. B. soziales Umfeld, Lebensstil oder kulturelle Gegebenheiten), sondern auch der Einbezug moderner biomedizinischer Technologien (z. B. neuere Untersuchungsmethoden auf molekularer Ebene). Bezugnehmend auf sowohl sozio-psychologische als auch biologische Einflussfaktoren sollte eine individuengerechte Versorgung immer auch aus einer gendermedizinischen Perspektive heraus betrachtet werden. Einzelne Bausteine individualisierter Medizin sind Grafik 1 zu entnehmen. 

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Grafik 1. Bausteine individualisierter Medizin. Modifiziert nach: Harreiter et al. (2016).

Ziel ist nicht nur die Verbesserung von Behandlungsstrategien, sondern auch Krankheiten bereits präventiv abwenden und Lebensqualität aufrechterhalten zu können. Für eine adäquate Umsetzung individualisierter Betreuung sind nicht nur bestimmte politische und gesetzliche Strukturen notwendig, sondern auch Aspekte wie infrastrukturelle Gegebenheiten und ausreichend finanzielle sowie personelle Ressourcen erforderlich. Um alle medizinischen Informationen verwalten und steuern zu können, muss zudem ein gewisser Standard bezüglich Datenschutz und -verarbeitung gewährleistet werden  (vergleiche Grafik 2). 

59e9b0fca4a66.pngGrafik 2. Voraussetzungen individualisierter Medizin. Modifiziert nach: Harreiter et al. (2016).

Um ein Höchstmaß an Behandlungsqualität für jedes Individuum gewährleisten zu können, ist eine grundlegende Umstrukturierung des Gesundheitssystems notwendig. Derzeit bestehen nicht genügend Kapazitäten und Organisationsstrukturen für die hinreichende Durchführung individualisierter Maßnahmen.[1]

Mehr zum Thema finden Sie unter Modul 1: Geschlecht und Medizin.

Literatur

Klicken Sie auf "Ausklappen" um die Literaturverweise anzuzeigen.
  1. Harreiter J, Thomas A, Kautzky-Willer A. Gendermedizin. In: Kolip P, Hurrelmann K, editors. Handbuch Geschlecht und Gesundheit: Männer und Frauen im Vergleich. 2., vollst. überarb. und erw. Aufl. Bern: Hogrefe; 2016 (Programmbereich Gesundheit).

Lizenz

Dieser Artikel ist unter der Creative Commons Lizenz veröffentlicht. Den vollen Lizenzinhalt finden Sie hier: https://creativecommons.org/licenses/by/3.0/legalcode

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Zuletzt geändert: 2017-10-20 10:16:59