Essstörungen/Fachartikel: Unterschied zwischen den Versionen

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Der folgende Artikel bezieht sich auf Geschlechterunterschiede bei Essstörungen. Geschlechterübergreifende Inhalte können Sie den [http://www.awmf.org/leitlinien/detail/ll/051-026.html AWMF-Leitlinien zu Esstörungen (Diagnostik und Therapie)] entnehmen.
  
 
==Epidemiologie==
 
==Epidemiologie==
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Nur sehr wenige medizinische und psychiatrische Störungen weisen einen so enormen Geschlechterunterschied auf, wie er bei Anorexia nervosa und Bulimia nervosa zu beobachten ist. Dabei entwickelt sich diese Geschlechterdifferenz erst mit Beginn der Pubertät. Während im Alter von elf Jahren Mädchen und Jungen noch nahezu gleich häufig vom Verdacht einer Essstörung betroffen sind (ca. 20 Prozent), steigt der Anteil der Mädchen mit problematischem Essverhalten bis 17 Jahre auf 30.1 Prozent, während er bei Jungen auf 12.8 Prozent absinkt (vergleiche Grafik 1).<ref>Hölling H, Schlack R. Essstörungen im Kindes- und Jugendalter. Erste Ergebnisse aus dem Kinder- und Jugendgesundheitssurvey (KiGGS). Bundesgesundheitsblatt, Gesundheitsforschung, Gesundheitsschutz 2007; 50(5-6):794–9.</ref> Erstmanifestation von Anorexie und Bulimie ist meist in der Adoleszenz, wobei Jungen durchschnittlich einige Jahre später erkranken als Mädchen.<ref name= "Herpertz">Herpertz S, Zwaan M de, Zipfel S. Handbuch Essstörungen und Adipositas: Springer Berlin Heidelberg; 2008. Available from: URL: https://books.google.de/books?id=fNEPgBXy5HcC.</ref>  
 
Nur sehr wenige medizinische und psychiatrische Störungen weisen einen so enormen Geschlechterunterschied auf, wie er bei Anorexia nervosa und Bulimia nervosa zu beobachten ist. Dabei entwickelt sich diese Geschlechterdifferenz erst mit Beginn der Pubertät. Während im Alter von elf Jahren Mädchen und Jungen noch nahezu gleich häufig vom Verdacht einer Essstörung betroffen sind (ca. 20 Prozent), steigt der Anteil der Mädchen mit problematischem Essverhalten bis 17 Jahre auf 30.1 Prozent, während er bei Jungen auf 12.8 Prozent absinkt (vergleiche Grafik 1).<ref>Hölling H, Schlack R. Essstörungen im Kindes- und Jugendalter. Erste Ergebnisse aus dem Kinder- und Jugendgesundheitssurvey (KiGGS). Bundesgesundheitsblatt, Gesundheitsforschung, Gesundheitsschutz 2007; 50(5-6):794–9.</ref> Erstmanifestation von Anorexie und Bulimie ist meist in der Adoleszenz, wobei Jungen durchschnittlich einige Jahre später erkranken als Mädchen.<ref name= "Herpertz">Herpertz S, Zwaan M de, Zipfel S. Handbuch Essstörungen und Adipositas: Springer Berlin Heidelberg; 2008. Available from: URL: https://books.google.de/books?id=fNEPgBXy5HcC.</ref>  
  
[[File:59aac43df0b54.png|600px|class=img-responsive]]<b style="font-size: 11.9px;">Grafik 1. Prävalenz des Verdachts auf Essstörungen im Kinder- und Jugendalter (Selbstbericht via SCOFF) </b><b style="font-size: 11.9px;"><br> [Quelle: GenderMed-Wiki, nach Hölling und Schlack, 2007] </b>
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[[File:59ce53b97abc7.png|600px|class=img-responsive]]<b>Grafik 1. Prävalenz des Verdachts auf Essstörungen im Kinder- und Jugendalter (Selbstbericht via SCOFF). [Quelle: GenderMed-Wiki, nach Hölling und Schlack, 2007] </b>
  
 
Im Erwachsenenalter ist schließlich davon auszugehen, dass bis zu 90 Prozent der von Anorexie oder Bulimie betroffenen dem weiblichen Geschlecht angehören. Dabei leiden nach einer repräsentativen Studie zur Gesundheit Erwachsener in Deutschland (DEGS1) 1.1 Prozent der Frauen und 0.3 Prozent der Männer unter einer Anorexie.<ref name= "Jacobi">Jacobi F, Höfler M, Strehle J, Mack S, Gerschler A, Scholl L et al. Psychische Störungen in der Allgemeinbevölkerung: Studie zur Gesundheit Erwachsener in Deutschland und ihr Zusatzmodul Psychische Gesundheit (DEGS1-MH) (Originalien). Der Nervenarzt 2014; 85(1):77–87.</ref> In unterschiedlichen westlichen Ländern ergibt sich eine Prävalenz von Bulimie bei Frauen zwischen ein bis zwei Prozent und bei Männern zwischen 0.2 und 0.3 Prozent.<ref>Hoek HW. Incidence, prevalence and mortality of anorexia nervosa and other eating disorders. Current Opinion in Psychiatry 2006; 19(4):389–94.</ref> Dagegen verhält sich die Geschlechteraufteilung bei der Binge Eating Disorder (Craving und Binging von Nahrung ohne gegensteuerndes Verhalten) deutlich anders: Je nach Studie ist von einem Geschlechterverhältnis von eins zu eins <ref name= "Jacobi"/> oder drei zu eins<ref name= "Wissenschaftliches Kuratorium">Wissenschaftliches Kuratorium der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen e. V. Suchtmedizinische Reihe, Band 3: Essstörungen. Hamm: 2004.</ref> (weiblich:männlich) bei einer Prävalenz von meist zwei bis fünf Prozent auszugehen. Angaben zu Prävalenz und Geschlechterverhältnis sind der nachfolgenden Tabelle zu entnehmen.<ref name= "Wissenschaftliches Kuratorium"/><br>
 
Im Erwachsenenalter ist schließlich davon auszugehen, dass bis zu 90 Prozent der von Anorexie oder Bulimie betroffenen dem weiblichen Geschlecht angehören. Dabei leiden nach einer repräsentativen Studie zur Gesundheit Erwachsener in Deutschland (DEGS1) 1.1 Prozent der Frauen und 0.3 Prozent der Männer unter einer Anorexie.<ref name= "Jacobi">Jacobi F, Höfler M, Strehle J, Mack S, Gerschler A, Scholl L et al. Psychische Störungen in der Allgemeinbevölkerung: Studie zur Gesundheit Erwachsener in Deutschland und ihr Zusatzmodul Psychische Gesundheit (DEGS1-MH) (Originalien). Der Nervenarzt 2014; 85(1):77–87.</ref> In unterschiedlichen westlichen Ländern ergibt sich eine Prävalenz von Bulimie bei Frauen zwischen ein bis zwei Prozent und bei Männern zwischen 0.2 und 0.3 Prozent.<ref>Hoek HW. Incidence, prevalence and mortality of anorexia nervosa and other eating disorders. Current Opinion in Psychiatry 2006; 19(4):389–94.</ref> Dagegen verhält sich die Geschlechteraufteilung bei der Binge Eating Disorder (Craving und Binging von Nahrung ohne gegensteuerndes Verhalten) deutlich anders: Je nach Studie ist von einem Geschlechterverhältnis von eins zu eins <ref name= "Jacobi"/> oder drei zu eins<ref name= "Wissenschaftliches Kuratorium">Wissenschaftliches Kuratorium der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen e. V. Suchtmedizinische Reihe, Band 3: Essstörungen. Hamm: 2004.</ref> (weiblich:männlich) bei einer Prävalenz von meist zwei bis fünf Prozent auszugehen. Angaben zu Prävalenz und Geschlechterverhältnis sind der nachfolgenden Tabelle zu entnehmen.<ref name= "Wissenschaftliches Kuratorium"/><br>
 
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<small>'''Tabelle 1. Prävalenz und Geschlechterverhältnis bei Essstörungen. [Quelle: Wissenschaftlichens Kuratorium der Deutschen Hauptstelle <br> für Suchtfragen e. V. (2004)]'''</small>
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<b>Tabelle 1. Prävalenz und Geschlechterverhältnis bei Essstörungen. [Quelle: Wissenschaftlichens Kuratorium der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen e. V. (2004)]</b>
  
 
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===Risikofaktoren und protektive Faktore===
 
===Risikofaktoren und protektive Faktore===
  
An oberster Stelle der psychologischen und verhaltensspezifischen Risikofaktoren für die Entwicklung einer Essstörung werden restriktives Essverhalten und übermäßiges Diätieren diskutiert. Diese Verhaltensweisen korrelieren mit geringem Selbstwertgefühl und schwacher introzeptiver Wahrnehmung und werden deutlich häufiger von Mädchen und Frauen gezeigt. Aber auch Männer berichten zunehmend über Unzufriedenheit mit dem eigenen Körper und äußern bereits in frühen Jahren den Wunsch, Gewicht ab- oder zuzunehmen. Restriktives Essverhalten führt zu einer Manipulation des sensiblen Bereichs der Hunger-Sättigungs-Mechanismen und infolgedessen zu einem gestörten Essverhalten.<ref name= "Herpertz"/> Nachfolgende Übersicht stellt biologische und psychosoziale Faktoren beider Geschlechter dar, die im Zusammenhang mit Körperunzufriedenheit und gewichtsbeeinflussenden Verhaltensmustern stehen und als Risikofaktoren für die Entwicklung einer Essstörung gelten. 
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An oberster Stelle der psychologischen und verhaltensspezifischen Risikofaktoren für die Entwicklung einer Essstörung werden restriktives Essverhalten und übermäßiges Diätieren diskutiert. Diese Verhaltensweisen korrelieren mit geringem Selbstwertgefühl und schwacher introzeptiver Wahrnehmung und werden deutlich häufiger von Mädchen und Frauen gezeigt. Aber auch Männer berichten zunehmend über Unzufriedenheit mit dem eigenen Körper und äußern bereits in frühen Jahren den Wunsch, Gewicht ab- oder zuzunehmen. Restriktives Essverhalten führt zu einer Manipulation des sensiblen Bereichs der Hunger-Sättigungs-Mechanismen und infolgedessen zu einem gestörten Essverhalten.<ref name= "Herpertz"/> Nachfolgende Übersichten (Tabelle 2 und 3) stellen biologische und psychosoziale Faktoren beider Geschlechter dar, die im Zusammenhang mit Körperunzufriedenheit und gewichtsbeeinflussenden Verhaltensmustern stehen und als Risikofaktoren für die Entwicklung einer Essstörung gelten. 
<div><div><small>'''Tabelle 2. Geschlechtervergleich von biologischen und psychosozialen Faktoren bei Essstörungen.'''</small></div><div><small><br></small></div><div><div>{| class="wikitable"</div><div>|-</div><div>! style="width:50%"| '''Frauen''' !! '''Männer'''</div><div>|-</div><div>|  '''''Biologische Faktoren''''' ||</div><div>|-</div><div>| '''Pubertät:'''</div><div><br></div><div>Mädchen beobachten eine unerwünschte Zunahme von Körperfett in der Pubertät und können weniger erfolgreich abnehmen als Jungen (Körperfett bei Mädchen ca. 24 Prozent, bei Jungen ca. 14 Prozent). Sie haben damit ein erhöhtes Risiko Diäten zu beginnen und gewichtsreduzierende Maßnahmen anzuwenden (purging) und damit Störungen im Essverhalten zu entwickeln.<ref name= "Striegel-Moore">Striegel-Moore RH, Silberstein LR, Rodin J. Toward an understanding of risk factors for bulimia. American Psychologist 1986; 41(3):246–63.</ref></div><div><br></div><div>'''Genetische Faktoren:''' </div><div><br></div><div>Anorektische Symptomatik scheint sich eher bei weiblichen Verwandten (nicht aber männlichen Verwandten) ersten Grades zu manifestieren.<ref>Strober M, Freeman R, Lampert C, Diamond J, Kaye W. Males with anorexia nervosa: A controlled study of eating disorders in first-degree relatives. Int. J. Eat. Disord. 2001; 29(3):263–9. In Präventionsprogrammen sollte deshalb besonders diese Risikogruppe berücksichtigt werden.Krenn, H. Eßstörungen bei Männern: Charakteristika des Verlaufs von Anorexia nervosa und Bulimia nervosa bei Männern und Vergleich mit einer weiblichen Stichprobe [Dissertation]. Marburg/Lahn: Philipps-Universität; 2003.</ref></div><div> </div><div>| style="vertical-align:top" | '''Pubertät:'''</div><div><br></div><div>Jungen erreichen die Pubertät im Durchschnitt zwei Jahre später als Mädchen. Die damit verbundene psychische Reife von Jungen im Vergleich zu Mädchen in dieser Lebensphase kann protektiv wirken.<ref name= "Krenn"/></div><div><br></div><div>Jungen nehmen in der Pubertät an Muskelmasse zu und weisen einen niedrigeren Anteil an Körperfett auf als Mädchen (protektiv).<ref name= "Striegel-Moore"/> </div><div><br></div><div>|-</div><div>|  '''''Psychosoziale Faktoren''''' ||</div><div>|-</div><div>| style="vertical-align:top" | '''Schönheitsideal:'''</div><div><br></div><div>Westliche Schönheitsideale beinhalten einen sehr dünnen weiblichen Körper mit möglichst geringem Fettanteil. Diäten sind dabei ein sozial akzeptiertes Mittel der Gewichtskontrolle bei Frauen, wobei sie als Risikofaktor für die Entwicklung einer Essstörung gelten.<ref name= "Krenn"/></div><div><br></div><div>Im Gegensatz zu Jungen beginnen Mädchen häufig eine Diät/restriktives Essverhalten, obwohl kein reales Übergewicht (BMI > 25) vorliegt.<ref name= "Herpertz"/> </div><div><br></div><div>Ergebnisse des Massachusetts Youth Risk Behavior Survey zeigen, dass zehn Mal so viele Mädchen (durchschnittlich 16 Jahre) an Gewicht abnehmen wie zunehmen wollen.<ref>Middleman AB, Vazquez I, Durant RH. Eating patterns, physical activity, and attempts to change weight among adolescents. Journal of Adolescent Health 1998; 22(1):37–42.</ref></div><div><br></div><div>|| '''Schönheitsideal:'''</div><div><br></div><div>Das männliche Schönheitsideal in westlichen Kulturen beinhaltet den medial übermittelten „low-fat-look“(möglichst geringer Anteil an Körperfett relativ zur Körpermasse). Bei anorektischen Männern kann im Vergleich zu anorektischen Frauen vermehrt exzessive sportliche Betätigung als purging-Verhalten beobachtet werden. Diese exzessive Betätigung scheint bei Männern ein sozial akzeptiertes (und sogar erwünschtes) Mittel der Gewichtskontrolle zu sein.<ref>Sharp CW, Clark SA, Dunan JR, Blackwood, Douglas H. R., Shapiro CM. Clinical presentation of anorexia nervosa in males: 24 new cases. Int. J. Eat. Disord. 1994; 15(2):125–34.</ref> Zusätzlich fördert das männliche Schönheitsideal die Einnahme von Medikamenten wie anabolische Steroide zum Aufbau von Muskelmasse.<ref>Pope H, Phillips KA, Olivardia R. The Adonis complex: The secret crisis of male body obsession. New York: Free Press; 2000.</ref></div><div><br></div><div>Über 40 Prozent der in einer Studie befragten Jungen im Alter von neun bis zwölf Jahren hatten bereits versucht, Gewicht zu verlieren oder zuzunehmen und waren bereit, für dieses Ziel Ernährungsverhalten und sportliche Betätigung auszurichten.<ref>Schur EA, Sanders M, Steiner H. Body dissatisfaction and dieting in young children. Int. J. Eat. Disord. 2000; 27(1):74–82.</ref></div><div><br></div><div>'''Rollenidentifikation:'''</div><div><br></div><div>Durch die Aufweichung traditioneller Geschlechterrollen scheint bei Männern eine Verunsicherung stattzufinden, die sich entweder in einer Überidentifikation mit männlichen Rollenattributen oder der Ablehnung ebendieser und damit einer Weigerung zur Übernahme geschlechtsrollentypischer Verhaltensmuster führen kann.<ref name=  "Krenn"/></div><div>|}</div></div><div><br></div><div><br></div><div>Die weiblichen Geschlechtshormone gelten schon lange als ein Risikofaktor für eine gestörte Nahrungsaufnahme. In nachfolgender Übersicht soll der Zusammenhang zwischen gonadalen Steroiden und der Entwicklung einer Essstörung bei Frauen dargestellt werden.</div><div><br></div><div><small>'''Tabelle 3. Zusammenhang zwischen gonadalen Steroiden und der Entwicklung einer Essstörung bei Frauen.'''</small></div><div><br></div><div>{| class="wikitable"</div><div>|-</div><div>! Studie !! Zusammenhang gonadaler Steroide und Essstörungen bei Frauen</div><div>|-</div><div>| colspan="2" style="text-align:center;background-color:#E6E6FA" | '''''Tierexperimentelle Ergebnisse'''''</div><div>|-</div><div>| ''Ferrer-Lorente et al. (2005)'' || Die Gabe von Östradiol führt bei Ratten zu einer signifikanten Absenkung des Kalorienverbrauchs.<ref>Ferrer-Lorente R, Garcia-Pelaez B, Gomez-Olles S, Fernandez-. Effects of oral esterone on rat balance. Steroids; 70:667–72.</ref></div><div>|-</div><div>| ''Toth et al. (2000)'' || Bei Ratten besteht ein signifikant positiver Zusammenhang zwischen Östradiollevel und Anteil an Fettgewebe.<ref>Toth MJ, Poehlman ET, Matthews DE, Tchernof A, MacCoss MJ. Effects of estradiol and progersterone on body composition, protein synthesis, and lipoprotein lipase in rats. Am J Physiol Endocrinol Metab 2000; 280:496–501.</ref></div><div>|-</div><div>| ''Wade & Schneider (1992)'' || Gonadale Steroidhormone beeinflussen sowohl die Nahrungsaufnahme als auch den Energiestoffwechsel bei Säugetieren. Diese Veränderungen im Energiestoffwechsel (u.a. niedriger Ruheumsatz) kann zu Gewichtszunahmen führen.<ref>Wade GN, Schneider JG. Metabolic fuels and reproduction in female mammals. Neurosci Biobehav Rev 1992:235–72. </ref></div><div>|-</div><div>| colspan="2" style="text-align:center;background-color:#E6E6FA" | '''''Humanexperimentelle Ergebnisse'''''</div><div>|-</div><div>| ''Nagata et al. (2005)''  || Bei postmenopausalen Frauen besteht ein signifikant positiver Zusammenhang zwischen dem Östradiolspiegel und der Aufnahme von Fett.<ref>Nagata C, Nagao Y, Shibuya C, Kashiki Y, Shimizu H. Fat intake is associated with serum estrogen and androgen concentrations in postmenstrual Japanese women. J Nutr 2005; 135.</ref></div><div>|-</div><div>| ''Klump et al. (2005)'' || Es besteht eine signifikant positive Korrelation zwischen Östradiol in der Follikelphase und selbstberichteten anorektischen und bulimischen Symptomen. Daraus ergibt sich, dass das Östradiollevel nicht nur mit der Nahrungsaufnahme, sondern auch direkt mit klinisch relevanten Symptomen von Essstörungen im Zusammenhang steht.<ref>Klump LK,Gobrogge KL, Perkins PS, Thorne D, Sisk CL, Breedlove. Preliminary evidence that gonadal hormones organize and activate disordered eating. Psychol Med 2005; 36.</ref></div><div>|-</div><div>|  colspan="2" style="text-align:center;background-color:#E6E6FA" | '''''Schlussfolgerung'''''</div><div>|-</div><div>| colspan="2" | Es kann davon ausgegangen werden, dass aufgrund von Hormonausschüttung während des weiblichen Zyklus das Essverhalten kurzfristig gesteigert wird und es damit langfristig zu Übergewicht kommen kann. Unerwünschtes Gewicht kann dann gewichtsregulierende und restriktive Maßnahmen (Erbrechen, exzessive sportliche Betätigung, etc.) zufolge haben, die klar identifizierte Risikofaktoren für die Entwicklung einer Essstörung bilden. </div><div>Bei Männern zeigt sich keine Wirkung gonadaler Steroide auf das Essverhalten. Die (im Vergleich zu Frauen) deutlich höher konzentrierten Androgene (u.a. Testosteron) scheinen diesbezüglich keinen Effekt aufzuweisen.<ref name= "Lautenbacher">Lautenbacher S. Gehirn und Geschlecht: Neurowissenschaft des kleinen Unterschieds zwischen Frau und Mann. Heidelberg: Springer; 2007.</ref></div><div>|}<br></div></div><div><br></div>
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<div><div><b>Tabelle 2. Geschlechtervergleich von biologischen Faktoren bei Essstörungen.</b></div></div><table class="wikitable table table-bordered"><tr><td><b>Frauen </b></td><td><b>Männer</b></td></tr><tr><td>
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<b>Pubertät:</b>
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Mädchen beobachten eine unerwünschte Zunahme von Körperfett in der Pubertät und können weniger erfolgreich abnehmen als Jungen (Körperfett bei Mädchen ca. 24 Prozent, bei Jungen ca. 14 Prozent). Sie haben damit ein erhöhtes Risiko Diäten zu beginnen und gewichtsreduzierende Maßnahmen anzuwenden (purging) und damit Störungen im Essverhalten zu entwickeln.<ref name= "Striegel-Moore">Striegel-Moore RH, Silberstein LR, Rodin J. Toward an understanding of risk factors for bulimia. American Psychologist 1986; 41(3):246–63.</ref>
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<b>Genetische Faktoren:</b>
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Anorektische Symptomatik scheint sich eher bei weiblichen Verwandten (nicht aber männlichen Verwandten) ersten Grades zu manifestieren.<ref>Strober M, Freeman R, Lampert C, Diamond J, Kaye W. Males with anorexia nervosa: A controlled study of eating disorders in first-degree relatives. Int. J. Eat. Disord. 2001; 29(3):263–9.</ref> In Präventionsprogrammen sollte deshalb besonders diese Risikogruppe berücksichtigt werden.<ref name= "Krenn">Krenn, H. Eßstörungen bei Männern: Charakteristika des Verlaufs von Anorexia nervosa und Bulimia nervosa bei Männern und Vergleich mit einer weiblichen Stichprobe [Dissertation]. Marburg/Lahn: Philipps-Universität; 2003.</ref>
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<b>Pubertät:</b>
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Jungen erreichen die Pubertät im Durchschnitt zwei Jahre später als Mädchen. Die damit verbundene psychische Reife von Jungen im Vergleich zu Mädchen in dieser Lebensphase kann protektiv wirken.<ref name= "Krenn"/>
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Jungen nehmen in der Pubertät an Muskelmasse zu und weisen einen niedrigeren Anteil an Körperfett auf als Mädchen (protektiv).<ref name= "Striegel-Moore"/> 
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<div><br></div></td></tr></table><div><div><b>Tabelle 3. Geschlechtervergleich von psychosozialen Faktoren bei Essstörungen.</b></div></div><table class="wikitable table table-bordered"><tr><td><b>Frauen</b></td><td><b>Männer</b></td></tr><tr><td>
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<b>Schönheitsideal:</b>
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Westliche Schönheitsideale beinhalten einen sehr dünnen weiblichen Körper mit möglichst geringem Fettanteil. Diäten sind dabei ein sozial akzeptiertes Mittel der Gewichtskontrolle bei Frauen, wobei sie als Risikofaktor für die Entwicklung einer Essstörung gelten.<ref name= "Krenn"/> Im Gegensatz zu Jungen beginnen Mädchen häufig eine Diät/restriktives Essverhalten, obwohl kein reales Übergewicht (BMI > 25) vorliegt.<ref name= "Herpertz"/> Ergebnisse des Massachusetts Youth Risk Behavior Survey zeigen, dass zehn Mal so viele Mädchen (durchschnittlich 16 Jahre) an Gewicht abnehmen wie zunehmen wollen.<ref>Middleman AB, Vazquez I, Durant RH. Eating patterns, physical activity, and attempts to change weight among adolescents. Journal of Adolescent Health 1998; 22(1):37–42.</ref><br>
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<b>Schönheitsideal:</b>
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Das männliche Schönheitsideal in westlichen Kulturen beinhaltet den medial übermittelten „low-fat-look“(möglichst geringer Anteil an Körperfett relativ zur Körpermasse). Bei anorektischen Männern kann im Vergleich zu anorektischen Frauen vermehrt exzessive sportliche Betätigung als purging-Verhalten beobachtet werden. Diese exzessive Betätigung scheint bei Männern ein sozial akzeptiertes (und sogar erwünschtes) Mittel der Gewichtskontrolle zu sein.<ref>Sharp CW, Clark SA, Dunan JR, Blackwood, Douglas H. R., Shapiro CM. Clinical presentation of anorexia nervosa in males: 24 new cases. Int. J. Eat. Disord. 1994; 15(2):125–34.</ref> Zusätzlich fördert das männliche Schönheitsideal die Einnahme von Medikamenten wie anabolische Steroide zum Aufbau von Muskelmasse.<ref>Pope H, Phillips KA, Olivardia R. The Adonis complex: The secret crisis of male body obsession. New York: Free Press; 2000.</ref> Über 40 Prozent der in einer Studie befragten Jungen im Alter von neun bis zwölf Jahren hatten bereits versucht, Gewicht zu verlieren oder zuzunehmen und waren bereit, für dieses Ziel Ernährungsverhalten und sportliche Betätigung auszurichten.<ref>Schur EA, Sanders M, Steiner H. Body dissatisfaction and dieting in young children. Int. J. Eat. Disord. 2000; 27(1):74–82.</ref>
  
==Pathophysiologie==
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<b>Rollenidentifikation:</b>
  
===Symptome===
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Durch die Aufweichung traditioneller Geschlechterrollen scheint bei Männern eine Verunsicherung stattzufinden, die sich entweder in einer Überidentifikation mit männlichen Rollenattributen oder der Ablehnung ebendieser und damit einer Weigerung zur Übernahme geschlechtsrollentypischer Verhaltensmuster führen kann.<ref name= "Krenn"/>
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</td></tr></table><div><div><div>Die weiblichen Geschlechtshormone gelten schon lange als ein Risikofaktor für eine gestörte Nahrungsaufnahme. In nachfolgenden Übersichten (Tabelle 4 und 5) soll der Zusammenhang zwischen gonadalen Steroiden und der Entwicklung einer Essstörung bei Frauen dargestellt werden.<small><span style="font-size: 14px;"><br></span></small></div><div><br></div><div><b>Tabelle 4. Zusammenhang zwischen gonadalen Steroiden und der Entwicklung einer Essstörung bei Frauen - Tierexperimentelle Ergebnisse.</b></div></div></div><table class="wikitable table table-bordered"><tr><td><b>Studie</b></td><td><span style="box-sizing: inherit; text-align: center;"><b>Tierexperimentelle Ergebnisse</b></span><br></td></tr><tr><td>Ferrer-Lorente et al. (2005)<br></td><td>Die Gabe von Östradiol führt bei Ratten zu einer signifikanten Absenkung des Kalorienverbrauchs.<ref>Ferrer-Lorente R, Garcia-Pelaez B, Gomez-Olles S, Fernandez-. Effects of oral esterone on rat balance. Steroids; 70:667–72.</ref><br></td></tr><tr><td>Toth et al. (2000)<br></td><td>Bei Ratten besteht ein signifikant positiver Zusammenhang zwischen Östradiollevel und Anteil an Fettgewebe.<ref>Toth MJ, Poehlman ET, Matthews DE, Tchernof A, MacCoss MJ. Effects of estradiol and progersterone on body composition, protein synthesis, and lipoprotein lipase in rats. Am J Physiol Endocrinol Metab 2000; 280:496–501.]</ref><br></td></tr><tr><td>Wade & Schneider (1992)<span style="white-space:pre"> </span><br></td><td>Gonadale Steroidhormone beeinflussen sowohl die Nahrungsaufnahme als auch den Energiestoffwechsel bei Säugetieren. Diese Veränderungen im Energiestoffwechsel (u.a. niedriger Ruheumsatz) kann zu Gewichtszunahmen führen.<ref>Wade GN, Schneider JG. Metabolic fuels and reproduction in female mammals. Neurosci Biobehav Rev 1992:235–72. </ref><br></td></tr></table><div><div><div><b>Tabelle 5. Zusammenhang zwischen gonadalen Steroiden und der Entwicklung einer Essstörung bei Frauen - Humanexperimentelle Ergebnisse.</b></div></div></div><table class="wikitable table table-bordered"><tr><td><b>Studie</b></td><td><b>Humanexperimentelle Ergebnisse</b></td></tr><tr><td>Nagata et al. (2005)<br></td><td>Bei postmenopausalen Frauen besteht ein signifikant positiver Zusammenhang zwischen dem Östradiolspiegel und der Aufnahme von Fett.<ref>Nagata C, Nagao Y, Shibuya C, Kashiki Y, Shimizu H. Fat intake is associated with serum estrogen and androgen concentrations in postmenstrual Japanese women. J Nutr 2005; 135.</ref><br></td></tr><tr><td>Klump et al. (2005)<br></td><td>Es besteht eine signifikant positive <span class="mw-lingo-tooltip " data-hasqtip="15" style="box-sizing: inherit; position: relative;"><span class="mw-lingo-tooltip-abbr" style="box-sizing: inherit; border-bottom: 1px dotted rgb(187, 187, 255); cursor: default;">Korrelation</span></span> zwischen Östradiol in der <span class="mw-lingo-tooltip " data-hasqtip="16" aria-describedby="qtip-16" style="box-sizing: inherit; position: relative;"><span class="mw-lingo-tooltip-abbr" style="box-sizing: inherit; border-bottom: 1px dotted rgb(187, 187, 255); cursor: default;">Follikelphase</span></span> und selbstberichteten anorektischen und bulimischen Symptomen. Daraus ergibt sich, dass das Östradiollevel nicht nur mit der Nahrungsaufnahme, sondern auch direkt mit klinisch relevanten Symptomen von <span class="mw-lingo-tooltip " data-hasqtip="17" aria-describedby="qtip-17" style="box-sizing: inherit; position: relative;"><span class="mw-lingo-tooltip-abbr" style="box-sizing: inherit; border-bottom: 1px dotted rgb(187, 187, 255); cursor: default;">Essstörungen</span></span> im Zusammenhang steht.<ref>Klump LK,Gobrogge KL, Perkins PS, Thorne D, Sisk CL, Breedlove. Preliminary evidence that gonadal hormones organize and activate disordered eating. Psychol Med 2005; 36.</ref></td></tr></table><div><div style="">Zusammenfassend kann davon ausgegangen werden, dass aufgrund von Hormonausschüttung während des weiblichen Zyklus das Essverhalten kurzfristig gesteigert wird und es damit langfristig zu Übergewicht kommen kann. Unerwünschtes Gewicht kann dann gewichtsregulierende und restriktive Maßnahmen (Erbrechen, exzessive sportliche Betätigung, etc.) zufolge haben, die klar identifizierte Risikofaktoren für die Entwicklung einer Essstörung bilden. </div><div style="">Bei Männern zeigt sich keine Wirkung gonadaler Steroide auf das Essverhalten. Die (im Vergleich zu Frauen) deutlich höher konzentrierten Androgene (u.a. Testosteron) scheinen diesbezüglich keinen Effekt aufzuweisen.<ref name= "Lautenbacher">Lautenbacher S. Gehirn und Geschlecht: Neurowissenschaft des kleinen Unterschieds zwischen Frau und Mann. Heidelberg: Springer; 2007.</ref></div>
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=Pathophysiologie=
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=<span style="color: inherit; font-family: inherit;">Klinik<br></span>=
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==Symptome==
  
'''Andauernde Beschäftigung mit dem Essen oder eine Körperschemastörung sind bei beiden Geschlechtern symptomatisch.''' <br> [Quelle: GenderMed-Wiki (2016)<br>
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Die meisten Studien stimmen darin überein, dass die Symptome einer Essstörung bei beiden Geschlechtern zumindest sehr ähnlich sind.<ref>Woodside, D.B., Garfinkel, P.E., Lin, E., Goering, P., Kaplan, A.S., Goldbloom, D.S., Kennedy SH. Comparisons of men with full or partial eating disorders, men without eating disorders, and women with eating disorders in the community. American Journal of Psychiatry 2001; 158:570–4.</ref> <ref>Braun DL, Sunday SR, Huang A, Halmi KA. More males seek treatment for eating disorders. Int. J. Eat. Disord. 1999; 25(4):415–24.</ref> <ref>Sharp CW, Clark SA, Dunan JR, Blackwood, Douglas H. R., Shapiro CM. Clinical presentation of anorexia nervosa in males: 24 new cases. Int. J. Eat. Disord. 1994; 15(2):125–34.</ref> Symptomatisch stehen bei Frauen und Männern mit Anorexie oder Bulimie Aspekte wie Gewichtsphobie, andauernde Beschäftigung mit dem Essen und Körperschemastörung (Überzeugung „zu dick“ zu sein) im Vordergrund. Jedoch bestehen häufig Geschlechterunterschiede bezüglich der Art und Weise gewichtsreduzierender Maßnahmen: Erkrankte Frauen wenden zur Gewichtsreduktion öfter gesundheitsschädliche Praktiken an, z. B. mit der Einnahme von Diuretika, Laxantien oder Appetitzüglern und/oder dem Erbrechen nach einer Mahlzeit.<ref name="Lautenbacher"/> Erkrankte Männer zeigen im Vergleich zu Frauen häufiger exzessive sportliche Betätigung, um einer Gewichtszunahme entgegenzuwirken.<ref>Sharp CW, Clark SA, Dunan JR, Blackwood, Douglas H. R., Shapiro CM. Clinical presentation of anorexia nervosa in males: 24 new cases. Int. J. Eat. Disord. 1994; 15(2):125–34.</ref> Zudem tritt die bei Anorexie charakteristische Hyperaktivität häufiger bei Männern als bei Frauen auf.<ref>Fichter MM. Magersucht und Bulimia: Empirische Untersuchungen zur Epidemiologie, Symptomatologie, Nosologie und zum Verlauf. Berlin, Heidelberg, New York: Springer; 1985.</ref> <ref>Garfinkel, P.E., Lin, E., Goering, P., Spegg, C., Goldbloom, D.S., Kennedy, S., Kaplan, A.S. & Woodside, D.B. Bulimia nervosa in a Canadian community sample: prevalence and comparison of subgroups. American Journal of Psychiatry 1995; 152.</ref>
 
Die meisten Studien stimmen darin überein, dass die Symptome einer Essstörung bei beiden Geschlechtern zumindest sehr ähnlich sind.<ref>Woodside, D.B., Garfinkel, P.E., Lin, E., Goering, P., Kaplan, A.S., Goldbloom, D.S., Kennedy SH. Comparisons of men with full or partial eating disorders, men without eating disorders, and women with eating disorders in the community. American Journal of Psychiatry 2001; 158:570–4.</ref> <ref>Braun DL, Sunday SR, Huang A, Halmi KA. More males seek treatment for eating disorders. Int. J. Eat. Disord. 1999; 25(4):415–24.</ref> <ref>Sharp CW, Clark SA, Dunan JR, Blackwood, Douglas H. R., Shapiro CM. Clinical presentation of anorexia nervosa in males: 24 new cases. Int. J. Eat. Disord. 1994; 15(2):125–34.</ref> Symptomatisch stehen bei Frauen und Männern mit Anorexie oder Bulimie Aspekte wie Gewichtsphobie, andauernde Beschäftigung mit dem Essen und Körperschemastörung (Überzeugung „zu dick“ zu sein) im Vordergrund. Jedoch bestehen häufig Geschlechterunterschiede bezüglich der Art und Weise gewichtsreduzierender Maßnahmen: Erkrankte Frauen wenden zur Gewichtsreduktion öfter gesundheitsschädliche Praktiken an, z. B. mit der Einnahme von Diuretika, Laxantien oder Appetitzüglern und/oder dem Erbrechen nach einer Mahlzeit.<ref name="Lautenbacher"/> Erkrankte Männer zeigen im Vergleich zu Frauen häufiger exzessive sportliche Betätigung, um einer Gewichtszunahme entgegenzuwirken.<ref>Sharp CW, Clark SA, Dunan JR, Blackwood, Douglas H. R., Shapiro CM. Clinical presentation of anorexia nervosa in males: 24 new cases. Int. J. Eat. Disord. 1994; 15(2):125–34.</ref> Zudem tritt die bei Anorexie charakteristische Hyperaktivität häufiger bei Männern als bei Frauen auf.<ref>Fichter MM. Magersucht und Bulimia: Empirische Untersuchungen zur Epidemiologie, Symptomatologie, Nosologie und zum Verlauf. Berlin, Heidelberg, New York: Springer; 1985.</ref> <ref>Garfinkel, P.E., Lin, E., Goering, P., Spegg, C., Goldbloom, D.S., Kennedy, S., Kaplan, A.S. & Woodside, D.B. Bulimia nervosa in a Canadian community sample: prevalence and comparison of subgroups. American Journal of Psychiatry 1995; 152.</ref>
  
<span style="color: inherit; font-family: inherit; font-size: 24px;">Diagnostik</span>
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==<span style="color: inherit; font-family: inherit; font-size: 24px;">Diagnostik</span>==
  
 
Lange Zeit wurde Anorexie bei Männern nicht erkannt oder fälschlicherweise als Schizophrenie eingeordnet. Die symptomatische Körperschemastörung wurde dabei im Kontext eines wahnhaften Verhaltens verstanden. Das DSM-Kriterium einer mindestens seit drei Monaten bestehenden Amenorrhö konnte selbsterklärend nicht greifen. Im ICD-10 wurde dieses Kriterium deshalb durch das Vorhandensein einer endokrinen Störung (die sich bei Frauen als Amenorrhö und Libidoverlust und bei Männern als Libido- und Potenzverlust manifestiert) ersetzt und damit die Geschlechtsspezifität eliminiert.<ref name= "Herpertz"/> 
 
Lange Zeit wurde Anorexie bei Männern nicht erkannt oder fälschlicherweise als Schizophrenie eingeordnet. Die symptomatische Körperschemastörung wurde dabei im Kontext eines wahnhaften Verhaltens verstanden. Das DSM-Kriterium einer mindestens seit drei Monaten bestehenden Amenorrhö konnte selbsterklärend nicht greifen. Im ICD-10 wurde dieses Kriterium deshalb durch das Vorhandensein einer endokrinen Störung (die sich bei Frauen als Amenorrhö und Libidoverlust und bei Männern als Libido- und Potenzverlust manifestiert) ersetzt und damit die Geschlechtsspezifität eliminiert.<ref name= "Herpertz"/> 
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Studien der 70er und 80er Jahre bestätigten, dass beim medizinischen Fachpersonal deutliche Defizite bezüglich des Wissens um Geschlechteraspekte bei Essstörungen bestehen.<ref name= "Krenn"/> In einer Studie von 1979 gaben 38.1 Prozent der Allgemeinärzte und -ärztinnen sowie 23.1 Prozent der Psychiater und Psychiaterinnen via Fragebogen an, weibliches Geschlecht sei eine Voraussetzung für die Entwicklung einer Anorexie.<ref>Bhanji S. Anorexia nervosa: physicians´ and psychiatrists´ opinions and practice. Journal of Psychosomatic Research; 23:7–11.</ref> In einer Stichprobe von 250 Psychologen und Psychologinnen und 250 Psychiatern und Psychiaterinnen in den USA von 1983 ergab sich, dass in beiden Berufsgruppen etwa 25 Prozent die Meinung vertrat, Essstörungen würden allein bei Frauen auftreten.<ref>Whyte, B.L., Kaczkowski, H. Anorexia nervosa: a study of psychiatrists´ and psychologists´ opinions and practices. International Journal of Eating Disorders; 2(3).</ref> Dabei gaben die Teilnehmenden an, dieses Wissen weniger aus Weiterbildungen erhalten zu haben als vielmehr ihrer eigenen Arbeitspraxis zu entnehmen. Grundlegende Wissensdefizite bezüglich der Diagnose einer Essstörung scheinen besonders in allgemeinmedizinischen Praxen auch heute noch zu bestehen.<ref>Noordenbos G. Early identification. In: Treasure, J., Schmidt, U. & van Furth, editor. Handbook of Eating Disorders. 2nd ed. Chichester: John Wiley & Sons Ltd.; 2003.</ref>
 
Studien der 70er und 80er Jahre bestätigten, dass beim medizinischen Fachpersonal deutliche Defizite bezüglich des Wissens um Geschlechteraspekte bei Essstörungen bestehen.<ref name= "Krenn"/> In einer Studie von 1979 gaben 38.1 Prozent der Allgemeinärzte und -ärztinnen sowie 23.1 Prozent der Psychiater und Psychiaterinnen via Fragebogen an, weibliches Geschlecht sei eine Voraussetzung für die Entwicklung einer Anorexie.<ref>Bhanji S. Anorexia nervosa: physicians´ and psychiatrists´ opinions and practice. Journal of Psychosomatic Research; 23:7–11.</ref> In einer Stichprobe von 250 Psychologen und Psychologinnen und 250 Psychiatern und Psychiaterinnen in den USA von 1983 ergab sich, dass in beiden Berufsgruppen etwa 25 Prozent die Meinung vertrat, Essstörungen würden allein bei Frauen auftreten.<ref>Whyte, B.L., Kaczkowski, H. Anorexia nervosa: a study of psychiatrists´ and psychologists´ opinions and practices. International Journal of Eating Disorders; 2(3).</ref> Dabei gaben die Teilnehmenden an, dieses Wissen weniger aus Weiterbildungen erhalten zu haben als vielmehr ihrer eigenen Arbeitspraxis zu entnehmen. Grundlegende Wissensdefizite bezüglich der Diagnose einer Essstörung scheinen besonders in allgemeinmedizinischen Praxen auch heute noch zu bestehen.<ref>Noordenbos G. Early identification. In: Treasure, J., Schmidt, U. & van Furth, editor. Handbook of Eating Disorders. 2nd ed. Chichester: John Wiley & Sons Ltd.; 2003.</ref>
  
<span style="color: inherit; font-family: inherit; font-size: 30px;">Management von Patienten und Patientinnen</span><span style="color: inherit; font-family: inherit; font-size: 24px;"><br></span>
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===Therapie===
 
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Bei Männern werden Anorexien meist erst spät und bei starkem Untergewicht erkannt, dann ist die stationäre Behandlung unumgänglich. Wenn es das Untergewicht zulässt, kann eine ambulante Einleitung der stationären Therapie hilfreich sein, da Männer sich beim ersten Kontakt mit Psychotherapie oft sehr schwer tun. Häufig werden die eigenen Probleme nicht nach Außen kommuniziert. Zudem sind Abteilungen zur stationären Behandlung von Essstörungen in der Regel deutlich weiblich dominiert und damit kann es betroffenen Männern an motivierenden Gesundungsmodellen mangeln. Dennoch folgt die Behandlung der männlichen und weiblichen Magersucht gleichen Grundsätzen. Es steht zunächst das Wiedererlernen eines normalen Essverhaltens, der Verzicht auf exzessiven Sport und auf andere gewichtsmanipulierende Verhaltensweisen sowie die kontinuierliche Gewichtszunahme im Vordergrund.<ref>Falbesaner T. Magersucht bei Männern. impulse. LVR-Zeitschrift 2017; 94.</ref>
  
 
===Interaktion zwischen Arzt/Ärztin und Patient/Patientin===
 
===Interaktion zwischen Arzt/Ärztin und Patient/Patientin===
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Es ergeben sich Geschlechterunterschiede bezüglich der Vorstellung über jeweilige Körperideale <ref>Roth M. Geschlechtsunterschiede im Körperbild Jugendlicher und deren Bedeutung für das Selbstwertgefühl. Praxis der Kinderpsychologie und Kinderpsychiatrie 2013; 51(3):150–64.</ref> sowie zum (potentiellen) Vorgehen gewichtsreduzierender Maßnahmen.<ref name= "Lautenbacher"/> Es macht damit durchaus Sinn zumindest einzelne Elemente von Präventionsprogrammen geschlechterspezifisch und damit geschlechtergetrennt zu  gestalten.  Geschlechtshomogene Gruppen bieten zudem eine geringere Hemmschwelle über individuelle Probleme im Essverhalten offen zu reden. Andere Programmelemente (z. B. gesunde Ernährung) können dagegen für Mädchen und Jungen vergleichbar konzeptualisiert werden.<ref>Kolip P, Hurrelmann K. Handbuch Geschlecht und Gesundheit: Männer und Frauen im Vergleich. 2., vollst. überarb. und erw. Aufl. Bern: Hogrefe; 2016. (Programmbereich Gesundheit).</ref><br>
 
Es ergeben sich Geschlechterunterschiede bezüglich der Vorstellung über jeweilige Körperideale <ref>Roth M. Geschlechtsunterschiede im Körperbild Jugendlicher und deren Bedeutung für das Selbstwertgefühl. Praxis der Kinderpsychologie und Kinderpsychiatrie 2013; 51(3):150–64.</ref> sowie zum (potentiellen) Vorgehen gewichtsreduzierender Maßnahmen.<ref name= "Lautenbacher"/> Es macht damit durchaus Sinn zumindest einzelne Elemente von Präventionsprogrammen geschlechterspezifisch und damit geschlechtergetrennt zu  gestalten.  Geschlechtshomogene Gruppen bieten zudem eine geringere Hemmschwelle über individuelle Probleme im Essverhalten offen zu reden. Andere Programmelemente (z. B. gesunde Ernährung) können dagegen für Mädchen und Jungen vergleichbar konzeptualisiert werden.<ref>Kolip P, Hurrelmann K. Handbuch Geschlecht und Gesundheit: Männer und Frauen im Vergleich. 2., vollst. überarb. und erw. Aufl. Bern: Hogrefe; 2016. (Programmbereich Gesundheit).</ref><br>
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==Offene Forschungsfragen==
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Erst in den letzten Jahrzehnten haben Essstörungen bei Männern allmählich Forschungsinteresse gewonnen, Publikationen zu essgestörten Männern sind dabei immer noch selten.Grabhorn, R., Köpp, W., Gitzinger, I., von Wietersheim, J., & Kaufhold, J. (2003). Unterschiede zwischen weiblichen und männlichen Patienten mit einer Essstörung. PPmP-Psychotherapie· Psychosomatik· Medizinische Psychologie, 53(01), 15-22. Bezüglich Verlauf und Prognose gilt es damit besonders bei erkrankten Männern wissenschaftlich fundierte Erkenntnisse zu gewinnen.<br>
 
Erst in den letzten Jahrzehnten haben Essstörungen bei Männern allmählich Forschungsinteresse gewonnen, Publikationen zu essgestörten Männern sind dabei immer noch selten.Grabhorn, R., Köpp, W., Gitzinger, I., von Wietersheim, J., & Kaufhold, J. (2003). Unterschiede zwischen weiblichen und männlichen Patienten mit einer Essstörung. PPmP-Psychotherapie· Psychosomatik· Medizinische Psychologie, 53(01), 15-22. Bezüglich Verlauf und Prognose gilt es damit besonders bei erkrankten Männern wissenschaftlich fundierte Erkenntnisse zu gewinnen.<br>
  
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==Lizenz==
 
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Dieser Artikel ist unter der Creative Commons Lizenz veröffentlicht. Den vollen Lizenzinhalt finden Sie hier: https://creativecommons.org/licenses/by/3.0/legalcode
 
Dieser Artikel ist unter der Creative Commons Lizenz veröffentlicht. Den vollen Lizenzinhalt finden Sie hier: https://creativecommons.org/licenses/by/3.0/legalcode
  
Zuletzt geändert: 2016-08-24 10:54:07
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==Autoren==
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Julia Schreitmüller
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Zuletzt geändert: 2017-09-29 16:07:53

Aktuelle Version vom 22. Dezember 2017, 10:14 Uhr

Der folgende Artikel bezieht sich auf Geschlechterunterschiede bei Essstörungen. Geschlechterübergreifende Inhalte können Sie den AWMF-Leitlinien zu Esstörungen (Diagnostik und Therapie) entnehmen.

Epidemiologie[Bearbeiten]

Inzidenz/Prävalenz[Bearbeiten]

Nur sehr wenige medizinische und psychiatrische Störungen weisen einen so enormen Geschlechterunterschied auf, wie er bei Anorexia nervosa und Bulimia nervosa zu beobachten ist. Dabei entwickelt sich diese Geschlechterdifferenz erst mit Beginn der Pubertät. Während im Alter von elf Jahren Mädchen und Jungen noch nahezu gleich häufig vom Verdacht einer Essstörung betroffen sind (ca. 20 Prozent), steigt der Anteil der Mädchen mit problematischem Essverhalten bis 17 Jahre auf 30.1 Prozent, während er bei Jungen auf 12.8 Prozent absinkt (vergleiche Grafik 1).[1] Erstmanifestation von Anorexie und Bulimie ist meist in der Adoleszenz, wobei Jungen durchschnittlich einige Jahre später erkranken als Mädchen.[2]  

59ce53b97abc7.pngGrafik 1. Prävalenz des Verdachts auf Essstörungen im Kinder- und Jugendalter (Selbstbericht via SCOFF). [Quelle: GenderMed-Wiki, nach Hölling und Schlack, 2007] 

Im Erwachsenenalter ist schließlich davon auszugehen, dass bis zu 90 Prozent der von Anorexie oder Bulimie betroffenen dem weiblichen Geschlecht angehören. Dabei leiden nach einer repräsentativen Studie zur Gesundheit Erwachsener in Deutschland (DEGS1) 1.1 Prozent der Frauen und 0.3 Prozent der Männer unter einer Anorexie.[3] In unterschiedlichen westlichen Ländern ergibt sich eine Prävalenz von Bulimie bei Frauen zwischen ein bis zwei Prozent und bei Männern zwischen 0.2 und 0.3 Prozent.[4] Dagegen verhält sich die Geschlechteraufteilung bei der Binge Eating Disorder (Craving und Binging von Nahrung ohne gegensteuerndes Verhalten) deutlich anders: Je nach Studie ist von einem Geschlechterverhältnis von eins zu eins [3] oder drei zu eins[5] (weiblich:männlich) bei einer Prävalenz von meist zwei bis fünf Prozent auszugehen. Angaben zu Prävalenz und Geschlechterverhältnis sind der nachfolgenden Tabelle zu entnehmen.[5]


Tabelle 1. Prävalenz und Geschlechterverhältnis bei Essstörungen. [Quelle: Wissenschaftlichens Kuratorium der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen e. V. (2004)]

Störungsbild Anorexia nervosa Bulimia nervosa Binge Eating Disorder
 Prävalenz 0.2-0.8 % ca. 1.5 % 2-5 % (bis zu 9 % der Personen mit Adipositas)
Geschlechterverhältnis (w:m) 11:1 11:1 1:1 bis 3:1

Während bereits eine hohe Anzahl an Studien über den Krankheitsverlauf von Anorexie und Bulimie bei Frauen veröffentlicht wurde,[6] [7] liegen bisher kaum wissenschaftliche Belege zu Beginn und Verlauf dieser Störungen bei Männern vor. Trotz des weiter bestehenden hohen Prävalenzunterschiedes zwischen den Geschlechtern, ist zu beobachten, dass die Anzahl derjenigen Männer, die sich wegen einer Essstörung in professionelle Behandlung begeben, zunimmt.[8] Aktuell bleibt unklar, ob von dieser vermehrten Inanspruchnahme tatsächlich auf einen Prävalenzanstieg beim männlichen Geschlecht gefolgert werden kann, oder ob die steigende thematische Präsenz in Wissenschaft und Medien ursächlich ist.[9]

Risikofaktoren und protektive Faktore[Bearbeiten]

An oberster Stelle der psychologischen und verhaltensspezifischen Risikofaktoren für die Entwicklung einer Essstörung werden restriktives Essverhalten und übermäßiges Diätieren diskutiert. Diese Verhaltensweisen korrelieren mit geringem Selbstwertgefühl und schwacher introzeptiver Wahrnehmung und werden deutlich häufiger von Mädchen und Frauen gezeigt. Aber auch Männer berichten zunehmend über Unzufriedenheit mit dem eigenen Körper und äußern bereits in frühen Jahren den Wunsch, Gewicht ab- oder zuzunehmen. Restriktives Essverhalten führt zu einer Manipulation des sensiblen Bereichs der Hunger-Sättigungs-Mechanismen und infolgedessen zu einem gestörten Essverhalten.[2] Nachfolgende Übersichten (Tabelle 2 und 3) stellen biologische und psychosoziale Faktoren beider Geschlechter dar, die im Zusammenhang mit Körperunzufriedenheit und gewichtsbeeinflussenden Verhaltensmustern stehen und als Risikofaktoren für die Entwicklung einer Essstörung gelten. 

Tabelle 2. Geschlechtervergleich von biologischen Faktoren bei Essstörungen.
Frauen Männer

Pubertät:

Mädchen beobachten eine unerwünschte Zunahme von Körperfett in der Pubertät und können weniger erfolgreich abnehmen als Jungen (Körperfett bei Mädchen ca. 24 Prozent, bei Jungen ca. 14 Prozent). Sie haben damit ein erhöhtes Risiko Diäten zu beginnen und gewichtsreduzierende Maßnahmen anzuwenden (purging) und damit Störungen im Essverhalten zu entwickeln.[10]


Genetische Faktoren:

Anorektische Symptomatik scheint sich eher bei weiblichen Verwandten (nicht aber männlichen Verwandten) ersten Grades zu manifestieren.[11] In Präventionsprogrammen sollte deshalb besonders diese Risikogruppe berücksichtigt werden.[12]

Pubertät:

Jungen erreichen die Pubertät im Durchschnitt zwei Jahre später als Mädchen. Die damit verbundene psychische Reife von Jungen im Vergleich zu Mädchen in dieser Lebensphase kann protektiv wirken.[12]

Jungen nehmen in der Pubertät an Muskelmasse zu und weisen einen niedrigeren Anteil an Körperfett auf als Mädchen (protektiv).[10] 


Tabelle 3. Geschlechtervergleich von psychosozialen Faktoren bei Essstörungen.
FrauenMänner

Schönheitsideal:

Westliche Schönheitsideale beinhalten einen sehr dünnen weiblichen Körper mit möglichst geringem Fettanteil. Diäten sind dabei ein sozial akzeptiertes Mittel der Gewichtskontrolle bei Frauen, wobei sie als Risikofaktor für die Entwicklung einer Essstörung gelten.[12] Im Gegensatz zu Jungen beginnen Mädchen häufig eine Diät/restriktives Essverhalten, obwohl kein reales Übergewicht (BMI > 25) vorliegt.[2] Ergebnisse des Massachusetts Youth Risk Behavior Survey zeigen, dass zehn Mal so viele Mädchen (durchschnittlich 16 Jahre) an Gewicht abnehmen wie zunehmen wollen.[13]

Schönheitsideal:

Das männliche Schönheitsideal in westlichen Kulturen beinhaltet den medial übermittelten „low-fat-look“(möglichst geringer Anteil an Körperfett relativ zur Körpermasse). Bei anorektischen Männern kann im Vergleich zu anorektischen Frauen vermehrt exzessive sportliche Betätigung als purging-Verhalten beobachtet werden. Diese exzessive Betätigung scheint bei Männern ein sozial akzeptiertes (und sogar erwünschtes) Mittel der Gewichtskontrolle zu sein.[14] Zusätzlich fördert das männliche Schönheitsideal die Einnahme von Medikamenten wie anabolische Steroide zum Aufbau von Muskelmasse.[15] Über 40 Prozent der in einer Studie befragten Jungen im Alter von neun bis zwölf Jahren hatten bereits versucht, Gewicht zu verlieren oder zuzunehmen und waren bereit, für dieses Ziel Ernährungsverhalten und sportliche Betätigung auszurichten.[16]


Rollenidentifikation:

Durch die Aufweichung traditioneller Geschlechterrollen scheint bei Männern eine Verunsicherung stattzufinden, die sich entweder in einer Überidentifikation mit männlichen Rollenattributen oder der Ablehnung ebendieser und damit einer Weigerung zur Übernahme geschlechtsrollentypischer Verhaltensmuster führen kann.[12]

Die weiblichen Geschlechtshormone gelten schon lange als ein Risikofaktor für eine gestörte Nahrungsaufnahme. In nachfolgenden Übersichten (Tabelle 4 und 5) soll der Zusammenhang zwischen gonadalen Steroiden und der Entwicklung einer Essstörung bei Frauen dargestellt werden.

Tabelle 4. Zusammenhang zwischen gonadalen Steroiden und der Entwicklung einer Essstörung bei Frauen - Tierexperimentelle Ergebnisse.
StudieTierexperimentelle Ergebnisse
Ferrer-Lorente et al. (2005)
Die Gabe von Östradiol führt bei Ratten zu einer signifikanten Absenkung des Kalorienverbrauchs.[17]
Toth et al. (2000)
Bei Ratten besteht ein signifikant positiver Zusammenhang zwischen Östradiollevel und Anteil an Fettgewebe.[18]
Wade & Schneider (1992)
Gonadale Steroidhormone beeinflussen sowohl die Nahrungsaufnahme als auch den Energiestoffwechsel bei Säugetieren. Diese Veränderungen im Energiestoffwechsel (u.a. niedriger Ruheumsatz) kann zu Gewichtszunahmen führen.[19]
Tabelle 5. Zusammenhang zwischen gonadalen Steroiden und der Entwicklung einer Essstörung bei Frauen - Humanexperimentelle Ergebnisse.
StudieHumanexperimentelle Ergebnisse
Nagata et al. (2005)
Bei postmenopausalen Frauen besteht ein signifikant positiver Zusammenhang zwischen dem Östradiolspiegel und der Aufnahme von Fett.[20]
Klump et al. (2005)
Es besteht eine signifikant positive Korrelation zwischen Östradiol in der Follikelphase und selbstberichteten anorektischen und bulimischen Symptomen. Daraus ergibt sich, dass das Östradiollevel nicht nur mit der Nahrungsaufnahme, sondern auch direkt mit klinisch relevanten Symptomen von Essstörungen im Zusammenhang steht.[21]
Zusammenfassend kann davon ausgegangen werden, dass aufgrund von Hormonausschüttung während des weiblichen Zyklus das Essverhalten kurzfristig gesteigert wird und es damit langfristig zu Übergewicht kommen kann. Unerwünschtes Gewicht kann dann gewichtsregulierende und restriktive Maßnahmen (Erbrechen, exzessive sportliche Betätigung, etc.) zufolge haben, die klar identifizierte Risikofaktoren für die Entwicklung einer Essstörung bilden. 
Bei Männern zeigt sich keine Wirkung gonadaler Steroide auf das Essverhalten. Die (im Vergleich zu Frauen) deutlich höher konzentrierten Androgene (u.a. Testosteron) scheinen diesbezüglich keinen Effekt aufzuweisen.[22]

Pathophysiologie[Bearbeiten]

Klinik
[Bearbeiten]

Symptome[Bearbeiten]

59ce53ba31ba5.png

Die meisten Studien stimmen darin überein, dass die Symptome einer Essstörung bei beiden Geschlechtern zumindest sehr ähnlich sind.[23] [24] [25] Symptomatisch stehen bei Frauen und Männern mit Anorexie oder Bulimie Aspekte wie Gewichtsphobie, andauernde Beschäftigung mit dem Essen und Körperschemastörung (Überzeugung „zu dick“ zu sein) im Vordergrund. Jedoch bestehen häufig Geschlechterunterschiede bezüglich der Art und Weise gewichtsreduzierender Maßnahmen: Erkrankte Frauen wenden zur Gewichtsreduktion öfter gesundheitsschädliche Praktiken an, z. B. mit der Einnahme von Diuretika, Laxantien oder Appetitzüglern und/oder dem Erbrechen nach einer Mahlzeit.[22] Erkrankte Männer zeigen im Vergleich zu Frauen häufiger exzessive sportliche Betätigung, um einer Gewichtszunahme entgegenzuwirken.[26] Zudem tritt die bei Anorexie charakteristische Hyperaktivität häufiger bei Männern als bei Frauen auf.[27] [28]

Diagnostik[Bearbeiten]

Lange Zeit wurde Anorexie bei Männern nicht erkannt oder fälschlicherweise als Schizophrenie eingeordnet. Die symptomatische Körperschemastörung wurde dabei im Kontext eines wahnhaften Verhaltens verstanden. Das DSM-Kriterium einer mindestens seit drei Monaten bestehenden Amenorrhö konnte selbsterklärend nicht greifen. Im ICD-10 wurde dieses Kriterium deshalb durch das Vorhandensein einer endokrinen Störung (die sich bei Frauen als Amenorrhö und Libidoverlust und bei Männern als Libido- und Potenzverlust manifestiert) ersetzt und damit die Geschlechtsspezifität eliminiert.[2] 

Studien der 70er und 80er Jahre bestätigten, dass beim medizinischen Fachpersonal deutliche Defizite bezüglich des Wissens um Geschlechteraspekte bei Essstörungen bestehen.[12] In einer Studie von 1979 gaben 38.1 Prozent der Allgemeinärzte und -ärztinnen sowie 23.1 Prozent der Psychiater und Psychiaterinnen via Fragebogen an, weibliches Geschlecht sei eine Voraussetzung für die Entwicklung einer Anorexie.[29] In einer Stichprobe von 250 Psychologen und Psychologinnen und 250 Psychiatern und Psychiaterinnen in den USA von 1983 ergab sich, dass in beiden Berufsgruppen etwa 25 Prozent die Meinung vertrat, Essstörungen würden allein bei Frauen auftreten.[30] Dabei gaben die Teilnehmenden an, dieses Wissen weniger aus Weiterbildungen erhalten zu haben als vielmehr ihrer eigenen Arbeitspraxis zu entnehmen. Grundlegende Wissensdefizite bezüglich der Diagnose einer Essstörung scheinen besonders in allgemeinmedizinischen Praxen auch heute noch zu bestehen.[31]

Management von Patienten und Patientinnen[Bearbeiten]

Therapie[Bearbeiten]

Bei Männern werden Anorexien meist erst spät und bei starkem Untergewicht erkannt, dann ist die stationäre Behandlung unumgänglich. Wenn es das Untergewicht zulässt, kann eine ambulante Einleitung der stationären Therapie hilfreich sein, da Männer sich beim ersten Kontakt mit Psychotherapie oft sehr schwer tun. Häufig werden die eigenen Probleme nicht nach Außen kommuniziert. Zudem sind Abteilungen zur stationären Behandlung von Essstörungen in der Regel deutlich weiblich dominiert und damit kann es betroffenen Männern an motivierenden Gesundungsmodellen mangeln. Dennoch folgt die Behandlung der männlichen und weiblichen Magersucht gleichen Grundsätzen. Es steht zunächst das Wiedererlernen eines normalen Essverhaltens, der Verzicht auf exzessiven Sport und auf andere gewichtsmanipulierende Verhaltensweisen sowie die kontinuierliche Gewichtszunahme im Vordergrund.[32]

Interaktion zwischen Arzt/Ärztin und Patient/Patientin[Bearbeiten]

Behandlungserfolg/Outcome[Bearbeiten]

Wissenschaftliche Befunde zum Behandlungserfolg essgestörter Männer (im Vergleich zu Frauen) sind unzureichend und kontrovers. Tendenziell wird ein günstigerer Verlauf bei Männern, die sich in Therapie befinden, festgestellt. Erklärt wird die etwas günstigere Prognose mit den protektiven Faktoren des männlichen Geschlechts (späterer Pubertätsbeginn, weniger Körperfettanteil, etc.). Ähnlich wie bei Frauen vergehen auch bei Männern häufig Monate bis Jahre vom Beginn der Störung bis zum Aufsuchen professioneller Hilfe. Entscheiden sich Männer schließlich für eine Therapie, können sie oft schneller als Frauen ihren prämorbiden Lebensalltag fortsetzen.[2]

Psychosoziale Faktoren[Bearbeiten]

Prävention[Bearbeiten]

Ein wichtiger Präventionsbereich (neben Steigerung von Lebenskompetenzen und der kritischen Auseinandersetzung mit Schlankheitsidealen) befasst sich mit dem Aufbau von Wissen über psychische und physische Veränderungen während der Pubertät. Dabei werden gesunde und ungesunde Ernährung sowie die Gefahr von Fehlentwicklungen thematisiert. Obwohl die Aufklärung über gesundes Essverhalten sowie über die Entwicklung von Essstörungen für Kinder und Jugendliche sinnvoll ist, besteht dabei doch die Gefahr der unerwünschten „Nebenwirkungen“: Aufgrund der Thematisierung möglicher Maßnahmen zur Gewichtsreduktion werden Kinder und Jugendliche zuweilen erst auf den Gedanken gebracht, ihr Gewicht bewusst zu beeinflussen.[33] Beispielsweise kann bei weiblichen Jugendlichen mit Diabetes mellitus häufig beobachtet werden, dass sie zur Gewichtsreduktion ihre Insulindosis absichtlich verringern, insofern sie den bestehenden Zusammenhang erkannt haben. Wiedebusch und Ziegler (2012) gehen von zwölf bis 40 Prozent der jugendlichen Diabetikerinnen aus, die ein solches „Insulin-Purging“ praktizieren.[34] Das Wissen bezüglich Methoden der Gewichtsreduktion birgt demnach das Risiko eines Nachahmungseffekts und  damit die Gefahr des Missbrauchs dieses Wissens. Präventionsprogramme sollten deshalb immer auch die Negativfolgen von derartigem Risikoverhalten vermitteln.[35]

Es ergeben sich Geschlechterunterschiede bezüglich der Vorstellung über jeweilige Körperideale [36] sowie zum (potentiellen) Vorgehen gewichtsreduzierender Maßnahmen.[22] Es macht damit durchaus Sinn zumindest einzelne Elemente von Präventionsprogrammen geschlechterspezifisch und damit geschlechtergetrennt zu  gestalten.  Geschlechtshomogene Gruppen bieten zudem eine geringere Hemmschwelle über individuelle Probleme im Essverhalten offen zu reden. Andere Programmelemente (z. B. gesunde Ernährung) können dagegen für Mädchen und Jungen vergleichbar konzeptualisiert werden.[37]

Translation in die klinische Versorgung[Bearbeiten]

Offene Forschungsfragen[Bearbeiten]

Erst in den letzten Jahrzehnten haben Essstörungen bei Männern allmählich Forschungsinteresse gewonnen, Publikationen zu essgestörten Männern sind dabei immer noch selten.Grabhorn, R., Köpp, W., Gitzinger, I., von Wietersheim, J., & Kaufhold, J. (2003). Unterschiede zwischen weiblichen und männlichen Patienten mit einer Essstörung. PPmP-Psychotherapie· Psychosomatik· Medizinische Psychologie, 53(01), 15-22. Bezüglich Verlauf und Prognose gilt es damit besonders bei erkrankten Männern wissenschaftlich fundierte Erkenntnisse zu gewinnen.

Externe Links[Bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten]

Klicken Sie auf "Ausklappen" um die Literaturverweise anzuzeigen.
  1. Hölling H, Schlack R. Essstörungen im Kindes- und Jugendalter. Erste Ergebnisse aus dem Kinder- und Jugendgesundheitssurvey (KiGGS). Bundesgesundheitsblatt, Gesundheitsforschung, Gesundheitsschutz 2007; 50(5-6):794–9.
  2. Herpertz S, Zwaan M de, Zipfel S. Handbuch Essstörungen und Adipositas: Springer Berlin Heidelberg; 2008. Available from: URL: https://books.google.de/books?id=fNEPgBXy5HcC.
  3. Jacobi F, Höfler M, Strehle J, Mack S, Gerschler A, Scholl L et al. Psychische Störungen in der Allgemeinbevölkerung: Studie zur Gesundheit Erwachsener in Deutschland und ihr Zusatzmodul Psychische Gesundheit (DEGS1-MH) (Originalien). Der Nervenarzt 2014; 85(1):77–87.
  4. Hoek HW. Incidence, prevalence and mortality of anorexia nervosa and other eating disorders. Current Opinion in Psychiatry 2006; 19(4):389–94.
  5. Wissenschaftliches Kuratorium der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen e. V. Suchtmedizinische Reihe, Band 3: Essstörungen. Hamm: 2004.
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Lizenz[Bearbeiten]

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Autoren[Bearbeiten]

Julia Schreitmüller

Zuletzt geändert: 2017-09-29 16:07:53

Störungen der Nahrungsaufnahme oder des Körpergewichts, die nicht in organischen Ursachen begründet sind. Essstörungen können sich dabei in verschiedenen Krankheitsbildern manifestieren.

Ein Teilgebiet der Medizin, das die Verteilung von Krankheiten in einer Bevölkerung und die damit zusammenhängenden Variablen untersucht.

Die Anzahl neu aufgetretener Krankheitsfälle innerhalb einer definierten Population in einem bestimmten Zeitraum.

Die Häufigkeit einer Krankheit oder eines Symptoms in einer definierten Population zu einem bestimmten Zeitpunkt.

Zeitraum von der späten Kindheit über die Pubertät bis hin zum Erwachsenenalter.

(engl.: craving = Verlangen) Starkes Verlangen nach einer bestimmten Substanzwirkung.

Maß für den statistischen Zusammenhang zwischen zwei Datensätzen.

Die erste Hälfte des Menstruationszyklus (erster bis c. a. vierzehnter Tag), während der die Follikel im Eierstock heranwachsen und vermehrt Östrogene produzieren, wodurch sich die Gebärmutterschleimhaut wieder aufbaut.

Hormone, die die Entwicklung der männlichen Geschlechtsmerkmale steuern.

Die Lehre von krankhaft veränderten Körperfunktionen sowie ihrer Entstehung und Entwicklung.