Erwachsenenalter und soziale Partizipation/Einführungsartikel: Unterschied zwischen den Versionen

 
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Unsere Erwachsenenjahre sind gepr&auml;gt von gesellschaftlicher Partizipation. Neben der Familiengr&uuml;ndung (in allen m&ouml;glichen Variationen) sind die meisten Menschen involviert in bezahlte und/oder freiwillige Arbeit. Viele (geschlechterspezifischen) Gesundheitsprobleme k&ouml;nnen sich im Erwachsenenalter manifestieren. Dabei besteht ein Zusammenhang zwischen sozialer Integration und Gesundheit. Arbeit (inklusive Freiwilligenarbeit) hat generell einen positiven Effekt auf Gesundheit. Dennoch k&ouml;nnen berufsbedingte Krankheiten entstehen oder bestehende Erkrankungen verschlimmern sich aufgrund schlechter Arbeitsbedingungen. Umgekehrt hat die individuelle Gesundheit Einfluss auf die Teilhabe am Arbeitsmarkt (und auf andere Formen sozialer Interaktion). <ref name=&quot;The Netherlands&quot;> The Netherlands Organisation for Health Research and Development. Gender and Health: Knowledge Agenda. Den Haag; 2015. </ref>
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Unsere Erwachsenenjahre sind gepr&auml;gt von gesellschaftlicher Partizipation. Neben der Familiengr&uuml;ndung (in allen m&ouml;glichen Variationen) sind die meisten Menschen involviert in bezahlte und/oder freiwillige Arbeit. Viele (geschlechterspezifischen) Gesundheitsprobleme k&ouml;nnen sich im Erwachsenenalter manifestieren. Dabei besteht ein Zusammenhang zwischen sozialer Integration und Gesundheit. Arbeit (inklusive Freiwilligenarbeit) hat generell einen positiven Effekt auf Gesundheit. Dennoch k&ouml;nnen berufsbedingte Krankheiten entstehen oder bestehende Erkrankungen verschlimmern sich aufgrund schlechter Arbeitsbedingungen. Umgekehrt hat die individuelle Gesundheit Einfluss auf die Teilhabe am Arbeitsmarkt (und auf andere Formen sozialer Interaktion). <ref> The Netherlands Organisation for Health Research and Development. Gender and Health: Knowledge Agenda. Den Haag; 2015. </ref>
  
 
==Beruf und Geschlecht==
 
==Beruf und Geschlecht==
  
 
Bestimmte Berufe werden deutlich h&auml;ufiger von M&auml;nnern ausgef&uuml;hrt, w&auml;hrend andere typischerweise von Frauen besetzt werden. M&auml;nner arbeiten &ouml;fter in Bereichen, die schwere k&ouml;rperliche Arbeit umfassen (z. B. im Bauwesen). Aber auch Frauen sind in Berufen t&auml;tig, die k&ouml;rperlich belastend sind (z. B. Gesundheitspflege oder Geb&auml;udereinigung).<ref> Fauser, Bartholomeus Clement Johannes Maria, Lagro-Janssen, Antoinette Leonarda Maria, Bos, Anna Margaretha Elisabeth, Hessels F. Handboek vrouwspecifieke geneeskunde: Prelum uitgevers; 2013.</ref><br />
 
Bestimmte Berufe werden deutlich h&auml;ufiger von M&auml;nnern ausgef&uuml;hrt, w&auml;hrend andere typischerweise von Frauen besetzt werden. M&auml;nner arbeiten &ouml;fter in Bereichen, die schwere k&ouml;rperliche Arbeit umfassen (z. B. im Bauwesen). Aber auch Frauen sind in Berufen t&auml;tig, die k&ouml;rperlich belastend sind (z. B. Gesundheitspflege oder Geb&auml;udereinigung).<ref> Fauser, Bartholomeus Clement Johannes Maria, Lagro-Janssen, Antoinette Leonarda Maria, Bos, Anna Margaretha Elisabeth, Hessels F. Handboek vrouwspecifieke geneeskunde: Prelum uitgevers; 2013.</ref><br />
Insgesamt l&auml;sst sich feststellen, dass M&auml;nner tendenziell eher in k&ouml;rperlich fordernden und Frauen eher in emotional fordernden Berufen arbeiten. Zudem arbeiten Frauen h&auml;ufiger in Berufen, in denen sie geringes Mitspracherecht haben (bez&uuml;glich inhaltlicher und zeitlicher Aspekte).<ref> WILLNESS CR, STEEL P, LEE K. A META-ANALYSIS OF THE ANTECEDENTS AND CONSEQUENCES OF WORKPLACE SEXUAL HARASSMENT. Personnel Psychology 2007; 60(1):127&ndash;62.</ref> Mehr Frauen als M&auml;nner arbeiten in gering bezahlten Bereichen und werden zudem h&auml;ufig f&uuml;r die gleiche Arbeit schlechter entlohnt als M&auml;nner. Deutlich mehr Frauen werden Opfer sexueller Bel&auml;stigung oder sexuellen Missbrauchs w&auml;hrend der Arbeitszeit. Frauen engagieren sich &ouml;fter in Ehren&auml;mtern und der informellen Pflege. Sie k&uuml;mmern sich st&auml;rker als M&auml;nner um ihre Kinder, Verwandten, Freunde und Freundinnen oder Nachbarn und Nachbarinnen. <ref name=&quot;The Netherlands&quot;>.Beruf und Gesundheit
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Insgesamt l&auml;sst sich feststellen, dass M&auml;nner tendenziell eher in k&ouml;rperlich fordernden und Frauen eher in emotional fordernden Berufen arbeiten. Zudem arbeiten Frauen h&auml;ufiger in Berufen, in denen sie geringes Mitspracherecht haben (bez&uuml;glich inhaltlicher und zeitlicher Aspekte).<ref> WILLNESS CR, STEEL P, LEE K. A META-ANALYSIS OF THE ANTECEDENTS AND CONSEQUENCES OF WORKPLACE SEXUAL HARASSMENT. Personnel Psychology 2007; 60(1):127&ndash;62.</ref> Mehr Frauen als M&auml;nner arbeiten in gering bezahlten Bereichen und werden zudem h&auml;ufig f&uuml;r die gleiche Arbeit schlechter entlohnt als M&auml;nner. Deutlich mehr Frauen werden Opfer sexueller Bel&auml;stigung oder sexuellen Missbrauchs w&auml;hrend der Arbeitszeit. Frauen engagieren sich &ouml;fter in Ehren&auml;mtern und der informellen Pflege. Sie k&uuml;mmern sich st&auml;rker als M&auml;nner um ihre Kinder, Verwandten, Freunde und Freundinnen oder Nachbarn und Nachbarinnen. <ref> The Netherlands Organisation for Health Research and Development. Gender and Health: Knowledge Agenda. Den Haag; 2015. </ref>
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==Beruf und Gesundheit==
  
 
Die Tatsache, dass Frauen eher unter gesundheitlichen Einschr&auml;nkungen leiden und geringere subjektive Gesundheitswerte haben, hat einen negativen Einfluss auf die Teilhabe am Arbeitsmarkt und andere soziale Gebiete. Forschungen zu Gesundheit und Arbeit haben herausgefunden, dass der Einfluss geringer Gesundheit besonders gro&szlig; ist bei Frauen t&uuml;rkischen und marokkanischen Ursprungs. Dabei kann schlechte Gesundheit in unterschiedlicher Weise negativen Einfluss auf das Berufsleben nehmen: Personen k&ouml;nnen von der Berufst&auml;tigkeit v&ouml;llig ausgeschlossen sein (Arbeitsunf&auml;higkeit), h&auml;ufig krankgeschrieben oder fr&uuml;hzeitig berentet werden. Viele Frauen arbeiten Teilzeit, wobei vor allem bei &auml;lteren Frauen schlechte Gesundheitswerte urs&auml;chlich sind. Forschungen haben ergeben, dass vor allem &auml;ltere, gut ausgebildete Frauen (in allen Bereichen der Arbeit) besonders h&auml;ufig von M&uuml;digkeit und Ersch&ouml;pfung bez&uuml;glich ihrer Berufst&auml;tigkeit berichten. Frauen, die weniger als 25 Stunden pro Woche arbeiten, berichten seltener von diesen Problemen, als Frauen, die mehr als 25 Stunden oder ganztags arbeiten. Es l&auml;sst sich folgern, dass Frauen Teilzeit arbeiten, um die Gesamtbelastung (bez&uuml;glich Berufst&auml;tigkeit, Versorgung von Kindern und Haushalt sowie informeller Pflege) zu begrenzen und ihre Gesundheit zu sch&uuml;tzen. Die laufenden Ver&auml;nderungen im Versorgungssystem werden m&ouml;glicherweise zu einem steigenden Bedarf an informeller Pflege f&uuml;hren und damit wird besonders der Druck auf Frauen erh&ouml;ht, die deutlich h&auml;ufiger diese Aufgabe &uuml;bernehmen. Obgleich Teilzeitarbeit h&auml;ufig mit Mutterschaft erkl&auml;rt wird, scheint dieses Arbeitsprofil momentan die durchschnittliche Norm f&uuml;r alle Frauen zu sein. <ref name=&quot;Merens&quot;> Merens A, van den Brakel, M. Emancipatiemonitor 2014. Den Haag: SCP/CBS; 2014 Dec 16.</ref>
 
Die Tatsache, dass Frauen eher unter gesundheitlichen Einschr&auml;nkungen leiden und geringere subjektive Gesundheitswerte haben, hat einen negativen Einfluss auf die Teilhabe am Arbeitsmarkt und andere soziale Gebiete. Forschungen zu Gesundheit und Arbeit haben herausgefunden, dass der Einfluss geringer Gesundheit besonders gro&szlig; ist bei Frauen t&uuml;rkischen und marokkanischen Ursprungs. Dabei kann schlechte Gesundheit in unterschiedlicher Weise negativen Einfluss auf das Berufsleben nehmen: Personen k&ouml;nnen von der Berufst&auml;tigkeit v&ouml;llig ausgeschlossen sein (Arbeitsunf&auml;higkeit), h&auml;ufig krankgeschrieben oder fr&uuml;hzeitig berentet werden. Viele Frauen arbeiten Teilzeit, wobei vor allem bei &auml;lteren Frauen schlechte Gesundheitswerte urs&auml;chlich sind. Forschungen haben ergeben, dass vor allem &auml;ltere, gut ausgebildete Frauen (in allen Bereichen der Arbeit) besonders h&auml;ufig von M&uuml;digkeit und Ersch&ouml;pfung bez&uuml;glich ihrer Berufst&auml;tigkeit berichten. Frauen, die weniger als 25 Stunden pro Woche arbeiten, berichten seltener von diesen Problemen, als Frauen, die mehr als 25 Stunden oder ganztags arbeiten. Es l&auml;sst sich folgern, dass Frauen Teilzeit arbeiten, um die Gesamtbelastung (bez&uuml;glich Berufst&auml;tigkeit, Versorgung von Kindern und Haushalt sowie informeller Pflege) zu begrenzen und ihre Gesundheit zu sch&uuml;tzen. Die laufenden Ver&auml;nderungen im Versorgungssystem werden m&ouml;glicherweise zu einem steigenden Bedarf an informeller Pflege f&uuml;hren und damit wird besonders der Druck auf Frauen erh&ouml;ht, die deutlich h&auml;ufiger diese Aufgabe &uuml;bernehmen. Obgleich Teilzeitarbeit h&auml;ufig mit Mutterschaft erkl&auml;rt wird, scheint dieses Arbeitsprofil momentan die durchschnittliche Norm f&uuml;r alle Frauen zu sein. <ref name=&quot;Merens&quot;> Merens A, van den Brakel, M. Emancipatiemonitor 2014. Den Haag: SCP/CBS; 2014 Dec 16.</ref>
  
Generell sollten Frauen auf dem Arbeitsmarkt (vor allem in F&uuml;hrungspositionen) besser vertreten sein. Aktuell sind Frauen immer noch st&auml;rker von der Doppelbelastung durch Familie und Berufst&auml;tigkeit betroffen als M&auml;nner. Zudem sind sie im Vergleich zu Familienv&auml;tern h&auml;ufiger und l&auml;nger aufgrund der Kinderversorgung vom Arbeitsmarkt abwesend. Frauen sind h&auml;ufiger krankgeschrieben als M&auml;nner, wobei diese Differenz zwischen dem 25 und 35 Lebensjahr am gr&ouml;&szlig;ten ist. Urs&auml;chlich sind vor allem Krankheitsausf&auml;lle aufgrund von Schwangerschaft oder Komplikationen w&auml;hrend der Geburt. Die h&ouml;here Rate von Krankheitstagen bei Frauen (unabh&auml;ngig vom Alter) erkl&auml;rt sich zudem aus der Tatsache, dass ein relativ hoher Anteil von Frauen im p&auml;dagogischen und Gesundheitsbereich t&auml;tig ist. Die durchschnittlichen Krankheitstage sind hier berufsbedingt relativ hoch.<ref name=&quot;Merens&quot;> Die Pr&auml;valenz psychischer Erkrankungen wie Angstst&ouml;rungen und Depression ist bei Frauen h&ouml;her als bei M&auml;nnern und ist h&auml;ufig Grund f&uuml;r Krankschreibungen.<ref name=&quot;Verdonk&quot;> Verdonk P, Hooftman WE, van Veldhoven, Marc J. P. M., Boelens LRM, Koppes LLJ. Work-related fatigue: The specific case of highly educated women in the Netherlands. Int Arch Occup Environ Health 2010; 83(3):309&ndash;21 </ref> Da Frauen sich relativ sp&auml;t in den Arbeitsmarkt integrieren konnten (in den 1980er Jahren), ist das aktuelle Durchschnittsalter von berufst&auml;tigen Frauen geringer als von M&auml;nnern.Fauser, Bartholomeus Clement Johannes Maria, Lagro-Janssen, Antoinette Leonarda Maria, Bos, Anna Margaretha Elisabeth, Hessels F. Handboek vrouwspecifieke geneeskunde: Prelum uitgevers; 2013. Es ist davon auszugehen, dass die Krankheitstage von Frauen mit Zunahme des Altersdurchschnitts in den n&auml;chsten Jahren weiter steigen werden.<ref name=&quot;Verdonk&quot;>
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Generell sollten Frauen auf dem Arbeitsmarkt (vor allem in F&uuml;hrungspositionen) besser vertreten sein. Aktuell sind Frauen immer noch st&auml;rker von der Doppelbelastung durch Familie und Berufst&auml;tigkeit betroffen als M&auml;nner. Zudem sind sie im Vergleich zu Familienv&auml;tern h&auml;ufiger und l&auml;nger aufgrund der Kinderversorgung vom Arbeitsmarkt abwesend. Frauen sind h&auml;ufiger krankgeschrieben als M&auml;nner, wobei diese Differenz zwischen dem 25 und 35 Lebensjahr am gr&ouml;&szlig;ten ist. Urs&auml;chlich sind vor allem Krankheitsausf&auml;lle aufgrund von Schwangerschaft oder Komplikationen w&auml;hrend der Geburt. Die h&ouml;here Rate von Krankheitstagen bei Frauen (unabh&auml;ngig vom Alter) erkl&auml;rt sich zudem aus der Tatsache, dass ein relativ hoher Anteil von Frauen im p&auml;dagogischen und Gesundheitsbereich t&auml;tig ist. Die durchschnittlichen Krankheitstage sind hier berufsbedingt relativ hoch.<ref name=&quot;Merens&quot;></ref> Die Pr&auml;valenz psychischer Erkrankungen wie Angstst&ouml;rungen und Depression ist bei Frauen h&ouml;her als bei M&auml;nnern und ist h&auml;ufig Grund f&uuml;r Krankschreibungen.<ref name=&quot;Verdonk&quot;> Verdonk P, Hooftman WE, van Veldhoven, Marc J. P. M., Boelens LRM, Koppes LLJ. Work-related fatigue: The specific case of highly educated women in the Netherlands. Int Arch Occup Environ Health 2010; 83(3):309&ndash;21 </ref> Da Frauen sich relativ sp&auml;t in den Arbeitsmarkt integrieren konnten (in den 1980er Jahren), ist das aktuelle Durchschnittsalter von berufst&auml;tigen Frauen geringer als von M&auml;nnern.Fauser, Bartholomeus Clement Johannes Maria, Lagro-Janssen, Antoinette Leonarda Maria, Bos, Anna Margaretha Elisabeth, Hessels F. Handboek vrouwspecifieke geneeskunde: Prelum uitgevers; 2013. Es ist davon auszugehen, dass die Krankheitstage von Frauen mit Zunahme des Altersdurchschnitts in den n&auml;chsten Jahren weiter steigen werden.<ref name=&quot;Verdonk&quot;></ref>
  
 
==Literatur==
 
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Zuletzt geändert: 2021-03-09 12:23:10

Aktuelle Version vom 9. März 2021, 12:23 Uhr

Unsere Erwachsenenjahre sind geprägt von gesellschaftlicher Partizipation. Neben der Familiengründung (in allen möglichen Variationen) sind die meisten Menschen involviert in bezahlte und/oder freiwillige Arbeit. Viele (geschlechterspezifischen) Gesundheitsprobleme können sich im Erwachsenenalter manifestieren. Dabei besteht ein Zusammenhang zwischen sozialer Integration und Gesundheit. Arbeit (inklusive Freiwilligenarbeit) hat generell einen positiven Effekt auf Gesundheit. Dennoch können berufsbedingte Krankheiten entstehen oder bestehende Erkrankungen verschlimmern sich aufgrund schlechter Arbeitsbedingungen. Umgekehrt hat die individuelle Gesundheit Einfluss auf die Teilhabe am Arbeitsmarkt (und auf andere Formen sozialer Interaktion). [1]

Beruf und Geschlecht[Bearbeiten]

Bestimmte Berufe werden deutlich häufiger von Männern ausgeführt, während andere typischerweise von Frauen besetzt werden. Männer arbeiten öfter in Bereichen, die schwere körperliche Arbeit umfassen (z. B. im Bauwesen). Aber auch Frauen sind in Berufen tätig, die körperlich belastend sind (z. B. Gesundheitspflege oder Gebäudereinigung).[2]
Insgesamt lässt sich feststellen, dass Männer tendenziell eher in körperlich fordernden und Frauen eher in emotional fordernden Berufen arbeiten. Zudem arbeiten Frauen häufiger in Berufen, in denen sie geringes Mitspracherecht haben (bezüglich inhaltlicher und zeitlicher Aspekte).[3] Mehr Frauen als Männer arbeiten in gering bezahlten Bereichen und werden zudem häufig für die gleiche Arbeit schlechter entlohnt als Männer. Deutlich mehr Frauen werden Opfer sexueller Belästigung oder sexuellen Missbrauchs während der Arbeitszeit. Frauen engagieren sich öfter in Ehrenämtern und der informellen Pflege. Sie kümmern sich stärker als Männer um ihre Kinder, Verwandten, Freunde und Freundinnen oder Nachbarn und Nachbarinnen. [4]

Beruf und Gesundheit[Bearbeiten]

Die Tatsache, dass Frauen eher unter gesundheitlichen Einschränkungen leiden und geringere subjektive Gesundheitswerte haben, hat einen negativen Einfluss auf die Teilhabe am Arbeitsmarkt und andere soziale Gebiete. Forschungen zu Gesundheit und Arbeit haben herausgefunden, dass der Einfluss geringer Gesundheit besonders groß ist bei Frauen türkischen und marokkanischen Ursprungs. Dabei kann schlechte Gesundheit in unterschiedlicher Weise negativen Einfluss auf das Berufsleben nehmen: Personen können von der Berufstätigkeit völlig ausgeschlossen sein (Arbeitsunfähigkeit), häufig krankgeschrieben oder frühzeitig berentet werden. Viele Frauen arbeiten Teilzeit, wobei vor allem bei älteren Frauen schlechte Gesundheitswerte ursächlich sind. Forschungen haben ergeben, dass vor allem ältere, gut ausgebildete Frauen (in allen Bereichen der Arbeit) besonders häufig von Müdigkeit und Erschöpfung bezüglich ihrer Berufstätigkeit berichten. Frauen, die weniger als 25 Stunden pro Woche arbeiten, berichten seltener von diesen Problemen, als Frauen, die mehr als 25 Stunden oder ganztags arbeiten. Es lässt sich folgern, dass Frauen Teilzeit arbeiten, um die Gesamtbelastung (bezüglich Berufstätigkeit, Versorgung von Kindern und Haushalt sowie informeller Pflege) zu begrenzen und ihre Gesundheit zu schützen. Die laufenden Veränderungen im Versorgungssystem werden möglicherweise zu einem steigenden Bedarf an informeller Pflege führen und damit wird besonders der Druck auf Frauen erhöht, die deutlich häufiger diese Aufgabe übernehmen. Obgleich Teilzeitarbeit häufig mit Mutterschaft erklärt wird, scheint dieses Arbeitsprofil momentan die durchschnittliche Norm für alle Frauen zu sein. [5]

Generell sollten Frauen auf dem Arbeitsmarkt (vor allem in Führungspositionen) besser vertreten sein. Aktuell sind Frauen immer noch stärker von der Doppelbelastung durch Familie und Berufstätigkeit betroffen als Männer. Zudem sind sie im Vergleich zu Familienvätern häufiger und länger aufgrund der Kinderversorgung vom Arbeitsmarkt abwesend. Frauen sind häufiger krankgeschrieben als Männer, wobei diese Differenz zwischen dem 25 und 35 Lebensjahr am größten ist. Ursächlich sind vor allem Krankheitsausfälle aufgrund von Schwangerschaft oder Komplikationen während der Geburt. Die höhere Rate von Krankheitstagen bei Frauen (unabhängig vom Alter) erklärt sich zudem aus der Tatsache, dass ein relativ hoher Anteil von Frauen im pädagogischen und Gesundheitsbereich tätig ist. Die durchschnittlichen Krankheitstage sind hier berufsbedingt relativ hoch.[5] Die Prävalenz psychischer Erkrankungen wie Angststörungen und Depression ist bei Frauen höher als bei Männern und ist häufig Grund für Krankschreibungen.[6] Da Frauen sich relativ spät in den Arbeitsmarkt integrieren konnten (in den 1980er Jahren), ist das aktuelle Durchschnittsalter von berufstätigen Frauen geringer als von Männern.Fauser, Bartholomeus Clement Johannes Maria, Lagro-Janssen, Antoinette Leonarda Maria, Bos, Anna Margaretha Elisabeth, Hessels F. Handboek vrouwspecifieke geneeskunde: Prelum uitgevers; 2013. Es ist davon auszugehen, dass die Krankheitstage von Frauen mit Zunahme des Altersdurchschnitts in den nächsten Jahren weiter steigen werden.[6]

Literatur[Bearbeiten]

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  1. The Netherlands Organisation for Health Research and Development. Gender and Health: Knowledge Agenda. Den Haag; 2015.
  2. Fauser, Bartholomeus Clement Johannes Maria, Lagro-Janssen, Antoinette Leonarda Maria, Bos, Anna Margaretha Elisabeth, Hessels F. Handboek vrouwspecifieke geneeskunde: Prelum uitgevers; 2013.
  3. WILLNESS CR, STEEL P, LEE K. A META-ANALYSIS OF THE ANTECEDENTS AND CONSEQUENCES OF WORKPLACE SEXUAL HARASSMENT. Personnel Psychology 2007; 60(1):127–62.
  4. The Netherlands Organisation for Health Research and Development. Gender and Health: Knowledge Agenda. Den Haag; 2015.
  5. Merens A, van den Brakel, M. Emancipatiemonitor 2014. Den Haag: SCP/CBS; 2014 Dec 16.
  6. Verdonk P, Hooftman WE, van Veldhoven, Marc J. P. M., Boelens LRM, Koppes LLJ. Work-related fatigue: The specific case of highly educated women in the Netherlands. Int Arch Occup Environ Health 2010; 83(3):309–21

Lizenz[Bearbeiten]

Dieser Artikel ist unter der Creative Commons Lizenz veröffentlicht. Den vollen Lizenzinhalt finden Sie hier: https://creativecommons.org/licenses/by/3.0/legalcode

Autoren[Bearbeiten]

Zuletzt geändert: 2021-03-09 12:23:10

Die Häufigkeit einer Krankheit oder eines Symptoms in einer definierten Population zu einem bestimmten Zeitpunkt.

(lat.: deprimere = herunterdrücken) Psychische Erkrankung, die durch die Hauptsymptome gedrückte Stimmung, Verlust an Interessen bzw. an Freude und deutliche Antriebsminderung gekennzeichnet ist.